Beeinflussen die Wahlen die Zahlen?

Nach einer längeren Pause wegen meinem „großen Projekt“ gibt es heute wieder einmal ein paar Zahlen von mir. Zum Projekt gibt es demnächst auch Infos, es gilt nur noch einige Details zu klären…

Zurück zu den Zahlen. Heute wollte ich einmal schauen, wie es denn derzeit aussieht im Vergleich zu den letzten 2 Jahren 2021 und 2022. Dazu habe ich die Zahlen von 26. Feburar bis 11. März (=14 Tage) aus allen drei Jahren herangezogen und verglichen. Da ich wieder einmal alle Bundesländer anschauen wollte, ging das nur mit Inzidenzen, also Zahlen, die auf die Einwohnerzahl berechnet sind.

Wichtige Vorbemerkung: Mitte März vor einem Jahr hatten wir den absoluten Höhepunkt der Omikron-Welle 2022 – damals gab es so viele Positive wie sonst nie während der letzten drei Jahre. Daher ist davon auszugehen, dass die meisten Werte auch am höchsten sind im Jahr 2022 – oder doch nicht?

Die Tests

Wie viel wurde in 14 Tagen in den Jahren 2021, 2022 und 2023 getestet? Im letzten Jahr während der großen Omikronwelle gab es pro 100.000 Menschen österreichweit im Schnitt 74.752 Tests in dieser Zeit. Das bedeutet, dass fast für 75% der Bevölkerung ein test innerhalb von 14 Tagen ausgeführt wurde! In Wien wurde mehr als doppelt so viel getestet, auch NÖ liegt KLAR über dem Schnitt und über 100%.
Außer dem Burgenland mit 55.551 Tests pro 100.000 EW in 2 Wochen lagen ALLE anderen Bundesländer maximal halb so hoch wie der Bundesschnitt.
Dass wir jetzt fast 16 Mal weniger testen, verwundert mich nicht. Interessanter finde ich, dass zwar Wien und das Burgenland immer ganz vorne liegen bei den Testzahlen, allerdings ist NÖ inzwischen wieder völlig „unauffällig“. Bei weitem am wenigsten getestet wird und wurde in Kärnten, wo in den letzten 14 Tagen gerade einmal knapp über 1.000 Tests pro 100.000 EW gemacht wurden. Seltsamerweise war Wien 2021 noch das Bundesland mit den zweitwenigsten Testungen!

Die positiven Tests

5.404 positive Tests pro 100.000 EW gab es im Jahr 2022 innerhalb von 14 Tagen in Österreich. Spitzenreiter war damals Vorarlberg mit mehr als 6.000 positiven Tests pro 100.000 Menschen. Derzeit liegen nur mehr Wien, das Burgenland und NÖ über 1.000 bei diesem Wert. Der letztjährige Spitzenreiter Vorarlberg hat 2023 den niedrigsten Wert mit 389. Doch sogar dieser liegt über dem österreichweiten Schnitt von 2021!
Ebenfalls auffällig: In NÖ wurde zwar wenig gestetet zuletzt, bei den positiven Tests liegen sie jedoch im Vorderfeld. Darum schauen wir uns das noch genauer an:

Der Anteil an positiven Tests

Hier sehen wir, wie viele Prozent der gemachten Tests pro 100.000 Menschen zu einem positiven Ergebnis führten. Dass in Wien immer noch viel Geld für Testungen ausgegeben wird, sehen wir daran, dass die Wiener 2023 nicht einmal einen von zehn Tests als positiven vermerken konnten zuletzt. Österreichweit waren es im Schnitt 16,77%. Ganz VORNE liegen 2023 zwei Bundesländer, die zwei Sachen verbinden: Erstens wurde dort wenig gestetet und zweitens wurde in beiden Bundesländern zuletzt der Landtag gewählt.

Dass Kärnten bei diesem Wert weit vorne liegt, überrascht wenig, weil dort offensichtlich während der gesamten Pandemie weniger und gezielter getestet wurde. Für NÖ sieht das etwas anders aus – 2021 und 2022 lag das Bundesland jeweils unter den Top 3 in Sachen „viel Testen“. 2023 ist das Niveau auf das vieler anderer Bundesländer gesunken – der Anteil an positiven Tests ist jedoch weit höher als in anderen Bundesländern.

Die Genesenen

Nachdem es lange Zeit hieß, dass ein Genesenenstatus keine Impfung ersetzen könne, hat sich das Narrativ in diesem Punkt in letzter Zeit gewandelt. Da die Genesungen eine direkte Folge der positiven Tests sind, können die Grafiken nicht viel anders aussehen.


Wenn die Werte bei den Genesungen höher sind als die der positiven Tests, kann das folgenden Grund haben: Wenn wir uns bei einer „Welle“ in der Phase befinden, in der die Zahlen wieder sinken, gibt es weniger NEUE Positive und viele Genesene von den Tagen, als noch mehr positive Tests gemacht wurden.

Es sieht so aus, als wäre das für den Zeitraum Anfang März im Jahr 2021 und auch 2023 der Fall gewesen. Nur 2022 befanden wir uns noch knapp vor dem Höhepunkt der Omikronwelle und daher sind die Werte bei den neuen positiven Tests höher als bei den Genesenen.

Was (wieder) auffällt sind die beiden „Wahl-Bundesländer“ NÖ und Kärnten im Jahr 2023. Entweder beginnt dort jetzt erst eine Welle, oder es gibt einen anderen Grund dafür, dass die Zahl der Genesenen dort niedriger ist als die der neuen positiven Tests – das ist zudem auch im Burgenland der Fall.

Die C19-Todesfälle

Wie viele Menschen pro 100.000 EW sind innerhalb von 14 Tagen als offizielle Covid-Todesfälle verstorben in den Jahren 2021, 2022 und 2023? Wir erkennen sofort: 2021 und 2022 waren fast gleichauf (4,4 und 4,6 im Ö-Schnitt).

In beiden Jahren gab es in NÖ und Kärnten die höchsten Zahlen und auch die Steiermark und Wien lagen immer unter den ersten vier Bundesländern. Tirol und Vorarlberg hatten in beiden Jahren die wenigsten an oder mit Covid Verstorbenen gemeldet von 26. Februar bis 11. März.

2023 ist „anders“: Erstens gibt es nur mehr ein Viertel der offiziellen Todesfälle. Und zweitens liegt nun Wien ganz klar vor Salzburg und OÖ, welches bereits im Bundesschnitt liegt. In Kärnten gibt es die bei WEITEM niedrigsten Zahlen, Vorarlberg ist wie alle Jahre auf Platz zwei von unten zu finden.

Werfen wir noch einen zweiten Blick auf die Todeszahlen: Wie sieht es aus, wenn wir ausrechnen, wie viele der positiv Getesteten der letzten 30 Tage verstorben sind?

Nun sehen die Zahlen plötzlich ganz anders aus: Verstarb im Jahr 2021 noch mehr als jeder 100. positiv Getestete innerhalb der von der WHO angesetzten Frist von 28 Tagen und wurde darum als Covid-Todesfall gezählt, so sank dieser Wert während Omikron auf weniger als jeden 1000. positiv Getesteten.

2023 ist dieser Wert wieder auf ca. jede 700. positiv getestete Person angestiegen. Absolut gesehen betrug die Steigerung nur 0,05%. Relativ gesehen ist das „Risiko“ von 0,09% auf 0,14% um ganze 55% gestiegen verglichen mit dem letzten Jahr. [So wird übrigens auch die „Schutzwirkung“ vieler Medikamente berechnet…]

Und wenn wir uns die Todeszahlen in der Grafik weiter oben ansehen, dann wird klar: In Wirklichkeit sterben deutlich weniger Menschen als offizielle C19-Todesfälle – die Zahl ist von 4,6 pro 100.000 im Jahr 2022 auf 1,1 im jahr 2023 gesunken, das ist ein Minus von 76%!

Was 2023 besonders auffällt sind die Zahlen der Todesfälle unter allen positiv Getesteten in Salzburg, dem Bundesland, in dem es demnächst Landtagswahlen geben wird: mit 0,23% liegt dieser Wert mehr als doppelt so hoch wie der Bundesschnitt! Das ist insofern ungewöhnlich, als dass Salzburg sonst Anfang März nie unter den Bundesländern zu finden war, wo besonders viele positiv Getestete verstarben. Dasselbe Bild zeigt sich übrigens auch bei den C19-Todeszahlen pro 100.000 EW oben – auch hier liegt Salzburg nach Wien ganz vorne.

Die Spitäler

Zum Schluss noch einen Blick auf die AGES-Daten zur Spitalsbelegung: Leider wird dort in keiner Weise zwischen Haupt- und Nebendiagnose Covid unterschieden. Nachdem dies auch in den Vorjahren nicht anders war, sind die Zahlen wenigstens vergleichbar. Trotzem ist es mir wichtig, zu betonen, dass bei den Normalbetten seit einem Jahr laut Covid-Register NIEMALS mehr als 50% der angeführten „Fälle“ WEGEN Covid im Spital gelandet sind. Laut den offiziellen Zahlen des BM für Gesundheit ist derzeit sogar nur jede FÜNFTE positiv geteste Person im Normal und auch im Intensivbett WEGEN Covid dort aufgenommen!

Bei den Normalbetten haben wir zwar deutlich niedrigere Zahlen als im Vorjahr während der Omikronwelle, allerdings sind derzeit mehr positiv getestete PatientInnen in den Spitälern gemeldet als vor zwei Jahren – nur in Kärnten sind es knapp weniger.

Auf den Intensivstationen Österreichs sieht das ganze deutlich besser aus. Die Zahlen gehen hier seit 2021 stetig zurück in der ersten März-Hälfte. War es 2021 und 2022 noch Wien, das hier immer vorne lag bei den Angaben, so ist es 2023 das Burgenland – mit einem Wert, der fast dem Dopelten des Bundesschnittes entspricht. Am wenigsten PatientInnen auf den Intensivstationen hatten 2022 und 2023 immer Salzburg und Vorarlberg. Letzteres hatte Anfang März sowohl auf den Intensivstationen als auch in den Normalbetten immer einen der zwei niedrigsten Werte österreichweit.

FAZIT

Wirklich viel besser als vor einem jahr sind die Zahlen derzeit nicht – vor allem, wenn wir berücksichtigen, dass wir letztes Jahr um die Zeit EXTREM hohe Zahlen hatten, die auf die Omikron-Variante zurückgeführt wurden, ist das doch überraschend.

Ist es auch überraschend, dass das – im Gegensatz zu den Vorjahren – kaum mehr Thema ist? Oder hängt das mit anderen Themen zusammen, die mehr Raum einnehmen, mit der Überdrüssigkeit fast aller am Thema oder gar mit anderen Interessen?