Alles Zufall – oder doch nicht?

Als ich heute die Temperaturen für Feldkirch analysiert habe, ist mir etwas eingefallen: Wir hatten ja im September 2022 eine wirklich kalte Phase in der zweiten Monatshälfte. Gleichzeitig kam es auch zur „Frühherbst-Welle“ in Sachen Covid, wo vielerorts der Ruf nach der Rückkehr der Maskenpflicht laut wurde.

Ich wollte mir daher einmal anschauen, wie denn die Wellen und die Temperaturen sich verhalten haben seit März 2020. Das Ganze ist hier auf Vorarlberg beschränkt, wo ich genaue Daten zu beidem habe.

Monatstemperaturen & Inzidenzen

Bei der ersten Grafik habe ich folgende Werte zusammen dargestellt: Einerseits die Inzidenzen laut AGES – dabei habe ich ein Monatsmittel errechnet und dargestellt – das sind die Säulen. Andererseits habe ich ausgerechnet, um wie viel das aktuelle Monatsmittel vom Durchschnitt der 5 Jahre davor abweicht. Das heißt, für den Oktober 2022 habe ich die Abweichung zu den Oktober-Mittelwerten der Jahre 2017-2021 herangezogen. Bei den Temperaturen ist die Skala umgedreht, das heißt, was oben liegt (und blau gefärbt ist) ist zu kalt, was unten liegt (und rot) ist zu warm!

Was sehen wir hier?

  • Welle 1 fand im März und April 2020 statt. Ersterer war um etwa ein halbes Grad kühler als die 5 März-Monate davor. Der April, wo die Welle sehr schnell auslief bei uns, war um fast 2 Grad zu warm im Vergleich mit den 5 Jahren davor.
  • Welle 2 – die mit den meisten Todesfällen – begann im Oktober 2020 und dauerte bis Dezember 2020 – und ALLE drei Monate waren damals kälter als der Fünfjahresschnitt!
  • Welle 3 war im Frühjahr 2021 – bei uns in Vorarlberg kam sie deutlich verzögert zu anderen Bundesländern erst im April ein wenig auf. Und siehe da: der Februar 2021 war DEUTLICH zu warm, der März fast im Schnitt – nur der April – und auch der Mai waren deutlich zu kalt.
  • Welle 4 war Delta – sie traf uns ein wenig im Oktober, vor allem aber im November 2021. Ein Blick auf die Temperaturkurve zeigt: Der September war etwa 0,5 Grad zu warm im Schnitt und nach einem ca. 1 Grad zu kühlen Oktober gab es vor allem im November eine deutlich kühlere Phase als in den 5 Jahren davor.
  • Welle 5 war dann Omikron – diese Welle ist die erste, die nicht ins Muster passt, wenn wir die Inzidenzen als Vergleich heranziehen: Es war nämlich während der gesamten Omikronwelle im Frühjahr 2022 zu WARM, vor allem im Februar. Erst im April war es wieder zu kalt.
  • Welle 6 war die „Sommerwelle“ – in der war es ebenfalls durchgehend zu warm.
  • Welle 7 (ja, so weit sind wir schon!) war dann wieder im Herbst. Und was soll ich sagen? Im gegensatz zu 2020 und 2021 war dieses Mal der September zu kalt, wenn wir ihn mit den 5 Jahren davor vergleichen in Feldkirch – und die Welle kam im September! Im Oktober, wo es dann DEUTLICH zu warm war, ebbte die Welle auch ohne die geforderte Maskenpflicht schnell wieder ab.

Temperaturen und Spitalszahlen

Das oben waren ja Werte, die durchaus eine Unschärfe enthalten. Erstens geht es um die Inzidenzen – und hier sagen inzwischen ja sehr viele, dass diese von der Anzahl der Tests mit bestimmt wird (allerdings erst, seit weniger getestet wird, davor, als die Testzahlen durch die Decke gingen war das egal).
Zweitens handelt es sich um Monats-Mittel bei den Temperaturen, und die halten sich ja nicht unbedingt an Monate.

Daher habe ich versucht, das Ganze noch genauer abzubilden. Ich habe bei den Temperaturen ein 14-Tages-Mittel erstellt für die letzten Jahre und dann dieses mit dem Schnitt der 5 Jahre davor verglichen für den gleichen Zeitraum (die hellen Balken im Hintergrund, wieder mit umgedrehter Skala – oben zu kalt, unten zu warm!). Aus diesem habe ich dann ein neues „30-Tages-Mittel“ erstellt, das nun quasi einen monatsunabhängigen Schnitt darstellt (Linie mit verschiedenen Farben – blau heißt auch hier kälter als die 5 Jahre davor, rot heißt wärmer).
Als Vergleichswert habe ich die Angaben des Landes zu den C19-PatientInnen in den Spitälern herangezogen und als Kurve dargestellt (violette Linie).

Was sehen wir hier? Eigentlich ein ähnliches Bild wie oben:

  • Es gab bei der ersten Welle eine zu kühle Phase, der am Ende der Welle eine zu warme folgte.
  • Nach einem kühlen Sommer 2020 gab es einen eher warmen September bis etwa Mitte Oktober – dann folgte eine erste „Kältewelle“.
  • Mitten in der Herbstwelle 2020 gab es zwar eine warme Phase, die jedoch Anfang Dezember wieder durch zu kalte Tage abgelöst wurde.
  • Der Anstieg der C19-PatientInnen im Mai 2021 erfolgte genau nach einer deutlich zu kalten Wetterphase.
  • Interessant ist die Deltawelle: Hier gab es wieder Mitte Oktober eine Kältephase und dann fast durchgehend zu kalte Temperaturen.
  • Der erste Anstieg der C19-PatientInnen-Omikronwelle im Jänner 2022 erfolgte während einer kalten Phase, als es dann wärmer wurde als im Schnitt blieben die Zahlen stabil und erst bei der nächsten Kältephase nahmen die Zahlen wieder zu.
  • Auch der Anstieg der C19-PatientInnen im Herbst 2022 fiel genau in eine Phase mit zu kaltem Wetter. Und praktisch genau mit dem Wechsel auf „zu warm“ sanken die Zahlen gleich wieder ab.

FAZIT

Es kann ein REINER Zufall sein, dass – vor allem mit Ausnahme der Omikronwelle im Frühjahr 2022 – die Covid-Wellen eigentlich immer dann begannen, als das Wetter zu kalt für die jeweilige Zeit war. Die Sommerwelle 2022 ist die zweite Ausnahme, sie liegt aber auch als einzige in einer Zeit, wo es bei uns wirklich warm ist und vielleicht auch erhöhte Temperaturen die Gesundheit mehr belasten als kühlere Werte.

Bei den SpitalspatientInnen fällt das Ganze fast noch mehr auf. Daher stellt sich mir jetzt die Frage: Wie wird denn der Winter 2022/23 werden? Wann bekommen wir den zweiten Schub an kalter Luft und/oder nasskaltem Wetter nach dem grausligen Wetter in der zweiten Septemberhälfte? Und welche anderen Viren werden diese für sie günstige und für uns Menschen leider ungünstige Zeit zu nutzen wissen?

Zum Abschluss hier noch ein Zitat von dem von mir sehr geschätzten Arzt und Gesundheitswissenschaftler Martin Sprenger aus Graz:

Die Virensaison findet immer statt. Da braucht es keine Experten um das zu wissen. Wie die diesjährige verlaufen wird wissen wir nicht. Fix ist, Kinder werden mit verschnupften Nasen herumlaufen, mehr oder weniger viele Menschen werden erkranken, manche leicht und manche schwer. BF.7, BQ.1, BQ1.1., BA.2.75 und BJ werden mehr oder weniger Teil davon sein, so wie die beiden Betacoronaviren HCoV-HKU1, HCoV-OC43, die beiden Alphacoronaviren HCoV-NL63 und HCoV-229E und die über 200 weiteren respiratorischen Viren.

Dr. Martin Sprenger, Graz

Ich hoffe, dass viele von uns wissen, wie sie ihre Gesundheit und ihr Immunsystem gut trainieren und aufbauen können!