Schwerstarbeit

Jetzt ist es also vollzogen – Österreich hat EINE Datenbasis, und das gilt jetzt auch für Vorarlberg. Das Landes-Dashboard in seiner ursprünglichen Form ist Geschichte, es gibt nun die gleichen Daten wie bei der AGES mit der gleichen Verzögerung von etwa einem Tag.
Allerdings: NOCH ist nicht alles gleich und die Unterschiede sind durchaus sichtbar. Und für „Zahlenfreaks“ war diese ganze Umstellerei eine Herausforderung, da nicht nur andere Datensätze in anderer Formatierung verwendet werden, sondern auch Daten weggefallen sind. Wie es in den einzelnen Kategorien aussieht, habe ich hier zusammengefasst:

Die Tests

Die Zahlen zu den täglichen Tests gab es eine Zeit auf drei verschiedenen öffentlich einsehbaren Stellen: Einmal meldete das BM für Gesundheit die Daten dort, wo jetzt nur mehr das Impf-Dashboard Österreichs zu finden ist. Weiters gab es die Daten bei der AGES – dort allerdings seit Anfang Oktober nur mehr an den Wochentagen. Was und wie viel am Wochenende getestet wird, wird seither nicht mehr bekannt gegeben – eine Katastrophe für alle zeitabhängigen Datenreihen. Und dann gab es die Daten auch am Dashboard des Landes. Dort sind sie jetzt auch „verschwunden“. Es kann nun also niemand mehr anhand der öffentlichen Daten genau sagen, wie viel an den einzelnen Tagen einer Woche in Österreich getestet wird.

Die positiven Tests

Obwohl wir nicht mehr wissen, wie viel getestet wird, erfahren wir noch, wie viele POSITIVE Tests jeden Tag ausgewertet werden (die können natürlich auch an den Tagen vor dem Datum, an dem sie gemeldet werden, abgenommen worden sein).

Das ist der Überblick über den Zeitraum seit dem 7. Oktober 2020, als die AGES das Dashboard offiziell übernahm. Hier sehen wir die Daten, die jeden Tag als „neu“ eingemeldet wurden – also NICHT die Daten, wie sie schlussendlich zugeordnet wurden!
Wir erkennen, dass es eine Welle im Herbst 2020 gab, das was als „dritte Welle“ im Frühjahr 2021 lief, ist kaum zu sehen. Hoch war dann die „Delta-Welle“ im Herbst 2021 und dann kam Omikron. Eine riesige „Doppelwelle“, der dann auch eine „Sommerwelle“ folgte und jetzt die erste „Frühherbstwelle“, seit es die Pandemie in Österreich gibt. Gut zu sehen ist auch, dass letztere offensichtlich – ganz ohne Maßnahmen, wenn man von der Wetterbesserung zuletzt absieht – wieder zurück geht.

Schauen wir uns die letzten Monate im Detail an, dann sehen wir zwei Sachen: Erstens gab es durchaus Unterschiede zwischen den AGES-Daten und denen des Landes und zweitens verliefen die „positiven Tests“ in eigenartigen Wellen. Gerade heute am Montag sind wir wieder am Tiefpunkt angelangt – darum wird es heute auch kaum Pressemeldungen dazu geben. MORGEN hingegen ist wieder mit deutlich mehr eingemeldeten Tests zu rechnen, da bieten sich dann wieder Schlagzeilen über Zahlenanstiege an…

Zuletzt noch die Altersverteilung der positiv Getesteten (nein, es sind nun einmal KEINE Infizierten, auch wenn sie oft so genannt werden):

Nur hier bei den positiven Tests ist es unmöglich, das ganze als durchgehende Blöcke zu sehen, weil die Tage einfach zu unterschiedlich sind. Trotzdem ist erkennbar, dass die Tendenz zuletzt sehr Richtung „mehr ältere Menschen“ geht. Nur vor zwei Jahren im Dezember gab es schon einmal eine Zeit, in der so wie jetzt auch mehr als 50% der positiv getesteten Personen älter als 45 Jahre alt war. Was hier auch gut zu sehen ist, sind die Unterschiede zwischen den Daten der AGES und des Landes (weiße und schwarze Linie).

Die aktiv Positiven

Aus all diesen positiv Getesteten wurden und werden dann „aktiv Positive“. Diese hießen zum Teil dann Abgesonderte (was immer wieder mit Quarantäne verwechselt wurde) – jetzt nennen wir sie auch „Verkehrsbeschränkte“. Das ist der Überblick über den Zeitraum ab dem 7. Oktober 2020, als die AGES das Dashboard offiziell übernahm. Hier sehen wir die Daten, die jeden Tag als „neu“ eingemeldet wurden – also NICHT die Daten, wie sie schlussendlich zugeordnet wurden!

Wir erkennen wieder die Welle im Herbst 2020 gab, hier auch viel besser als bei den positiven Tests eine „dritte Welle“ im Frühjahr 2021. Das lässt darauf schließen, dass damals die Zahlen auch durch „nicht genesen werden“ auch welchem Grund auch immer höher waren als es eigentlich hätte sein dürfen. Mehr als doppelt so hoch wie im Herbst 2020 war dann die „Delta-Welle“ im Herbst 2021 und dann kam Omikron. Eine extreme „Doppelwelle“, die etwa 2,5-mal höher als die Deltawelle war. Deutlich geringer war dann die „Sommerwelle“ und auch jetzt die erste „Frühherbstwelle“, die nicht höher war als die vom Sommer. Gut zu sehen ist auch, dass es durchaus EXTREME Unterschiede zwischen den Datend er AGES und des Landes gab, vor allem während Omikron.

Schauen wir uns die letzten Monate im Detail an, dann sehen wir zwei Sachen: Erstens lagen die Daten des Landes bis Ende September IMMER unter denen der AGES, zuletzt allerdings nicht mehr. Und zweitens gab es auch hier diese eigenartigen Wellen, wo es immer Mitte der Woche Höhepunkte gab. Da ich NICHT annehme, dass das Virus am Wochenende Pause macht, gehe ich eher von verschleppten Meldungen aus. Das könnte natürlich auch all jenen auffallen, die täglich über solche Daten berichten in den Medien – tut es jedoch scheinbar nicht.

Zuletzt noch die Altersverteilung der aktiv Positiven (nein, es sind auch hier KEINE Infizierten, auch wenn sie oft so genannt werden):

Gut zu erkennen ist, dass es starke Schwankungen bei der Altersverteilung gab und gibt. So stieg zum Beispiel im Juli 2021, als plötzlich nur mehr Getestete in die Nachtgastronomie durften, die Zahl der jüngeren Menschen mit „aktiv positiv – Status“ sprunghaft an. Und zuletzt fällt auf, dass es einen sehr starken Trend hin zu älteren Personen mit dem Status „aktiv positiv“ gibt. Noch nie zuvor waren etwa 40% aller aktiv Positiven älter als 55 Jahre. Und noch nie waren weniger als 30% unter 35 Jahren.

Die Genesenen

Aus all diesen positiv Getesteten wurden – wenn sie nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums verstarben – Genesene. Das ist der Überblick über den Zeitraum ab dem 7. Oktober 2020, als die AGES das Dashboard offiziell übernahm. Hier sehen wir die Daten, die jeden Tag als „neu“ eingemeldet wurden – also NICHT die Daten, wie sie schlussendlich zugeordnet wurden!

Wir erkennen, dass wir schon mehr als 240.000 Genesungen hatten im Ländle – das entspricht fast 60% aller VorarlbergerInnen und übertrifft bereits die Zahl der „ausreichend Geimpften“ im Land! Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wären die Daten der AGES und des Landes hier fast gleichauf.

Schauen wir uns die letzten Monate im Detail an, dann sehen wir, dass es sehr wohl einen Unterschied gibt. Die Daten der AGES liegen um einiges niedriger als die des Landes – auch nach der „Datenangleichung“: Fast 1.000 Genesungen gibt es bei der AGES heute weniger als beim Land in Summe.

Zuletzt noch die Altersverteilung der Genesungen (nein, es sind nicht Genesene, weil ja manche Menschen hier mehrmals vorkommen!):

Gut zu erkennen ist, dass anfangs etwa 80% der Genesungen Menschen unter 54 Jahren betraf – dann sank der Wert fast auf 70% ab. Am Höhepunkt der Omikronwelle lag er wieder bei über 80% und sinkt jetzt langsam wieder. Da es sich hier um die GESAMT-Zahlen handelt, können wir davon ausgehen, dass derzeit VIEL mehr ältere Menschen genesen als junge, weil sich sonst die Zahlen nicht so stark ändern würden. Wir wissen das schon durch den Blick auf die positiven Tests und die aktiv Positiven.

Die C19-Todesfälle

Diejenigen, die nach einem positiven Test NICHT zu den Genesenen gehören, sind alles Menschen, die – oft auch erst als bereits Genesene – nach einem positiven Test verstorben sind. Und das sind jetzt durchaus „andere“ Grafiken als vorher: Zuerst wieder der Überblick über den Zeitraum ab dem 7. Oktober 2020, als die AGES das Dashboard offiziell übernahm. Hier sehen wir die Daten, die jeden Tag als „neu“ eingemeldet wurden – also NICHT die Daten, wie sie schlussendlich zugeordnet wurden!

Wir sehen, dass es einen extrem steilen Anstieg gab im November und Dezember 2020. Danach flachte die Kurve sehr schnell ab und erst im November und Dezember 2021 stieg sie wieder markant an. Was dann auffällt ist der „Sprung“ am 20. April bei den Daten der AGES – damals wurden mehr als 100 Personen in Vorarlberg, die alle bereits 2020 und 2021 gestorben waren, nachträglich zu Covid-Todesfällen erklärt. Dieser Anstieg ist bei den Daten des Landes (schwarze Linie) erst vor 4 Tagen nachgeholt worden – dort waren es dann „nur mehr“ 88 Todesfälle aus den Jahren 2020 und 2021, die „umetikettiert“ wurden.

Wenn wir uns hier die letzten Monate seit April im Detail anschauen, sehen wir diese „Schübe“ noch besser. Was ich auch interessant finde (habe darüber schon geschrieben): Es gab auch Gemeinden, bei denen Todesfälle ENTFERNT wurden und bei den Menschen, die gar nicht in Vorarlberg wohnten, kamen sechs Fälle dazu!

Interessant ist hier die Altersverteilung der offiziellen C19-Todesfälle (wir wissen NICHT, wie viele WEGEN und wie viele MIT oder auch NACH Covid verstorben sind):

Wir sehen hier noch einmal die Kurve von vorhin, allerdings sind die Altersgruppen eingezeichnet. Damit wird deutlich, wie viele der Todesfälle bereits mindestens 85 Jahre alt waren. Weiters ist gut zu erkennen, dass der Großteil der „Umetikettierungen“ mindestens 75 Jahre alt war.

Das ist nun die Altersverteilung aller Todesfälle in Prozent: Gut zu erkennen ist, dass anfangs MEHR als 60% über 85 Jahre alt waren. Im Herbst 2020 sank dieser Wert auf etwa 40% und stieg dann wieder auf fast 47%- seither sinkt er wieder Richtung 40% ab. Gleichzeitig bleibt die Summer der Todesfälle der Menschen ab 75 recht konstant bei 75% – das heißt, es gab vor allem Todesfälle zwischen 75 und 84 Jahren, die hier dazu kamen. Bei der Altersverteilung ist auch mit einem leichten „Knick“ bei den Menschen ab 85 zu erkennen, dass hier mehr Fälle aus der Altersgruppe 75-84 Jahre dazu kamen als Fälle aus der Gruppe der Menschen ab 85. Die Todesfälle aus der Gruppe der Menschen unter 65 Jahren machte nie mehr als 10% aller Todesfälle aus. Die Fälle unter 55 sind praktisch kaum zu erkennen.
Was hier noch gar nicht berücksichtigt ist, ist dass die Altersgruppe der Menschen ab 75 oder gar ab 85 Jahren DEUTLICH kleiner ist, als die der Zehner-Jahrgangsgruppen darunter. Also relativ gesehen ist das Sterberisko hier noch viel größer als es dargestellt wird bei den Grafiken!

Die Inzidenzen

Der Vollständigkeit halber noch die Inzidenz-Kurven von AGES und Land:

Beim Gesamtüberblick sehen wir ähnliche Kurven wie bei den Aktiv Positiven, allerdings fallen durchaus Unterschiede zwischen Land und AGES auf.

Und wenn wir die letzten Monate seit Juli ansehen. Dann fallen durchaus „Seltsamigkeiten“ auf. Da gab es einmal die „Nachmeldung“ im August (der kleine „Hocker“). Und außerdem hat die Anpassung an die Zahlen der AGES zuletzt bewirkt, dass die Inzidenzen bei der AGES zwar schon stark fallen, die beim Land jedoch zuletzt noch einmal ANGESTIEGEN sind. Erst heute kam es hier zu einem starken Rückgang – mal sehen, was der morgige Dienstag da bringen wird! Oder eventuell auch der Mittwoch, weil ja nun die Daten einen Tag später hereinkommen als noch letzte Woche.

FAZIT

Was hat die Umstellung alles gebracht? Wir sehen erstens nicht mehr, wie viel getestet wird im Land. Unwichtig? Ich weiß es nicht – es gibt JETZT viele, die behaupten, wir würden die Dunkelziffer nicht kennen, weil niemand testen geht. Andererseits könnte auch ein sprunghafter Anstieg der Tests (wie zurzeit in Wien) zu einem Anstieg der Zahlen führen.
Weiters haben wir jetzt mehr Todesfälle als vor einer Woche. Diese stammen alle aus einem Zeitraum, der mindestens 10 Monate her ist und bis zu zweieinhalb Jahre zurück liegt. Was daran „sinnvoll“ sein soll, entzieht sich meinem Verständnis.
Und in etwa 5 Tagen werden wir sehen, ob es WIRKLICH so ist, dass die Daten konform sind und die gleichen Werte wiedergegeben werden beim Land und der AGES.