Feldkirch wird wärmer

Heute geht’s einmal um Temperatur-Zahlen. Ich habe dank Lukas Alton vom „Wetterring“ bzw. seinem Mitarbeiter Edi Walser Daten bekommen von der ZAMG zu den Temperaturen in Feldkirch seit 1960 – also Zahlen der letzten 62 Jahre.

Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass es wärmer wurde seit damals – interessant ist ein genauer Blick auf die einzelnen Jahre und Monate dennoch:

Die Jahres-Durchschnitts-Temperatur

Das hier sind die Durchschnittstemperaturen jedes Jahres für Feldkirch seit 1960 – die gelbe Linie zeigt den Zehnjahres-Schnitt:

Einige interessante Details dazu:

  • Der Zehnjahresschnitt ist seit 1970 (davor kann ich keinen darstellen, weil die Daten von vor 1960 fehlen) um etwa 2 Grad angestiegen. Das ist viel!
  • Von 1971 bis 1988 ist der Zehnjahresschnitt um etwa 1,4 Grad gestiegen – danach noch einmal etwa um ein Grad.
  • Das wärmste Jahr seit 1960 in Feldkirch war 2018 – es war mit 11,5 Grad Jahresdurchschnittstemperatur um fast 4 Grad wärmer als 1971.
  • Weitere sehr warme Jahre waren 1961 (vor allem im Vergleich mit den Jahren danach), 1994, 2014, 2019 und 2020.
  • 2021 war fast ein grad kühler als der Zehnjahresschnitt und zum Beispiel kühler als 1961.

Können wir das laufende Jahr mit einbeziehen? Ja, wenn wir die Temperaturen nur bis Ende September berücksichtigen:

Was fällt nun auf?

  • 2022 liegt wieder über dem 10-Jahresschnitt, im Gegensatz zu 2021.
  • 2022 war gleich warm wie 1994 und kälter als 2020 und 2018.
  • Der Zehnjahresschnitt ist auch für die ersten neun Monate des Jahres seit 1970 um etwa 2 Grad angestiegen.
  • Auch hier ist der Schnitt von 1971 bis 1988 um etwa 1,4 Grad gestiegen – danach noch einmal etwa um ein Grad.
  • Das wärmste Jahr seit 1960 in Feldkirch war auch bei den ersten neun Monaten 2018 – es war mit 13 Grad um MEHR als 4 Grad wärmer als 1963.
  • !971 war zwar das Jahr mit der kältesten Jahresdurchschnitts-Temperatur seit 1960 in Feldkirch, in den ersten neun Monaten war 1963 aber um 0,3 Grad kälter.
  • Bis zum Jahr 2007 gab es seit 1960 3 Jahre mit einer Durchschnittstemperatur von mehr als 11 Grad für die ersten neun Monate des Jahres: 1961, 1994 und 2003. SEIT 2007 gab es nur ZWEI Jahre (2010 und 2013) in denen der Schnitt UNTER 11 Grad lag.

Die einzelnen Monate

Gibt es in allen Monaten den gleich starken Trend? Welche Monate weisen einen besonders hohen Anstieg auf?

Die kalten Monate

Zuerst folgen jene Monate, in denen es seit 1960 auch einmal Monatsdurchschnittstemperaturen (!) unter null Grad gab.

Der Dezember hatte bis 1986 zwölf Mal eine positive Monats-Durchschnitts-Temperatur und 15 Mal eine negative. In den 35 Jahren bis 2021 gab es dann nur noch zehn Jahre mit Durchschnittswerten unter dem Gefrierpunkt.
Der Zehnjahresschnitt stieg seit 1971 um etwa 4 Grad an. Der kälteste Dezember war 1969 mit -5,8 Grad im SCHNITT! Der wärmste war 2019 mit plus 4,3 Grad – das sind also mehr als 10 Grad Unterschied bei den Extremen. Der zweitwärmste Dezember seit 1960 in Feldkirch war 1993. Die Jahre 2020 und 2021 lagen praktisch genau im (steigenden) Zehnjahresschnitt.

Der Jänner ist der kälteste Monat bei uns. Es gab in den ersten 31 Jahren ab 1960 (also bis 1990) genau 9-mal einen Monatsschnitt über dem Gefrierpunkt. In der zweiten Hälfte der Jahre (1991 bis 2022) waren es mit 18 Jahren über Null Grad genau doppelt so viele.
Der Zehnjahresschnitt stieg seit 1971 um etwa 4 Grad an. Der kälteste Jänner war 1963 mit -6,5 Grad im SCHNITT! Auch 1985 war fast gleich kalt (-6,4). Das wärmste Monatsmittel gab es 2018, damals betrug die Temperatur im Schnitt 4,3 Gard. Das sind fast 11 Grad Unterschied bei den Extremen. Die Jahre 2020, 2021 und 2022 lagen ALLE entweder auf dem oder sogar unter dem (steigenden) Zehnjahresschnitt. Auffallend ist auch das Jahr 2017, wo es im Jänner sehr kalt war (GRIPPEwelle 16/17!).

Auch der Februar ist bei uns ein sehr kalter Monat. Es gab in den ersten 31 Jahren von 1960 bis 1990 genau 18-mal einen Monatsschnitt über dem Gefrierpunkt – das ist doppelt so oft wie im Jänner. In der zweiten Hälfte der Jahre (1991 bis 2022) waren es mit 21 Jahren über Null Grad nur 3 mehr als vor 1991.
Der Zehnjahresschnitt stieg seit 1971 um etwa 3 Grad an. Der kälteste Februar war 1986 mit -5,3 Grad im SCHNITT! Das wärmste Monatsmittel gab es gleich zwei Mal: Sowohl 1966 als auch 2020 betrug die Temperatur im Schnitt 6,1 Gard. Das sind mehr als 11 Grad Unterschied bei den Extremen. Die Jahre 2020, 2021 und 2022 lagen ALLE klar über dem (zuletzt stark steigenden) Zehnjahresschnitt.

Sogar im März gab es – allerdings nur EINMAL – eine Monats-Durchschnitts-Temperatur unter Null Grad: Im Jahr 1971 waren es -0,4 Grad im Mittel aller Märztage!
Sonst lag die Temperatur immer bei mindesten +1 Grad. Am wärmsten war der März bisher im Jahr 1994 mit 9,1 Grad – das sind 9,5 Grad mehr als im kältesten Jahr.
Der Zehnjahresschnitt stieg seit 1971 um etwa 3 Grad an. Die Jahre 2020, 2021 lagen beide knapp UNTER dem (steigenden) Zehnjahresschnitt, das Jahr 2022 darüber.

Die zwei Übergangsmonate im Frühjahr

Der April, der macht was er will – oder? Nun, die Zahlen fallen zumindest teilweise aus dem Rahmen. Erstens beträgt der Unterschied zwischen dem kältesten April im Jahr 1973 mit 5,3 Grad und dem wärmsten 2018 mit 13,7 Grad satte 18,1 Grad. Und wir sprechen hier vom MonatsMITTEL! Zweitens ist der Zehnjahrestrend zuletzt im April RÜCKLÄUFIG.
Der Zehnjahresschnitt ist seit seinem Tiefststand 1982 (eine weitere Besonderheit!) um fast 4 Grad gestiegen. Und zuletzt scheint es besonders beim April oft so zu sein, dass auf einen eher warmen im nächsten Jahr ein deutlich kälterer und umgekehrt folgt.

Letzteres gilt jedoch auch oft für den Mai. Hier finden wir den kältesten „Wonnemonat“ im Jahr 1991 mit 9,9 Grad. Am wärmsten war das Jahr 2018 mit 16,5 Grad, knapp gefolgt von 2009 und 2001 mit 16,3. Der Unterschied zwischen dem wärmsten und kältesten Mai liegt also bei „nur“ 6,6 Grad.
Der Zehnjahresschnitt ist seit 2010 leicht rückläufig (wie auch der vom April) und hat in dem Fall keine zwei Grad mehr aufzuweisen als vor etwa 50 Jahren. 2020 lag genau im Schnitt, 2021 klar darunter und 2022 deutlich darüber.

Die Sommermonate

Die folgenden vier Monate haben alle Anteile am kalendarischen Sommer:

Nie war der Juni kälter als 1969, als es im Mittel nur 14 Grad waren. Am heißesten war er im Jahr 2003 mit 22,3 Grad, gefolgt vom Jahr 2019 mit 21 Grad. Der Unterschied zwischen dem kältesten und wärmsten Juni seit 1960 betrug demnach 8,3 Grad – deutlich mehr als im Mai! Von allen Jahren seit 2013 lagen nur das Jahr 2016 und 2020 unter dem Zehnjahresschnitt. Letzterer ist seit 1976 etwa 3,5 Grad gestiegen.

Der Zehnjahresschnitt im Juli lag bis 1984 unter 18 Grad, danach bis 2018 zwischen 18 und 20 Grad und in den letzten Jahren knapp über 20 Grad. Das Jahr 2020 war daran jedoch nicht beteiligt, lag es doch klar unter dem Schnitt.
Der allerkälteste Juli seit 1960 war genau im Jahr, in dem meine Daten beginnen – 1966 war mit 15,4 Grad im Schnitt gleich kühl. Ei erster Juli mit mehr als 22 Grad im Schnitt war der im Jahr 1983 – das schafften danach nur mehr 2006 und 2015 und fast das Jahr 1995.

Der zweitwärmste Monat nach dem Juli ist der August. Ohne das Jahr 2006 – wo es mit 15,1 Grad im Schnitt den kältesten August seit 1960 in Feldkirch gab, wäre die niedrigste Temperatur im August sogar höher gewesen als die des Julis. Und im Jahr 2003 schaffte es auch ein August auf 22 Grad im Monatsmittel.
Der Zehnjahresschnitt stieg von 1970 bis 2022 um etwa 2 bis 2,5 Grad an. Das ist der kleinste Anstieg aller Monate bisher. Nur 2021 lag deutlich unter dem Schnitt – als einziges der letzten 7 Jahre.

Der September fällt aus dem Rahmen: Erstens war nie mehr ein September so warm wie der von 1961 in Feldkirch, als es immerhin 18 Grad im Monatsmittel gab. Zweitens stieg der Zehnjahresschnitt seit 1970 um nicht einmal ein Grad an, er sank bis etwa 1980 sogar um ein Grad ab, um seither wieder um zwei Grad zu steigen. Auffallend auch die Jahre 2001 bis 2006 – da stieg der Monatsschnitt von etwa 10,5 Grad auf 16,7 Grad an in einer durchgehend ansteigenden Kurve innerhalb von nur 5 Jahren.
2022 lag etwa ein grad unter dem Zehnjahresschnitt.

Die Monate der Abkühlung im Herbst

Jetzt fehlen noch zwei Monate, in denen die Temperaturen im Herbst zurück gehen und das Sonnenlicht sich immer rarer macht:

Der gerade begonnene Oktober kann – wie 1974 mit 4,7 Grad im Mittel – schon sehr kalt sein. Es gibt aber auch „goldene Oktober“ wie 2001, 2006 oder 2014, wo die Monatsmitteltemperatur über 12 Grad liegt, also acht Grad über dem des Jahres 1974. Auch 1966 war der Oktober wohl ein ausgesprochen warmer Monat.
Der Zehnjahresschnitt sank von 1970 bis 1978 um mehr als zwei Grad, seither ist er um 3 Grad gestiegen. Das heißt verglichen mit 1970 ist es nur um etwa 1 Grad wärmer im Oktober im Zehnjahresschnitt als damals! Allerdings liegen 2020 und 2021 beide unter dem immer noch leicht steigenden Zehnjahres-Mittel.

Deutlich kälter – und auch auffällig von der Kurve her – ist der November. Den wärmsten elften Monat des Jahres gab es bereits 1963 mit 8,4 Grad im Schnitt. Nur 1994 kam mit 7,7 Grad noch nahe an diesen heran. Der kälteste November in Feldkirch seit 1960 war 1999 mit 0,8 Grad – da fehlte nicht viel zu einem Monatsmittel unter Null Grad! Der Unterschied zwischen den beiden Extremen beträgt demnach 7,6 Grad. Auch hier sank der Zehnjahresschnitt zuerst bis etwa 1990 um ein grad ab, danach stieg er wieder um fast zwei Grad. Zuletzt ist er wieder fallend und liegt „nur“ etwa ein gutes Grad über dem der frühen Siebzigerjahre.
2020 lag knapp unter dem sinkenden Trend, 2021 deutlich darunter. Es gab allerdings zuletzt seit 2007 keinen November mehr, in dem das Monatsmittel unter 4 Grad lag in Feldkirch – bis auf 2021.

FAZIT

Ja, es gab wärmere Jahre als zuletzt. Es gab allerdings meistens viel mehr kältere Jahre seit 1960. Was mir aufgefallen ist, dass die Erwärmung in den Übergangsmonaten deutlich weniger stark durchgreift als im Winter oder Sommer. April, Mai und November haben derzeit sogar sinkende 10-Jahres-Mittel. Trotzdem liegen diese ÜBER denen der Jahre 1990 bis 2005.

Das laufende Jahr dürfte im Gegensatz zu 2021 wieder ein „zu warmes“ werden. Im Ort, wo die offiziellen Messungen der ZAMG gemacht wurden, war es jedoch nicht das „Hitzewellen-Jahr“, von dem viel geschrieben wurde. Wenn hier zwei Monate überdurchschnittlich waren, dann waren es der Mai und der Juni.

Danke noch einmal an Edi Walser vom „Wetterring“, der mir die Daten hat zukommen lassen – und dazu noch viele andere, die er privat gesammelt hat in Feldkirch. Ich werde die irgendwann auswerten und daher wird es noch mehr „Wettergeschichten“ geben. Interessant wird zum Beispiel auch die Frage: Haben sich die Niederschlagsmengen oder -perioden verändert?