Wenn es um die Entlassungszahlen in den Krankenhäusern geht, muss vieles bedacht werden. Unter anderem geht es auch darum, was eine „Entlassung“ überhaupt ist. Denn wenn jemand zB wegen einer speziellen Untersuchung in ein anderes KH überstellt wird und dann wieder zurück gebracht, können das auch zwei Entlassungen und Aufnahmen sein. Daher sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen.
Ich habe mich heute einem ganz anderen Thema aus dem Komplex „Gesundheit“ gewidmet: Es geht darum, wie viele PatientInnen außerhalb ihres Bundeslands in einem Spital behandelt werden. Es gibt also einerseits Menschen, die „von außerhalb“ kommen und in einem Spital eines Bundeslandes liegen und andererseits auch solche, die außerhalb ihres eigenen Bundeslandes aufgenommen (und/oder entlassen) werden. Zur Verfügung stehen dafür die Zahlen der Entlassungen pro Kalenderjahr seit 1989 der Statistik Austria.
Die absoluten Zahlen
Burgenland
Das sind die Zahlen des Burgenlands. Die Säulen zeigen die PatientInnen, die im Burgenland (=Standort der Krankenanstalt) entlassen wurden in den letzten 33 Jahren. Es geht mir hier nicht um die absoluten Zahlen (die sind logischerweise in Wien viel höher als etwa im Burgenland), sondern die Prozentwerte.
Wir sehen hier, dass im Burgenland 1989 etwa 80% der PatientInnen auch ihren Wohnsitz im Burgenland hatten, 2019 waren es nur mehr knapp 70%.
Wenn wir diese im Burgenland lebenden Menschen weg lassen, sehen wir, dass zwischen 35% und 45% der „Auswärtigen“ aus NÖ stammen, rund 30% aus der Steiermark und weitere 20% aus Wien.
Kärnten
In Kärnten waren es bis 2006 nie mehr als 10%, die in einem Kärnter Spital behandelt wurden und nicht in Kärnten wohnten. Danach stieg dieser Wert auf knapp über 10% an.
Von diesem kleinen Anteil an „Auswärtigen“ kommt ein großer Teil (35-55%) aus der Steiermark, weiters stammen recht viele aus dem Ausland und auch aus Wien.
Niederösterreich (NÖ)
Auch in NÖ sind es nie mehr als 15%, die nicht dort ihren Wohnsitz haben.
Mehr als die Hälfte aller nicht in NÖ lebenden PatientInnen in NÖs Krankenanstalten stammt aus Wien. zwischen 15 und 20% sind aus dem Burgenland, und knapp unter 10% sind aus der Steiermark.
Oberösterreich (OÖ)
In OÖ haben sich die anteiligen Zahlen in Sachen Wohnort kaum verändert in den letzten 33 Jahren. Es waren immer rund 10%, die nicht in OÖ leben.
Mehr als die Hälfte der „Auswärtigen“ stammen aus NÖ, jeweils ca. 10% sind aus der Steiermark, Salzburg und Wien.
Salzburg
In Salzburg ist der Anteil der nicht in Salzburg lebenden PatientInnen mehr als doppelt so groß wie in OÖ. Seit 1989 sind es immer mehr als 20%.
Ungefähr 40% davon leb(t)en in Oberösterreich und etwa ein Viertel stammt aus dem Ausland. Weitere gut 10% sind aus der Steiermark.
Steiermark
In eben dieser Steiermark sind es fast genau 10% seit 1989, die aus einer Krankenanstalt in der Steiermark entlassen wurden und nicht dort ihren Wohnsitz haben.
Etwa ein Viertel davon stammt aus dem Burgenland, weitere 15-20% aus Kärnten. Auch aus NÖ, Wien und OÖ stammen jeweils rund 10%.
Tirol
In Tirol hat der Anteil an „auswärtigen“ PatientInnen seit 1989 abgenommen, vor allem in den letzten Jahren. Waren es 1989 noch mehr als 15%, so sank der Anteil zuletzt gegen 10% ab.
Den Grund können wir hier erahnen: In Tirol ist ungefähr jeder zweite „Nicht-Tiroler“ unter den Patienten eine Person aus dem Ausland. Rund 10-15% stammen aus Kärnten (Osttiroler Spitäler?), fast gleich viele aus Salzburg. Angestiegen ist zuletzt der Anteil an Vorarlberger PatientInnen.
Vorarlberg
Nirgends ist der Anteil an PatientInnen, die nicht im Bundesland leben, geringer als in Vorarlberg, der Wert lag immer unter 10%, zuletzt sogar eher bei nur mehr 5%.
Auch hier wird schnell klar, dass der Abfall zuletzt wohl daran liegen dürfte, dass (Tourimus) in den letzten Jahren weniger Ausländer in Vorarlberg Urlaub gemacht haben. Neben dem teilweise mehr als 70% ausmachenden Anteil aus anderen Staaten machen die TirolerInnen mit etwa 20-30% den zweitgrößten Teil aus an nicht in Vorarlberg lebenden PatientInnen aus.
Wien
Wien ist entgegen meiner Erwartungen NICHT das Bundesland mit dem größten Anteil an PatientInnen aus anderen Bundesländern und Staaten. Dennoch liegt der Wert mit 20-23% eher hoch.
In absoluten Zahlen gesehen sind um die 75% aller „auswärtigen“ PatientInnen in Wien aus Niederösterreich. Nicht ganz 10% stammen aus dem Burgenland.
Relativierte Bundesländerwerte
Nun können wir natürlich noch berücksichtigen, dass eine Person aus dem Burgenland in Wien ungefähr vier Mal „seltener“ sein muss als eine aus NÖ, weil in NÖ ungefähr vier Mal so viele Menschen leben wie im Burgenland.
Daher habe ich eine zweite Serie gemacht, bei der dies berücksichtigt wird – dabei sind jedoch alle Menschen aus dem Ausland und mit unbekanntem Status aus den Zahlen entfernt, weil ich diese ja nicht „pro 100.000 EW“ berechnen kann, wenn es um deren Herkunftsland geht.
Im Burgenland ändert sich nicht allzu viel, weiter stammen etwa ein Drittel aus NÖ und eines aus der Steiermark – die WienerInnen machen etwa 20% aus.
In Kärnten sind nun – die Ausländer fallen ja weg – noch mehr Menschen aus der Steiermark dabei, es sind jedoch insgesamt (ganz rechts) immer noch knapp unter 50%.
Die Grafik von NÖ hat sich sehr verändert, weil nun die Burgenländer deutlich mehr „zählen“ und etwa die Hälfte aller nicht in NÖ lebenden PatientInnen entsprechen. Die WienerInnen machen nun nur mehr ein Viertel aus, die OÖ-Innen etwa 5%.
In OÖ ist der Anteil der Menschen aus NÖ (jetzt ca, 40%) zugunsten derer aus Salzburg (ca. 20%) gesunken.
Salzburg sieht nach dem Wegfall der ausländischen PatientInnen auch etwas anders aus. Ca. 40% stammen aus OÖ, etwa 10% aus der Steiermark und Tirol.
In der Steiermark machen die BurgenländerInnen nun mehr als 50% aus, der Kärntner Anteil ist in etwa gleich geblieben.
In Tirol muss sich schon alleine wegen des Wegfalls der AusländerInnen viel ändern. Etwa ein Drittel stammt nun aus Kärnten, ein weiteres Drittel aus Vorarlberg und etwa 20-25% aus Salzburg.
Auch Vorarlberg muss zwangsläufig anders aussehen, wenn 70% der „auswärtigen PatientInnen“, in dem Fall die AusländerInnen, weg fallen. Die TirolerInnen machen nun 60-75% aus, ansonsten sind nur noch die SalzburgerInnen mit etwa 5-10% eine relevante Größe.
Und in Wien bleiben zwar die NÖInnen die bestimmende Größe mit knapp über 50%, die BurgenländerInnen machen nun aber auch ca 40% aus.
Plus – Minus
Wenn wir auf Basis dieser Daten oben nun darauf schauen, wie sich die nicht im Wohnbundesland behandelten PatientInnen pro Bundesland verhalten zur Zahl der im Bundesland behandelten PatientInnen aus anderen Bundesländern, dann sieht das so aus:
Vier Bundesländer haben ein „negatives Verhältnis“, das heißt, der Wert liegt unter 100%:
Aus dem Burgenland werden ungefähr 10 Mal so viele BurgenländerInnen pro 100.000 EW in anderen Bundesländern behandelt wie es Menschen aus anderen Bundesländern (pro 100.000 gerechnet!) gibt, die im Burgenland betreut werden. In Vorarlberg entspricht der Anteil nur knapp 17%, in Kärnten treffen auf einen in Kärnten entlassenen Patienten aus einem anderen Bundesland zwei Kärnter, die in einem anderen Bundesland entlassen wurden.
Und auch in NÖ ist die Bilanz „negativ“, sprich etwa 20% NÖ-Innen mehr werden in anderen Bundesländern entlassen als umgekehrt.
In Salzburg sind etwa ein Viertel mehr aus anderen Bundesländern stammende PatientInnen entlassen worden als SalzbrugerInnen in Krankenanstalten außerhalb des eigenen Bundeslandes. In OÖ waren es noch etwas mehr, in der Steiermark fast zwei Mal so viele und in Tirol mit stark schwankenden Werten etwa 2,5 Mal so viele.
Natürlich sind die Chancen des Bundeslandes mit den meisten EinwohnerInnen bei so einer Rechnung „besser“ auszusteigen größer:
In Wien waren es im Jahr 2017 fast sieben Mal so viele PatientInnen aus anderen Bundesländern, die in Wien entlassen wurden als umgekehrt (immer pro 100.000 EW des WOHN-Bundeslandes gerechnet!). Im Schnitt lag der Wert bei knapp über vier Mal so vielen.
Plus-Minus absolut
Wenn wir nur die „Köpfe“ zählen (also die absoluten Zahlen, ohne die Bevölkerungs-Unterschiede zu berücksichtigen), sieht es so aus:
In Wien wurden in Summer der letzten 33 Jahre etwa 2,15 Millionen PatientInnen MEHR aus anderen Bundesländern entlassen, als es WienerInnen in anderen Bundesländern waren. Auch Salzburg, Tirol und OÖ haben eine „positive Bilanz“.
In NÖ hingegen war es umgekehrt: Fast 2,5 Millionen NiederösterreicherInnen mehr wurden in anderen Bundesländern als PatientInnen entlassen als es umgekehrt PatientInnen in NÖ gab, die aus anderen Bundesländern stammten. Auch das Burgenland, Vorarlberg, die Steiermark und Kärnten haben demnach eine „negative“ Bilanz.
Fazit
Es ist klar, dass immer wieder PatientInnen aus anderen Bundesländern behandelt werden. Einerseits gibt es auf bestimmte Bereiche spezialisierte Krankenanstalten (den Zahlen nach zB Wien und Salzburg), andererseits erkranken oder verletzen sich Menschen nicht immer in ihrem eigenen Bundesland – und drittens werden wohl auch immer schon Überlastungen in einzelnen Bundesländern zu Verlegungen oder Aufnahmen in andere(n) Bundesländern geführt haben.
Auf dieser Grafik sehen wir die Gesamtzahlen aller Patientenentlassungen seit 1989 aller Krankenanstalten im jeweiligen Bundesland (Säulen). Wir sehen auch (Linien), dass neben Wien vor allem das Burgenland und Salzburg mehr als 20% „auswärtige“ PatientInnen hatten. In Vorarlberg hingegen war dieser Anteil unter 5%, in der Steiermark und Kärnten unter 10%.