Das Thema „wie viele Menschen sterben mehr oder weniger als im Schnitt“ wird immer wieder diskutiert. Hier die aktuellsten Zahlen der Statistik Austria dazu.
Als Vergleichsbasis diente dafür der Durchschnitt der letzten 10 Jahre vor 2022, darin enthalten sind also auch die ersten zwei Jahre der Pandemie. Und natüürlich sind alle Zahlen auf 100.000 Menschen der jeweiligen Altersgruppen berechnet – dadurch werden Schwankungen, die durch stärkere oder schwächere Jahrgänge entstehen, ausgeschlossen.
Wie sehen die absoluten Zahlen aus?
Das sind die Werte, wenn wir einfach die Altersgruppen hernehmen und schauen, wie viele Menschen mehr oder weniger im laufenden Jahr bis zur KW 40 verstorben sind im Vergleich zum Schnitt der zehn Jahre 2012 bis 2021.
Das Problem bei dieser Betrachtung: Wen innerhalbd er zehn Jahre starke Jahrgänge auf schwache folgen, oder umgekehrt, dann verzerren diese Unetrschiede die Zahlen sehr stark.
Relativierte Zahlen
Daher müssen wir die Zahlen auf „pro 100.000 Menschen je Altersgruppe“ berechnen – damit gleichen wir diese Unterschiede wieder aus:
Dadurch passiert jedoch noch etwas: In absoluten Zahlen (wieder berechnet pro 100.000 EW!) sieht das jetzt ganz anders aus! Das sind ja nun nicht mehr die realen Todesfallzahlen, sondern die Zahlen auf 100.000 Menschen berechnet. Es hat jedoch nicht jede Altersgruppe gleich viele Menschen: Nur bei den 50-59-Jährigen gibt es in Österreich pro 5-Jahres-Gruppe und Geschlecht mehr als 300.000 Menschen – ab 85 Jahren gibt es nirgends mehr über 100.000 Menschen. Das bedeutet, dass die Zahlen bei den ältesten Menschen höher liegen als der tatsächliche Wert, bei allen unter 85 Jahren jedoch niedriger und am meisten „gekürzt“ wird bei den Menschen zwischen 50 und 59 Jahren. Würde ich das nicht machen, wären die Zahlen so nicht vergleichbar miteinander!
PRO 100.000 MENSCHEN sind daher bei den Menschen ab 95 Jahren in diesem Jahr bereits um mehr als 2.000 Todesfälle mehr zu beklagen als im Zehnjahresschnitt. Auch bei den Männern von 90-94 Jahren sind es noch fast 1.000 mehr pro 100.000 Menschen.
Die Werte unter 75 Jahren schauen sehr „klein“ aus. Was wir jedoch ebenfalls berücksichtigen müssen, ist, wie viele Menschen in diesen Altersgruppen generell sterben. 18 Todesfälle (pro 100.000) weniger bei den Knaben unter 5 Jahren erscheint wenig – ist jedoch (siehe unten) durchaus beachtlich, wenn wir berücksichtigen, dass bis zur KW 40 im Schnitt der letzten 10 Jahre nur 90 Kinder verstarben in dieser Altersgruppe.
Noch extremer zu gewichten sind die 12 zusätzlichen Todesfälle pro 100.000 Menschen bei den Frauen von 20-24 Jahren. Dort versterben bis zur KW 40 normalerweise nämlich nur 46 im Zehnjahresschnitt!
Die Abweichungen in Prozent der Todesfälle
Darum habe ich die Abweichungen zum Zehnjahreschnitt hier in Prozent dargestellt:
Hier sehen wir pro 5-Jahres-Altersgruppe, um wie viel sich die bisherige Zahl an Todesfällen (pro 100.000 Menschen) vom Schnitt der Jahre 2012 bis 2021 unterscheidet.
Wenn wir „oben“, also bei den ältesten Menschen, beginnen, sehen wir sofort: Bei den Menschen ab 90 Jahren gab es ÜBERALL eine Übersterblichkeit. Vor allem bei den Menschen ab 95 Jahren ist diese durchaus hoch – vor allem, wenn wir bedenken, dass beim Vergleichswert die beiden ersten Pandemie-Jahre 2020 und 2021 schon dabei sind, in denen besonders viele ältere Menschen verstarben.
Bei den Menschen von 80 bis 89 Jahren gibt es hingegen nur bei den Männern ab 85 Jahren eine Übersterblichkeit. Bei den anderen drei Altersgruppen sind die Werte niedriger als der 10-Jahres-Schnitt.
Anders die Werte bei den Menschen von 70 bis 79 Jahren: Hier gibt es wieder bei ALLEN eine Übersterblichkeit, die vor allem bei den Frauen von 75 bis 79 Jahren sehr hoch ist.
Bei den 40- bis 69-Jährigen gab es mit zwei Ausnahmen sinkende Zahlen: Die Männer im Alter von 65-69 Jahren hatten eine minimale Übersterblichkeit von 0,1%. Auffallend sind die Männer von 40-44 Jahren: Dort gab es 8,6% MEHR Todesfälle als im Schnitt der den zehn Jahre davor!
Damit reiht sich diese Gruppe eigentlich bei den nächstjüngeren Altersgruppen ein: Im Alter von 10 bis 39 Jahren gab es nämlich nur drei Gruppen, in denen es weniger Todesfälle gab: Bei den Frauen im Alter von 35-39 Jahren sowie bei den Männern im Alter von 20-24 Jahren und 30-34 Jahren.
In allen anderen Altersgruppen starben mehr Menschen als im Schnitt der Jahre 2012 bis 2021. Extrem heraus stechen die 20-24-jährigen Frauen, wo es fast 50% mehr Todesfälle als im 10-Jahres-Schnitt gab. Auch bei ihren Alterskolleginnen im Alter von 15-19 Jahren, 25-29 Jahren und bei den Männern im Alter von 35-39 Jahren waren die Abweichungen sehr hoch.
Bei den Kindern unter 10 Jahren gab es zum Glück überall sinkende Zahlen – vor allem bei den Knaben unter 5 Jahren sanken die Zahlen mit -31,2% sehr stark.
FAZIT
Insgesamt gab es im Jahr 2022 bisher 5.162 Todesfälle MEHR als im Schnitt der Jahre 2012 bis 2021. Selbst wenn wir 2022 nur mit den beiden Jahren 2020 und 2021 vergleichen, haben wir um 2.119 Todesfälle mehr gehabt bis zur KW 40.
Selbst wenn wir in den restlichen 12 Wochen bis Jahresende ab sofort nur mehr so viele Todesfälle haben wie vor den Pandemiejahren, wir 2022 in etwa 86.000 Todesfälle haben in Österreich. Das wären etwa 4.000 Todefälle weniger als im Vorjahr und etwa 5.500 weniger als 2020, aber immer noch mehr als 6.500 mehr als im Schnitt der zehn Jahre vor der Pandemie.
Um auf diesen Schnitt zurück zu kommen, dürften also in den letzten 12 Wochen nur mehr knapp über 10.000 Menschen sterben. Selbst in den 10 Jahren vor der Pandemie waren es nie weniger als 16.414 (2012, bei deutlich weniger EinwohnerInnen).
Wir können also davon ausgehen, dass wir auf keinen Fall den Schnitt der Jahre vor der Pandemie erreichen werden. Mit gleich vielen Todesfällen in den letzten 12 Wochen des Jahres wie im letzten Jahr werden wir in etwa bei 1.000 Todesfällen mehr als 2021 landen.
Was mich betrübt, sind die erhöhten Zahlen bei den Menschen im Alter von 10 bis 45 Jahren – auch wenn es in absoluten Zahlen „nur wenige“ Todesfälle sind, verlieren wir hier in Summe doch viele Lebensjahre. Wenn wir diesen Gedanken weiterspinnen, haben wir bisher im Jahr 2022 etwa 11.350 Lebensjahre verloren.
Auf der „Negativseite“ am meisten ins Gewicht fallen hier die 854 überzähligen Todesfälle bei den Menschen im Alter von 60 bis 69 Jahren – sie machen etwa 13.691 verlorene Lebensjahre aus. Aber auch die in absoluten Zahlen wenigen überzähligen Todesfälle – es sind „nur 129“ – der Menschen zwischen 20 und 45 Jahren ergeben 6.075 verlorene Lebensjahre!
Der Lichtblick ist sicher die Abnahme der Todesfälle bei den Kleinkindern im Vergleich zum Zehnjahresschnitt – diese „bringen“ insgesamt 4.266 gewonnene Lebensjahre, genauso wie die weniger Verstorbenen Menschen zwischen 40 und 55, welche 13.564 auf der „Habenseite“ auf die Waagschale legen!