Ich habe mir noch einmal die „Umetikettierung“ der Todesfälle vom 20. April 2022 angeschaut und das ganze grafisch aufbereitet. Zur Erinnerung: an diesem Tag wurden – mit Ankündigung seitens des BM für Gesundheit – in Österreich über 3.100 Todesfälle aus den Jahren 2020 und 2021 NACHTRÄGLICH zu Covid-Todesfällen erklärt (was sie bis zum 10. April 2022 NICHT waren!).
Der erste dieser Todesfälle ereignete sich bereits am 31. März 2020 – also mehr als zwei Jahre vor der Umetikettierung!
Wie auf der Grafik zu sehen ist, wurden fast 1.000 Fälle aus der zeit vor Weihnachten 2020 zu Covid-Todesfällen erklärt, weitere 1.000 stammten aus der Zeit bis Ende März 2021. Das heißt, dass zwei Drittel dieser Umetikettierungen Todesfälle betraf, die MINDESTENS ein Jahr her waren!
Wie absurd das ist, zeigt diese Grafik, auf der wir sehen, wie viele Todesfälle pro 100.000 EW jeden Tag seit Beginn der Pandemie in Österreich gemeldet wurden. Nie waren es mehr als 25, wenn wir alle Todesfälle aus Österreichs Bundesländern zusammenzählen. An diesem EINEN Tag waren es 330!
VORSICHT! Diese Grafik und die folgenden zeigen die Todesfälle mit dem Datum ihrer „Einmeldung“, also nicht dem tag zugeordnet, an dem sie passiert sind, sondern den, an dem sie gemeldet wurden! Diese Spitzen wären sonst auf die gesamte Zeit davor verteilt und dadurch nicht mehr so sichtbar!
Die Bundesländer
Werfen wir noch einen Blick auf die einzelnen Bundesländer – ich habe, damit wir die Kurve der anderen Tage noch halbwegs erkennen können, die hohe Säule des einen Tages einfach abgeschnitten:
In Wien gab es nie mehr als knapp über 2 Todesfälle pro 100.000 EW an einem Tag. In jüngster Zeit gut erkennbar ist eine „Nachmeldung“ von Todesfällen Anfang August. Ebenfalls gut zu sehen: Diesen Sommer gab es im Gegensatz zum letzten auffallend viele offiziell an oder mit Covid Verstorbene. Bei der Umetikettierung im April gab es in Wien 35 Fälle pro 100.000 EW, die „dazu kamen“.
Im Burgenland waren es mit 40 „umgemeldeten“ Todesfällen etwas mehr als in Wien. Es gab im Herbst 2020 auch einen Tag mit mehr als 5 Todesfällen pro 100.000 EW. Auch im Burgenland, wo es letzten Sommer wochenlang KEINE Todesfälle gab, fällt der Sommer 2022 durch viele Todesfälle auf.
Das dritte der „östlichen Bundesländer“, die zuletzt oft durch hohe Inzidenzen oder ähnliche Kurven aufgefallen sind, ist Niederösterreich. 36 Umetikettierungen pro 100.000 sind nicht wirklich auffallend. Allerdings fällt NÖ aus einem anderen Grund EXTREM auf: bereits im März gab es an drei Tagen 49 „nachgemeldete“ Fälle pro 100.000 EW und auch Anfang Mai gab es noch einmal 8 pro 100.000 dazu. In Summe macht das für NÖ mehr als 90 Todesfälle pro 100.000 EW, wie in der Zeit von Ende März bis Anfang Mai dazu kamen. Interessiert hat das aber offensichtlich niemanden, wenn es um Pressemeldungen oder Fragen dazu ging.
In Kärnten fällt auf, dass die Spitzentage eindeutig höher und häufiger waren. Trotzdem waren hier die Umetikettierungen mit 58 Fällen pro 100.000 EW die österreichweit höchsten. Auf der anderen Seite fällt Kärnten im Sommer 2022 durch sehr geringe Zahlen auf.
Oberösterreich hat im Dezember 2021 den Tag mit dem höchsten Wert überhaupt – abgesehen vom Umteikettierungstag, wo es 32 pro 100.000 waren – ein vergleichsweise niedriger Wert. Wie in Kärnten ist der Sommer 2022 eher unauffällig bisher.
Auch in der Steiermark fällt der Sommer 2022 bisher nicht wirklich auf. 36 pro 100.000 „Umetikettierte“ im April 2022 sind in etwa im Schnitt. Gut zu sehen ist, dass die Steiermark neben Kärnten im Jahr 2020 eher stärker betroffen war.
In Salzburg, wo es mit 35 umetikettierten Fällen aus den Jahren 2020 und 2021 einen ähnlichen Wert gab wie in der Steiermark, fällt der Sommer 2022 schon etwas mehr auf, vor allem auch, weil es im Vorjahr kaum offiziell an oder mit C19 Verstorben gab im selben Zeitraum.
Den bundesweit niedrigsten „Umetikettierungswert“ gab es mit 24 Fällen pro 100.000 Einwohnern in Tirol. Allerdings wurden dort etwa einen Monat vorher 10 Fälle pro 100.000 EW „nachgemeldet“ – der Zeitpunkt ist insofern interessant, weil dies eine Woche nach den Bürgermeister-Stichwahlen in Tirol erfolgte. Davor stand Tirol (neben NÖ) besonders gut da, wenn es um die Todesfälle ging. Im Sommer 2022 gibt es auch in Tirol auffallend mehr an oder mit C19 Verstorbene als im Vorjahr.
Zuletzt noch Vorarlberg: Wenn wir berücksichtigen, dass hier keine anderen „Nachmeldungen“ (wie etwa in Tirol) stattfanden, dann hat das Ländle bundesweit am wenigsten Umetikettierungen gehabt mit 28 pro 100.000. Das sind halb so viele wie etwa in Kärnten und etwa ein Drittel der „Korrekturen“ von NÖ. Sehr wohl auffallend ist jedoch der Sommer 2022 mit deutlich mehr an oder mit C19 Verstorbenen als im Vorjahr.
Die Altersgruppen
Von Vorarlberg habe ich noch eine Grafik, die zeigt, aus welchen Altersgruppen die „Korrekturen“ vom 20. April stammen:
Wir sehen, dass es unter 55 nur einen einzigen Fall gab, der sich allerdings prozentuell stark auswirkt bei der Gruppe der 45-54-Jährigen Männer. Prozentuell am stärksten war die Korrektur bei den Frauen im Alter von 55 bis 64 Jahren – 4 Nachmeldungen bedeuten dort fast ein Drittel mehr Fälle. In absoluten Zahlen gab es mehr Umetikettierungen bei den 75 bis 84 Jahre alten Menschen als in der Altersgruppe der menschen ab 85 Jahren. Und unter 45 Jahren gab es keinen einzigen im nachhinein umetikettierten Todesfall in Vorarlberg.
Österreichweit sieht die Verteilung auf Altersgruppen so aus wie oben zu sehen. Mehr als drei Viertel aller „Korrekturen“ erfolgte bei Menschen ab 75 Jahren und nur 17 Fälle der über 3.100 waren unter 45 Jahre alt.