Alles hat einen Mehrwert

Vorbemerkung

Ja, ich bin absolut dafür, dass wir Energie sparen. Nicht so sehr, weil wir jetzt mehr bezahlen für Energie, sondern weil ich – wie viele andere auch – der Meinung bin, dass wir zusammen zu viel Energie verbrauchen. Und mit zusammen meine ich uns als Kollektiv, nicht einzelne daraus. Mir ist klar, dass viele, sehr viele Menschen das auch schon vor der Verteuerung getan haben und ich halte auch aus diesem Grund „Gießkannen-Methoden“ für weniger sinnvoll.
Genauso kritisch sehe ich Maßnahmen, die auf Energieeinsparungen in bestimmtem Prozentbereich abzielen. Denn jene, die in den letzten Jahren schon wirklich viel getan haben, tun sich da deutlich schwerer als diejenigen, die das – aus welchem Grund auch immer – nicht getan haben.
Und wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, fürchte ich mich schon vor weiteren Polarisierungen und der Suche nach den „Schuldigen“ – vielleicht gibt es irgendwann einen „E1 bis E3“-Status, der bestimmt, was wer/welches Unternehmen noch darf? Wie Polarisierung geht, erkennen wir zum Beispiel jetzt schon beim Thema Elektromobilität, wo ganz schnell ganz tief in die Polarisierungskiste gegriffen wird, um die einen gegen die anderen auszuspielen. Ich glaube, es muss auch wieder ein Neben und ein Miteinander geben bei uns.

Mir ist auch klar, dass das, was ich weiter unten schreiben werde, durchaus teilweise einen sarkastischen Unterton hat. Ich hoffe trotzdem, dass es zu einer positiven Diskussion führen kann!

Lauter Prozentwerte

11 %

Sollen nun also alle einsparen bei der „Energie“. Das verwechseln übrigens, wie ich mit bekomme, viele mit dem Stromverbrauch alleine. Dabei machte der (elektrische Energie) in ganz Vorarlberg 2019 gerade einmal 29% des Energieverbrauchs in Vorarlberg aus. Das ist zwar der größte Einzelbereich, aber eben doch nicht einmal ein Drittel des gesamten Energiebedarfs.

8,18 – 10,25%

Für alle, die im Winter Ski fahren zu ihren Freizeitbeschäftigungen zählen und die dabei gerne eine der drei „großen“ Saisonkarten des Landes nutzen wollen, sind für den kommenden Winter 8,18% (Montafon Brandnertal-Card), 9,1% (Arlberg) oder sogar 10,25% (Dreitälerpass) an Preissteigerung zu bezahlen. Wie sich (https://vorarlberg.orf.at/stories/3176325) daraus dann eine durchschnittliche Preiserhöhung von 8,3% für die Saisonkarten ausgehen soll, ist mir nur dann erklärbar, wenn es noch viele kleinere Skigebiete gibt, die ihre Preise durchaus moderater erhöhen und dann ein Schnitt aller Gebiete errechnet wird und nicht einer aller verkauften Saisonkarten.
Dafür gibt es dann eventuell einen Mehrwert von mindestens

16,67%

… für das Betrachten der schönen Landschaft bei uns im Ländle. Denn das ist die Zeit, die bei einer angekündigten Reduzierung der Geschwindigkeit von 6 auf 5 Metern pro Sekunde länger auf den Liften ausgeharrt werden darf. In Oberösterreich gehen die Ankündigungen sogar von einer Lift-Fahrzeit-Verlängerung von bis zu 33% aus (https://volksblatt.at/chronik/regionales/skigebiete-bremsen-lifte-fahren-langsamer-um-strom-zu-sparen-723545/).
Interessant daran ist, dass sowohl die Hinterstoderer als auch die Vorarlberger dabei von einem Einsparungspotential bei der Energie von 15% sprechen – bei durchaus unterschiedlichen Reduzierungen der Geschwindigkeit.
Und bis die Fahrt in dem Fall bei Anlagen mit (diesen Winter NICHT eingeschalteten) Sitzheizungen beendet ist, dürfte die Körperwärme den Sitz genügend erwärmt haben, dass man die Heizung nicht mehr so sehr vermisst.

54%

… betrug von 2008 bis 2019 bereits die Einsparung beim Energieverbrauch pro Nächtigung in der Gastronomie, entnehme ich dem oben verlinkten Artikel von ORF Vorarlberg. Das finde ich beachtlich und gut. Weitere 11% würden damit im Vergleich zu 2008 bedeuten, dass es insgesamt zu einer Einsparung von knapp unter 60% kommt – weil 11% von (2019) 46% sind 5,06%, damit läge dann der Energieverbrauch bei nur mehr 41,94% im Vergleich zu 2008. Interessant wäre hier allerdings durchaus die Datenlage, mit der das berechnet wurde und auch die Zahlen von 2021 als die aktuellsten.

8,6%

… an „Einsparungen“ könnten noch durch eine angekündigte Reduzierung der Betriebszeiten dazu kommen. Wenn wir die mögliche Viertelstunde am Morgen und halbe Stunde am Nachmittag auf die letztjährigen Betriebszeiten im Brandnertal berechnen, dann sind das genau diese 8,6%. In einem Skigebiet mit kürzeren Betriebszeiten ergeben sich dadurch mehr „Spar-Potentiale“. Wie sich solche Betriebszeitenverkürzungen auf die Umsatzzahlen der Gastronomie in den Skigebieten auswirkt, bleibt abzuwarten.

62,5%

Das neue Zauberwort im Süden des Landes wird kommendes Jahr die „dynamische Preisanpassung“ bei den Tageskarten. Das bedeutet, dass Skifahren je nach Bestellzeitpunkt, Wochentag und Wetterlage ganz unterschiedlich teuer werden kann. Das bedeutet auch, dass es viel schwieriger wird, zu berechnen, wie viele Skitage gebraucht werden, um eine Saisonkarte rentabel zu machen. Früher wussten wir als Familie zum Beispiel, dass nach ca. 10-12 Skitagen unsere Saisonkarten die günstigere Variante waren.
Mit den „dynamischen Preisen“ kann nun eine Tageskarte in einem Skigebiet zum Beispiel 40 Euro (wenn sie für einen Tag, an dem noch niemand Karten gekauft hat möglichst früh, zum Beispiel schon am 10. Oktober gekauft wird) kosten, oder aber auch bis zu 65 Euro (wenn die Karte erst relativ zeitnah gekauft wird, der Wetterbericht Schönwetter voraussagt und schon viele Karten verkauft sind.) Das sind satte 62,5% Unterscheid bei der Tageskarte!

20%

Die Hotelpreise sollen übrigens um etwa 20% steigen, ist überall zu lesen. (https://www.salzburg24.at/news/oesterreich/skiurlaub-heuer-wohl-deutlich-teurer-127740763) Daran ist unter anderem die Pandemie schuld, weil da die Preise nicht erhöht wurden…

Ich sehe schon, wir steuern auf einen „heißen Winter“ zu – vielleicht hilft das ja dann auch, um Energie einzusparen?