Vorbemerkung
Derzeit stoße ich oft über Meldungen, dass im Jahr 2022 ganz viele Menschen oder so viele Menschen wie nie/selten zuvor versterben. Wer mich kennt, weiß, was das für mich bedeutet: Ich schaue mir die Zahlen genauer an. Was ich dabei – für Österreich – herausgefunden habe, könnt ihr hier lesen.
Die Datenquellen sind wie immer bei den Grafiken angegeben und stammen in dem Fall alle von der Statistik Austria!
Vorarlberg als Beispiel – es ist kompliziert
Die absoluten Zahlen
Hier sehen wir die Verstorbenen pro Jahr seit 2000 in Vorarlberg. Das sind jeweils die Jahressummen der Kalenderwochen-Daten der Statistik Austria. Natürlich fällt auf, dass es 2022 weniger sind – wir haben allerdings auch erst 35 Wochen von 52 in den Daten.
Wenn wir uns anschauen, wie viele Menschen seit dem Jahr 2000 in den ersten 35 Kalenderwochen verstorben sind, sieht die Kurve so aus. Wir sehen: Ja, es stimmt – auf den ersten Blick – dass es noch nie so viele Tote gab wie im laufenden Jahr… später dazu noch mehr!
Die relativierten Zahlen
Nachdem wir das 35-Wochen-Problem gelöst haben, gehen wir noch ein anderes Problem an: Die Bevölkerung in Vorarlberg ist gewachsen seit dem Jahr 2000.
Wenn wir das berücksichtigen wollen, müssen wir die Zahlen nur auf „pro 100.000 Menschen“ berechnen, damit ist dieses Problem gelöst. Der „Anstieg“ der Todesfälle ist damit geringer geworden, die Kurve ist flacher – hier sind die Daten jedoch wieder mit „allen Toten“ des Jahres abgebildet.
So sieht das Ganze aus, wenn wir nur die ersten 35 Kalenderwochen berücksichtigen. Jetzt ist das „so viele wie noch nie“ zwar immer noch da, aber deutlich weniger ausgeprägt.
Ich kann nun – zur besseren Veranschaulichung oder auch um es dramatischer darzustellen – die Skala verändern. Dann sieht das Ganze so aus. Im Vergleich zum Jahr mit den wenigsten Todesfällen bis KW 35 (2010) ergibt sich eine Differenz von 137 Todesfällen pro 100.000 EW – das sind 31% mehr Todesfälle. Im Vergleich zum Jahr mit den bisher meisten Todesfällen (2018) sind es immer noch 48 Todesfälle mehr – das entspricht einer Steigerung um 9%!
Das Durchschnittsalter
Jetzt kommt allerdings noch ein wichtiger Parameter ins Spiel: In den Jahren seit 2000 ist nämlich das Durchschnittsalter (Linien, Skala dazu links) in Vorarlberg um fast 13% gestiegen – das ist der zweithöchste Anstieg in Österreich. Und in Vorarlberg liegt das nicht wie anderswo daran, dass die Jungen alle wegziehen. Es sind schlicht und einfach auch die Menschen älter geworden in den letzten Jahren als noch vor mehr als 20 Jahren. Denn der Anstieg von fast 7% bei den Menschen unter 65 Jahren (gelbe Säulen) ist der zweithöchste in Österreich. Allerdings ist auch der Anstieg bei den Menschen ab 65 Jahren (blaue Säulen) mit fast 64% der höchste in ganz Österreich.
Wie fast überall liegt auch bei uns das Durchschnittsalter bei den Frauen höher als bei den Männern. Gute zwei Jahre sind Frauen in Vorarlberg älter als ihre männlichen Mitbürger. Dieses „Älterwerden“ kann nun ein Grund für den Anstieg der Kurve generell sein – sicher aber nicht für den massiven Anstieg im Jahr 2022.
Daher folgen jetzt noch andere Grafiken – die Skalierungen ab hier sind so gewählt, dass alle Bundesländer miteinander verglichen werden können – Vorarlberg ist darum bei dieser ersten Grafik sehr weit unten angesiedelt:
Die Altersgruppen unter und ab 65 Jahren
Wenn wir nun diese Grafik anschauen, sehen wir alle Menschen bis zum Alter von 64 Jahren. Wir sehen, dass es 2022 im Ländle bei den Frauen bis zu diesem Alter sogar einen leichten Rückgang zum Vorjahr gibt bei den Daten bis zur KW 35. Bei den Männern unter 65 Jahren hingegen gibt es einen starken Anstieg. Die Zahlen liegen allerdings nicht im Spitzenbereich anderer Jahre – zum Beispiel gab es 2017, 2012 und in allen Jahren vor 2009 mehr Todesfälle pro 100.000 Menschen in dieser Gruppe.
Bei den Menschen ab 65 Jahren gibt es auch bei den Frauen einen klaren Anstieg im Jahr 2022 – bei den Männern ist er noch etwas stärker und sticht auch darum mehr hervor, weil es auch 2021 einen Anstieg gab im Gegensatz zu den Frauen. Das heißt: Bis auf die Frauen unter 65 war das Jahr 2022 überdurchschnittlich bei den Sterbefällen bis zur KW 35.
Die Gesamtzahlen
Hier folgt das Ganze noch einmal nach Männern und Frauen getrennt – hier wird deutlich, um wie viel weniger Menschen unter 65 Jahren sterben als ab 65 Jahren. In der Mitte ist nun – wegen der Größe der Zahlen der Menschen ab 65 Jahren ebenso schlecht erkennbar wie die Zahlen der Menschen unter 65 Jahren – die Gesamtkurve erkennbar:
Bei den Männern gab es im Vergleich zum Schnitt der Jahre 2012 bis 2021 – also dem Zehnjahresschnitt vor 2022 – einen Anstieg von 20,2%! Wer sich erinnern kann, wie viel über die Übersterblichkeit durch die offiziellen Covid-Todesfälle geschrieben wurde, weiß, dass das SEHR VIEL ist – damals war der Anstieg für 2020 etwas weniger als 11% im Vergleich zu den Todesfällen pro 100.000 EW in den zehn Jahren davor.
Bei den Frauen war der Anstieg mit 8,5% zum Zehnjahresschnitt deutlich geringer.
Wir sehen hier noch einmal die Kurve von vorhin mit ALLEN EinwohnerInnen, allerdings aufgeschlüsselt nach Männern und Frauen. Interessanterweise werden und sind die Frauen zwar grundsätzlich älter, bei der Anzahl der Todesfälle pro 100.000 Menschen ist das in Vorarlberg jedoch nicht so eindeutig. Da wechseln sich Jahre mit mehr Todesfällen bei den Männern und Frauen ab. Ganz klar erkennbar ist hier, dass der starke Anstieg 2022 bei den Männern deutlich ausgeprägter ist als bei den Frauen. In Summe starben bis zur KW 35 in Vorarlberg also 14.3% Menschen mehr als im Schnitt der zehn Jahre vorher.
In absoluten Zahlen sind das mehr als 8 Todesfälle pro Woche – oder mehr als 1 Todesfall mehr pro Tag seit Jahresbeginn im laufenden Jahr. Das ist doch durchaus auffällig, oder?
Ein Blick auf die anderen Bundesländer
Nun folgen die Zahlen der ANDEREN Bundesländer – allerdings nur mehr mit der letzten Grafik – ich habe den Weg und die Grafiken natürlich bei allen vorliegend, erspare euch aber die Details… Die Skalierung am linken Rand ist bei allen Bundesländern gleich – daher ist gut erkennbar, wo mehr und wo weniger Menschen sterben. Vorarlberg liegt diesbezüglich ganz UNTEN bei den Todesfällen pro 100.000 EW.
Burgenland
Zuerst ein Blick auf die Bevölkerungsentwicklung im Burgenland:
Das Durchschnittsalter ist im Burgenland ebenfalls stark gestiegen – um fast genau 11% seit 2002. Allerdings gab es bei den Menschen unter 65 Jahren nur einen sehr leichten Anstieg um 1,3% und auch bei den älteren ist er mit fast 34% nur etwas mehr als halb so groß wie in Vorarlberg. Ich gehe daher davon aus, dass im Burgenland entweder viel weniger Kinder geboren wurden oder – was wahrscheinlicher ist – viele junge Menschen abgewandert sind.
Auch ganz im Osten gab es einen Anstieg, was die Todesfälle bis KW 35 betrifft – er ist allerdings mit 3,8% DEUTLICH niedriger als bei den VorarlbergerInnen. „Schuld“ daran ist, dass es im Burgenland bei den Frauen einen Rückgang der Todesfälle gab um mehr als 2%. Das ist einzigartig (bis auf eine Ausnahme, siehe später) und dämpft bei den Gesamtzahlen den Anstieg der Zahlen bei den Männern, der mit 10,3% durchaus beträchtlich ist!
Kärnten
Im südlichsten Bundesland fallen vor allem die Zahlen bei der Bevölkerungsentwicklung auf:
Hier SANKEN nämlich die Zahlen bei den Menschen unter 65 Jahren beträchtlich ab. Fast 7% WENIGER sind es im Vergleich zum Jahr 2002! Bei den Menschen ab 65 Jahren hingegen war der Anstieg mit 40% höher als etwa im Burgenland. Insgesamt ergibt das beim Durchschnittsalter einen Anstieg von 13,19% – das ist der HÖCHSTE Anstieg des Durchschnittsalters in ganz Österreich! Dieser ist in dem Fall jedoch eindeutig der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung zuzuordnen.
Bei den Todesfällen bis zur KW 35 gab es in Kärnten im Vergleich zum Zehnjahresschnitt davor eine Zunahme von 9,1%. Auch hier sind es bei den Männern (+11%) mehr als bei den Frauen (+7,2%).
Niederösterreich
Wieder zuerst die Bevölkerungsentwicklung:
Fast 10% höher liegt das Durchschnittsalter im Vergleich zu vor 20 Jahren in Niederösterreich. Bei den Menschen unter 65 nahm die Bevölkerung jedoch nur um 4% zu, bei den Menschen ab 65 Jahren um fast 41%.
Wenn es um die Veränderung der Todeszahlen in den ersten 35 Kalenderwochen des Jahres geht, so gab es 2022 in NÖ um fast 7% mehr Todesfälle als im Schnitt der zehn Jahre davor. Der Unterschied zwischen Männern (+10,5%) und Frauen (+3,6%) ist hier besonders deutlich. Die Todesfälle pro 100.000 Menschen lagen hier übrigens bis 2019 bei den Frauen immer höher als bei den Männern!
Oberösterreich
Oberösterreich liegt bei den Zahlen sehr nahe an Niederösterreich:
Ebenfalls etwa 10% höher liegt das Durchschnittsalter im Vergleich zu vor 20 Jahren in Oberösterreich. Bei den Menschen unter 65 nahm die Bevölkerung jedoch weniger als 4% zu, bei den Menschen ab 65 Jahren um 39,5%.
Wenn es um die Veränderung der Todeszahlen in den ersten 35 Kalenderwochen des Jahres geht, so gab es 2022 in OÖ um fast 6,5% mehr Todesfälle als im Schnitt der zehn Jahre davor. Der Unterschied zwischen Männern (+10,1%) und Frauen (+2,8%) ist hier noch größer als in NÖ. Und auch hier gab es immer mehr Todesfälle pro 100.000 Menschen bei den Frauen bis vor kurzem. Erst im Jahr 2022 liegen die Männer hier voran!
Salzburg
Für mich Unerwartetes gibt es in Salzburg bei der Bevölkerungsentwicklung zu sehen:
Insgesamt stieg das Durchschnittsalter im Vergleich zu vor 20 Jahren zwar um fast 12% – das ist viel. Allerdings nahm bei den Menschen unter 65 die Bevölkerung nur um 1,36% zu – das ist für mich überraschend wenig. Bei den Menschen ab 65 Jahren stiegen die Zahlen um mehr als 56%. Das ist der dritthöchste Anstieg österreichweit.
Bei den Todeszahlen in den ersten 35 Kalenderwochen des Jahres gab es 2022 in Salzburg den zweithöchsten Anstieg aller Bundesländer nach Vorarlberg. Fast 12% mehr Todesfälle als im Schnitt der zehn Jahre davor wurden gemeldet. Der Unterschied zwischen Männern (+11,9%) und Frauen (+11,7%) ist hier fast nicht vorhanden – auch das war eine Überraschung für mich, weil das in keinem anderen Bundesland so zu beobachten ist!
Steiermark
Ebenfalls Unerwartetes gibt es in der Steiermark bei der Bevölkerungsentwicklung zu sehen:
In einem Bundesland, in dem es mit Graz die zweitgrößte Stadt Österreichs gibt und auch mehrere Universitätsstandorte, hätte ich nicht erwartet, dass die Gesamtzahlen bei den Menschen unter 65 Jahren leicht rückläufig sind im Vergleich zu 2022. Das Durchschnittsalter im Vergleich zu vor 20 Jahren ist zwar um fast 10% gestiegen, das liegt aber in dem Fall an der Zunahme der Zahlen bei den Menschen ab 65 Jahren um fast genau ein Drittel.
Bei den Todeszahlen in den ersten 35 Kalenderwochen des Jahres gab es 2022 in der Steiermark einen Anstieg um genau 9% im Vergleich mit dem Schnitt der zehn Jahre davor. Die Zunahme bei den Männern (+11,9%) ist etwa doppelt so groß wie bei den Frauen (+6,3%).
Tirol
Ähnliche Zahlen wie in Vorarlberg können wir in Tirol bei der Bevölkerungsentwicklung sehen:
Insgesamt stieg das Durchschnittsalter im Vergleich zu vor 20 Jahren zwar um etwas mehr als 12% – das ist der dritthöchste Wert in Österreich. Bei den Menschen unter 65 nahm die Bevölkerung um 6,16% zu – auch das ist der dritthöchste Wert. Bei den Menschen ab 65 Jahren stiegen die Zahlen um mehr als 57,5%. Das ist sogar der zweihöchste Anstieg österreichweit nach Vorarlberg.
Bei den Todeszahlen in den ersten 35 Kalenderwochen des Jahres gab es 2022 in Tirol 10,4% mehr Todesfälle als im Schnitt der zehn Jahre davor. Der Unterschied zwischen Männern (+13,3%) und Frauen (+7,6%) ist beträchtlich.
Sonderfall Wien
Schon bei der Bevölkerungsentwicklung zeigt sich, dass Wien VOLLKOMMEN anders ist als der Rest von Österreich:
Insgesamt stieg das Durchschnittsalter im Vergleich zu vor 20 Jahren nämlich praktisch nicht – 0,1% Zunahme ist praktisch gleich wie 2002. Die Zunahme von 28,89% bei den Menschen ab 65 Jahren ist die geringste aller Bundesländer. Gleichzeitig ist die Zunahme bei den Menschen unter 65 die mit 21,83% mehr als dreimal so hoch wie in Vorarlberg, das hier die zweithöchste Zunahme aufzuweisen hat! Ich denke, dass diese Tatsache nur durch Zuwanderung erklärbar ist – einerseits durch Menschen aus Österreich, andererseits auch aus dem Ausland.
Natürlich hat dies auch Einfluss auf die Todeszahlen in den ersten 35 Kalenderwochen des Jahres. Nur 1% mehr Todesfälle pro 100.000 Menschen im Jahr 2022 sind auffallend wenig. Was jedoch bei der Kurve auffällt, ist etwas anderes: Es gab in Wien einen extrem starken Rückgang der Todesfälle in den Jahren 2002 bis 2016. Seither steigen die Zahlen. Im Vergleich mit den letzten 5 Jahren ist die Zahl der Todesfälle pro 100.000 EW in Wien bis zur KW 35 übrigens um 3,3% gestiegen. Auch hier fällt Wien aus der Reihe – denn in ALLEN anderen Bundesländern ist der Anstieg im Vergleich zu den letzten fünf Jahren GERINGER als der zu den letzten zehn Jahren.
Ebenfalls auffallend in Wien: Wien ist das EINZIGE Bundesland, in dem die Zahlen der Männer IMMER unter denen der Frauen liegen.
Österreich
Zuletzt ein Blick auf die Zahlen aus Österreich.
Bevölkerungsentwicklung
In Sachen Bevölkerungsentwicklung gab es beim Durchschnittsalter eine Zunahme um 8,5% im Vergleich zu 2002. Die Bevölkerung unter 65 Jahren hat um 6,15% zugenommen – das heißt Tirol und Vorarlberg liegen fast genau im Schnitt in diesem Bereich. Bei den Menschen ab 65 Jahren nahm die Bevölkerung um fast 40% zu. Da hat (wie überall sonst auch) einerseits damit zu tun, dass mehr geburtenstärkere Jahrgänge in diese Gruppe fallen. Im Jahr 2002 waren noch alle Menschen ab Jahrgang 1937 in dieser Gruppe, jetzt sind es nur mehr Menschen ab Jahrgang 1957. Das heißt, dass 2002 die jüngsten in dieser gruppe aus der Zwischenkriegszeit stammten und alle noch den zweiten Weltkrieg erlebt haben, inzwischen jedoch auch Menschen, die in der Nachkriegszeit geboren wurden, unter diese Gruppe fallen. In den nächsten zehn Jahren wird sich dieser Trend noch fortsetzen, wenn die „Babyboomer“ in diese Gruppe vorstoßen.
Andererseits werden die Menschen grundsätzlich älter als vor 20 Jahren. Wie lange sich dieser Trend fortsetzt, kann ich nicht sagen und leider ist Österreich, was die „gesunden Lebensjahre“ betrifft, eher im unteren Drittel zu finden in Europa.
Die Sterbefälle bis KW 35
Wenn wir die Zahlen pro 100.000 EW anschauen, sehen wir, dass 2022 auch österreichweit das Jahr mit den meisten Todesfällen war. Interessanterweise war 2015 hier ebenso wie 2000 und 2003 sehr stark – das Jahr 2015 fällt immer wieder auf in Sachen Todesfälle.
Verglichen mit 2015 gab es 2022 „nur“ 15 Todesfälle pro 100.000 Menschen mehr. Das sind auf Österreich hochgerechnet etwa 5,5 Todesfälle mehr als im zweitstärksten Jahr pro TAG. Das andere Extrem war das Jahr 2016 mit nur 598 Todesfällen – verglichen damit wären es fast 27 Todesfälle mehr pro Tag.
Vergleichen wir es nicht mit den extremen Jahren, sondern mit dem Zehnjahresschnitt, dann waren es 629 Todesfälle pro 100.000 EW in Österreich in den ersten 35 Kalenderwochen. Das heißt, im Jahr 2022 waren es 42 Todesfälle pro 100.000 EW mehr. Das macht auf den tag umgerechnet für alle ÖsterreicherInnen 15 Todesfälle mehr aus als im Schnitt.
In Prozent ausgedrückt sind die Todesfälle derzeit um 6,7% höher als im Schnitt der zehn Jahre vor 2022. Bei den Männern sind es genau 10%, bei den Frauen „nur“ 3,6%. Wer hier den Fehler macht und nur die absoluten Zahlen anschaut, kommt auf einen Anstieg von fast genau 10% bei den nackten Zahlen.
Bundesländer-Vergleich
So sieht das Ganze aus, wenn wir alle Bundesländer und Österreich zusammen anschauen:
Hier erkennen wir gut, dass im Burgenland viel mehr Menschen pro 100.000 EW sterben als in Vorarlberg – im Jahr 2022 sind es trotz des extremen Anstiegs in Vorarlberg mehr als 38% mehr Todesfälle im Burgenland. Wir sehen auch, dass offensichtlich die drei westlichen Bundesländer die sind, in denen viel weniger Menschen sterben als im Osten oder Süden. Ausnahme ist hier Wien, wo der Abwärtstrend vom Bundesland mit den meisten Todesfällen im Jahr 2000 zu dem mit den viertwenigsten Todesfällen seit 2015 jedoch gestoppt zu sein scheint. Im laufenden Jahr liegt Wien sogar unter den Zahlen von Salzburg – bis zur KW 35.
FAZIT
Ja, es stimmt, es gab im Jahr 2022 mehr Todesfälle bis zur KW 35 (Zahlen für danach sind noch keine zu finden). Die Anstiege sind sehr unterschiedlich – am stärksten waren sie in Vorarlberg, in Wien waren sie am geringsten. Überall ist der Anstieg bei den Männern höher als bei den Frauen. Österreichweit gesehen ist es außerdem so, dass es bei den Menschen bis 65 so gut wie keinen Anstieg der Zahlen gab – es waren also hauptsächlich Menschen über 65 Jahren, die den Anstieg ausmachten.
Ausnahmsweise gibt es auch beim Fazit Grafiken. Ich wollte nämlich – für Österreich – noch wissen, auf welche Kalenderwochen diese „Übersterblichkeit“ zurückzuführen ist. Es hätte ja sein können, dass zum Beispiel die Hitzewelle im Sommer einen großen teil dazu beigetragen hat… daher folgen hier zwei Grafiken mit den Altersgruppen:
Menschen unter 65 Jahren
Bei den Frauen unter 65 Jahren (rosa Kurve) gab es keine großen Auffälligkeiten, die Kurve des Jahres 2022 ist manchmal über und manchmal unter dem Zehnjahresschnitt (orange). Auch bei den Männern (blaue Kurve) gibt es wenig Besonderes. So wie etwa die KW 21 unten aus dem Rahmen fällt, sticht die KW 29 oben heraus. Auffallend ist, dass fast doppelt so viele Männer unter 64 sterben wie Frauen – aber das ist kein Phänomen des Jahres 2022.
Menschen ab 65 Jahren
Komplizierter anzuschauen ist diese Grafik: Grundsätzlich sterben mehr Frauen ab 65 als Männer – das hat auch damit zu tun, dass es mehr Frauen über 65 Jahren gibt und wir alle irgendwann sterben müssen.
Bei den Frauen ab 65 Jahren (rosa Kurve) gab es wenig Auffälligkeiten bis zur KW 11, danach liegt die Kurve DURCHGEHEND bis zur KW 34 über der des 10-Jahres-Schnitts.
Bei den Männern (blaue Kurve) beginnt das Ganze schon früher: Hier steigt die Kurve nach der KW 2 deutlich über den Schnitt und bleibt auch dort. Besonders in der Zeit von KW 9 bis KW 14 und dann noch einmal in der KW 29 liegt sie sehr weit über den Zahlen des Zehnjahresschnittes.
Die Hitzewellen im Juli und August entsprechen auch genau den Spitzen in KW 29 und KW 33 – da sind die Zahlen bei BEIDEN Geschlechtern deutlich erhöht. Die Spitzen in KW 29 und 33 finden sich übrigens auch in den Kurven der Menschen unter 65 Jahren wieder! Trotzdem reichen sie genauso wenig wie die hohen Zahlen bei den Menschen ab 65 Jahren während der Omikron-Welle im Frühjahr 2022 nicht aus, um die Übersterblichkeit alleine damit zu erklären. Wer sich dafür anhand der Todesursachen-Statistik Erklärungen erwartet, den kann ich gleich enttäuschen: Erstens erscheinen die Zahlen für 2022 erst im Sommer 2023 und zweitens gibt es dort keine zeitliche Reihe, die zeigen könnte, woran in welchen Wochen wie viele Menschen verstorben sind.