Darf’s a bissi mehr sein?

Weil es gerade thematisch zu anderen Postings passt: Hier seht ihr eine Grafik, auf der einerseits die Inflation seit 1970 (blau) zu sehen ist und andererseits die Entwicklung des Dieselpreises (schwarze Linie).

Wäre der Preis nur in dem Maß angestiegen wie es der Inflation entspricht (rote Linie), dann müsste ein Liter Diesel heute 99 Cent kosten. Interessant ist, dass die Mineralölsteuer seit 2014 NICHT mehr angehoben wurde.

Dafür gibt es jetzt zB CO2-Abgaben, die den Preis nach oben treiben – erinnert mich an die Politik der Stromkonzerne, die zwar den Cent-Preis pro Kilowatt sogar manchmal senken/gesenkt haben, dafür aber dann die Netzentgelte oder andere Abgaben erhöhen…

Bei dieser Grafik sind mehrere Details interessant: Die Inflation war zum Beispiel Anfang und Mitte der Siebzigerjahre gleich hoch wie zuletzt, auch Anfang der Achtzigerjahre gab es Werte um 6 bis 7%. Danach blieb sie für 36 Jahre imme runter 4%, ehe sie 2020 auf den zweithöchsten Wert seit 1970 anstieg. Im Gegensatz zu den anderen Anstiegen ist sie allerdings nicht langsam angestiegen sondern sprunghaft auf das Dreifache. Und während der Dieselpreis in den Siebzigerjahren in zwei Jahren um 50% angestiegen ist, waren es von 2020 auf 2022 satte 65% mehr!

Auf dieser Grafik sind die Kurven des Dieselpreises (rot), des Verbraucherpreisindexes (blau) des Tariflohnindex (grün) und die Entwicklung der Mineralölsteuer zu sehen. Letztere ist übrigens eine „Mengensteuer“ und wurde lange Zeit pro 100kg berechnet und erst ab 1995 pro 1.000 Liter. Diesel ist in dem Fall als „Gasöl“ (Dieselöl) angeführt. Und seit 2014 wurde die Mineralölsteuer nicht mehr angehoben!
Das mit der Mengensteuer bedeutet: Die Steuereinnahmen steigen nicht, wenn mehr Geld für Diesel hereinkommt, sonst wenn die verkaufte Menge steigt. Wenn also ein Liter Diesel statt 1 Euro 2 Euro kostet, bleibt die Mineralölsteuer, die nach verkaufter Menge berechnet wird, gleich, solange nicht mehr Diesel verkauft wird. (Quelle: fname_204300.pdf)

Was auf dieser Grafik gut zu sehen ist: Die Löhne haben sich laut Angaben der Statistik Austria besser entwickelt als der Verbraucherpreisindex. Das bedeutet dass Menschen heute mehr Geld haben müssten als vor 55 Jahren für ihre täglichen Ausgaben.
Ebenfalls gut zu erkennen: Der VPI ist zuletzt stärker gestiegen als die Löhne. Und der Dieselpreis war nur Mitte der 80er-Jahre ähnlich weit über dem Lohnanstieg platziert wie 2022 und 2023.

Ein Liter Diesel kostete 2022 im Schnitt zehn Mal mehr als 1970. Die Löhne sind in dieser Zeit um etwas mehr als das Neunfache angestiegen. Der Verbraucherpreisindex ist gleichzeitig nur um etwa das Fünfeinhalbfache gestiegen – sprich das tägliche Leben laut dem aus dem VPI berechneten Bedarf ist etwas weniger als sechs Mal so teuer wie vor 55 Jahren.
Interessantes Detail beim Diesel: Die Mineralölsteuer für ebendiesen beträgt nur um das 3,3-fache mehr als 1970.

Allerdings kommen bei den Steuereinnahmen bei Diesel und vor allem auch Benzin ja noch weitere Abgaben dazu (siehe ÖAMTC-Grafik). Insgesamt gehen also 48% des Dieselpreises und 55% des Benzinpreises an den Staat. Und durch einen Wegfall des „Dieselprivileges“ würde das auch beim Diesel mehr werden…

„Spannend“ wird das Ganze zudem, wenn es 2025 wirklich dazu kommt, dass Bund und Ländern die Strompreisdeckelungen und -rabatte nicht mehr fortführen. Denn das trifft dann alle, die Strom brauchen – und wer ist davon nicht betroffen?
Zwei Grafiken aus den VN (Vorarlberger Nachrichten) verheißen da nichts Gutes:

53% mehr an Stromkosten für „Durchscnittshaushalte“ in Vorarlberg, wo dank eines im Vergleich zu anderen Bundesländern moderaten KW-Preises weniger an Deckelung wegfällt, verheißen für ganz Österreich nichts Gutes.

Und einen solchen Anstieg bei den „Netznutzungsentgelten“ zu erklären wird sicher „interessant“ werden im kommenden Jahr!

Fazit

Das Jahr 2025 wird ein spannendes! Wie wird die Bevölkerung, wo mit den anstehenden Preis-Steigerungen bei den Strompreisen wirklich so gut wie alle betroffen sein werden/würden, reagieren zusammen mit dem Sparkurs, der mit Sicherheit kommen wird und kommen muss?
Traut sich eine neue Regierung wirklich, die „Strompreisbremsen“ auszusetzen und damit Haushalten starke Mehrbelastungen aufzubürden bei damit auch stark steigenden Steuereinnahmen (also ein Win-Win für den Staat: weniger Ausgaben und mehr Einnahmen)?
Und wie werden diese Grafiken (Diesel, VPI und TPI) aussehen, wenn auch die Daten für 2024 eingetragen sind?