Zeitraum-Vergleich Österreich

September bis November, 2020 zu 2021

Gestern Nacht habe ich den Zeitraum von 1. September bis 30. November für Vorarlberg verglichen – hier dasselbe für Österreich. Da sieht die Sache etwas anders aus. Das liegt auch daran, dass Österreich als große Einheit „träger“ reagiert, sprich je größer die Zahlenmenge, desto weniger oft kommt es zu „Ausreißern“ wegen lokaler Ereignisse.
Die Kurven werden dadurch „runder“.

Wie sieht es denn nun aus im Vergleich zum Vorjahr – und wie hat sich das Vorjahr mit der stärksten, zweiten Welle entwickelt – diese war bisher die am stärksten ausgeprägte Welle.
Generell sollten wir davon ausgehen, dass – durch die Tatsache, dass 78,65% der über 45-Jährigen bereits vollgeimpft und 81,80% zumindest einmal geimpft sind, eine gewisse Schutzwirkung zu erkennen ist.

Österreich

Die Daten stammen

  • von der Seite www.data.gv.at (Impf-Fortschritt)
  • vom AGES-Dashboard (Download-Tabellen mit Altersgruppen, Fallzahlen und Hospitalisierungen)
  • von der Statistik Austria (Bevölkerungszahlen in Altersgruppen)

Die neuen Fälle (= positiv Getesteten / Infizierte) – die letzten zehn Tage

Verglichen werden hier die Anzahl und Altersverteilung der neuen positiv Getesteten. Oben ist die Altersverteilung mit Balken dargestellt – das ermöglicht und einen recht guten Blick darauf, ob die Zahl der aktiv Positiven eher junge oder ältere Personen betrifft:
Die GESAMTzahl der positiv Getesteten in den letzten 10 Tagen vor dem 11. Oktober ist österreichweit 2021 76% HÖHER als vor einem Jahr!
Wenn wir nun die einzelnen Bundesländer anschauen, dann sehen wir gleich, woher dieser Anstieg im Vergleich zu letztes Jahr vor allem kommt:
Burgenland: +60,3%
Kärnten: +315,6%
Niederösterreich: +81,6%
Oberösterreich: +210%
Salzburg: +157%
Steiermark: +353,5%
Tirol: -1,2%
Vorarlberg: -18,2%
Wien: -5,6%

Ich lerne: NICHT IMMER ist Wien Schuld an allem! 😊

Während der Gesamtanteil der Menschen bis 35 2020 etwa 47-48% ausmachte, liegt dieser jetzt bei ca. 52-53%. – dieser Umstand lässt sich sicher durch die Massentestungen an den Schulen erklären – siehe auch nächste Grafik!
Der Anteil der Menschen über 65 war 2020 etwa bei 11-12% und liegt heute bei 8-9% aller aktiv Positiven.

Wenn wir uns die „Kuchendiagramme“ ansehen, ist es leichter, einzelne Altersgruppen in Sachen „Prozent aller Positiven“ miteinander zu vergleichen.
Daher ist sofort sichtbar, dass es letztes Jahr anteilsmäßig fast nur halb so viele Kinder unter 15 gab (Schultests!), jedoch mehr Menschen zwischen 15 und 34 Jahren, die positiv waren.
Ebenfalls auffallend: Der Anteil der Menschen über 84 ist 2021 deutlich geringer, der der 65- bis 84-Jährigen hat sich weniger verringert. Dafür ist der Anteil der 45-64-Jährigen von zusammen 27% auf 22% gesunken.

WICHTIG: Es handelt sich hier lediglich um Abgesonderte, KEINE Erkrankten! Alleine bei den unter 18-Jährigen ist laut AGES der Anteil der Asymptomatischen MINDESTENS bei 40% aller Fälle!

Der Anstieg der Zahlen seit 1. September

Blicken wir auf die Zahl der Abgesonderten (=aktiv Positive), so fällt auf, dass die Zahl der Fälle Anfang September noch sechs Mal so groß war, am 10. Oktober ist es noch etwas mehr als das Doppelte.
Das zweite, was auffällt ist, dass diese Zahl letztes Jahr ab ungefähr dem 20. September kurze Zeit wenig angestiegen ist, und ab ungefähr Anfang Oktober der erste erkennbare Anstieg der „Welle“ erfolgte. 2021 gab es seit dem 18. September einen deutlichen Abwärtstrend von (bis heute) etwa 13%.

Noch besser sehen wir das bei der ENTWICKLUNG der Abgesondertenzahlen: Seit dem 1. September stieg die Zahl im laufenden Jahr nur um 29%, letztes Jahr stieg sie im gleichen Zeitraum um 257% an!

Die Hospitalisierten (= C19-PatientInnen im Normalbett)

Blicken wir auf die Zahl der Hospitalisierten (=C19-Normalbett-PatientInnen), so fällt auf, dass der Unterschied Anfang September noch fast drei Mal so groß war. Jetzt ist der Unterschied nur mehr knapp 60% groß. Während es 2020einen fast durchgehenden Anstieg gab, sinken die Zahlen 2021 seit dem 20. September leicht ab.
Spannend wird es, wenn wir auf die Wochen, die uns bevorstehen blicken – da sind 2020 die Zahlen stark angestiegen – hoffen wir, dass die 2021 verhindert werden kann!

Wenn wir die ENTWICKLUNG der C19-Hospitaliserten ansehen seit 1. September, so stieg die Zahl seither im laufenden Jahr um 56%, letztes Jahr stieg sie im gleichen Zeitraum um 235% an!

Die C19-IntensivpatientInnen

Auch bei der Zahl der IntensivpatientInnen (=positiv auf C19 Getestete auf den Intensivstationen) ist es ähnlich wie bei den Hospitalisierten: Der Unterschied Anfang September betrug etwa das 4,7-fache, jetzt macht der Unterschied noch etwa das Zweifache aus. Seltsam erscheint hier 2021 der kurze Anstieg zum 27. September – etwas Ähnliches gab es 2020 am 19. September. Aber auch bei den IntensivpatientInnen bleiben die Zahlen seit dem 20. September ungefähr gleich und steigen derzeit NICHT an.
Spannend wird es, wenn wir auf die die Zeit ab dem 20. Oktober schauen im Jahr 2020, da sind die Zahlen stark angestiegen!

Wenn wir die ENTWICKLUNG der C19-Hospitaliserten ansehen seit 1. September, so stieg hier der Wert 2021 um 57%, letztes Jahr stieg dieser im gleichen Zeitraum um 257% an! Der Anstieg war also 2021 gleich wie bei den Hospitalisierten, bei den Intensivbetten war er 2020 etwas höher als 2021.

Die C19-Todesfälle

Bisher schneiden wir gut ab im Vergleich zum Vorjahr. Wie siehts denn bei den an und mit C19 Verstorbenen aus?

Ganz anders als bei den Menschen im Spital oder auch den Abgesonderten starten hier beide Zahlen bei null – ich musste ja zum Vergleich bei beiden den Wert ab 1. September auf Null setzen.
Es fällt nun gleich auf, dass seit Mitte September die Kurve für 2021 klar über der von 2020 liegt. Das laufende Jahr ist hier DEUTLICH schlechter als 2020, was mich überrascht hat.
Auch deshalb, weil ich weiß, dass das errechnete Durchschnittsalter aller C19-Verstorbenen seit dem 1. September 2021 in Österreich bei mindestens 77 Jahren liegt. Nur sechs Fälle (2%) waren jünger als 45 und nur 1 Fall war jünger als 25.

Natürlich hoffen wir alle, dass der Anstieg, der 2020 ab Ende Oktober zu sehen ist/war, im laufenden Jahr nicht mehr so kommen wird!

Wenn wir die ENTWICKLUNG der C19-Todesfälle ansehen seit 1. September, so ist dies der einzige Vergleich, wo 2020 BESSER abgeschnitten hat als 2021! 2021 stieg der Wert nämlich von Null auf 294 Fälle, 2020 waren es im gleichen Zeitraum „nur“ 124 Todesfälle, also nicht einmal halb so viele.

5 thoughts on “Zeitraum-Vergleich Österreich

  1. Danke für diese tolle Aufarbeitung lieber Oliver Lerch, hoffen wir dass die Zahlen in diesem Jahr konstant bleiben wie in den letzten Wochen, wissen werden wir es erst Ende Oktober, vielleicht auch erst November. Bleiben wir achtsam und optimistisch 😀

  2. Wenn ich das richtig verstehe, ist die Entwicklung bei den Todeszahlen bisher leider schlechter, schlechter sind aber für den Zeitraum leider auch die absoluten Zahlen bei den Coviderkrankten im Krankenhaus und auf den Intensivstationen. Wobei ich nicht weiss, wer hier mitgezählt wird. Also z.B. auch Menschen, die wegen anderer Erkrankungen im Krankenhaus sind und auch Covid haben, ohne dass dies der Grund für den Krankenhausaufenthalt ist. Und zur Frage von Frau Gutkas: wird denn jetzt nicht mehr unterschieden zwischen an und mit Covid Verstorbenen unterschieden.

    1. „jetzt nicht mehr“ gab es nie.
      Offiziell heißt es derzeit beim Minsterium: “ In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.“

  3. Frage zu den Todeszahlen: Wann hat man denn die Zählweise umgestellt, sodass auch Leute, die in der Vergangenheit (letzte 4 Wochen) positiv getestet wurden, als C-19-Tote gezählt werden?

    1. Ulrike ich denke du weißt, dass diese Definition lange Zeit bei den offiziellen Zahlen des Ministeriums so gestanden ist. Das war meines Wissens noch zu anschobers Zeiten.
      In England gibt es sogar zwei Tabellen: einemit „28 Tage nach positivem Test verstorben“ und eine mit „60 Tage nach positivem Test verstorben“.
      Bei uns weiß eigentlich niemand, wann sich das „Zeitfenster“ schließt, seit es nicht mehr genau erwähnt wird.
      Beim Ministerium steht nur mehr “ In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.“

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