Zwischenbilanz Österreich

Wenn ich schon die Zahlen für Vorarlberg aufbereite, dann kann ich das auch für Gesamt-Österreich machen, oder? Hier also das gegenstück zu den Zahlen vom Ländle:

Die neuen Positiven

Auch wenn viele diese als „Infizierte“ oder gar „Erkrankte“ bezeichnen bleibe ich bei der Definition, die als einzige wirklich sachlich richtig ist: Das sind all jene Personen, die in den letzten Tagen einen positiven Test auf C19-Viren hatten.

Das ist ein Vergleich des letzten verfügbaren Tages (11. August) von den Zahlen 2022 und denen 2021. Es fällt SOFORT auf, dass letztes Jahr VIEL MEHR junge Menschen betroffen waren als 2022. Damals waren 58% , also fast drei Fünftel aller positiven Tests bei Menschen unter 35 Jahren. Am 11. August 2022 waren nur 35%, also etwas mehr als ein Drittel aus dieser Altersgruppe.

Nun ist ein Tagesvergleich etwas sehr Unsicheres, daher schauen wir uns das Ganze für die letzten 10 verfügbaren Tage an:

Wir sehen: Letztes Jahr gab es etwas nur etwa ein Zehntel der neuen positiven Tests von diesem Jahr. Wenn wir die Verteilung auf die Altersgruppen anschauen, ergibt sich jedoch in etwa dasselbe Bild wie oben: Waren es letztes Jahr fast genau zwei Drittel, die unter 35 Jahren waren, so sind es 2022 nur etwa 35%. Im Jahr 2021 waren etwa 10% aller positiv Getesteten älter als 55, 2022 waren es fast genau ein Drittel!

Diese Grafik zeigt und die VERÄNDERUNG der Zahlen von 2021 zu 2022. Diese Grafik unterscheidet sich STARK von der aus Vorarlberg (siehe anderer Beitrag von heute). Während bei den Kleinkindernmehr als 11 Mal so viele positiv getestet wurden in den letzten 10 Tagen, waren es bei den Menschen zwischen 5 und 35 Jahren weniger als 10 Mal. Auch die Altersgruppen von 35 bis 54 liegen DEUTLICH unter den Steigerungsraten der Altergruppen über 55. Am stärksten ist die Zunahme in der Altersgruppe der 75-84-Jährigen, wo es 41 Mal so viele positiv Getestete gab (zur Erinnerung: insgesamt haben wir fast 10 Mal so viele „Fälle“ dieses Jahr) wie im Vorjahr. Auch bei den 65 bis 74 Jahre alten Personen sind es fast 35 Mal mehr!

Die aktiv Positiven

Auch wenn ich diese Formulierung „interessant“ finde, weil damit die Personen bezeichnet werden, die jetzt bei Symptomlosigkeit „verkehrsbeschränkt“ sind – sie werden nun einmal so bezeichnet. Früher hießen diese Personen „Abgesonderte“.

Hier ein Vergleich der drei „Pandemiejahre“. Die blaue Linie zeigt die aktiv Positiven im Zeitraum März 2020 bis Februar 2021, die orange Linie zeigt uns das zweite Pandemiejahr und die grauen Säulen stehen für das laufende dritte Jahr. Wir sehen ganz eindeutig, dass es nur im dritten Jahr zu Beginn extrem hohe Werte gab (Omikron lässt grüßen), genauso wie es im Sommer sonst nie so viele positiv Getestete gab. Im gegensatz zu Vorarlberg, wo sich die Kurve jetzt der vom Vorjahr annähert, liegen die Österreich-Zahlen DEUTLICH höher als in den Jahren zuvor! „StammleserInnen“ wissen, dass Wien hier den größten Anteil daran trägt, weil dort die Menschen offensichtlich VIEL ZU SPÄT erst wieder als Genesene ausgetragen werden.

Die Spitalszahlen

Das sind die Kurven der Normalbettenbelegung in Sachen positiv Getestete. Während in Vorarlberg seit Monaten betont wird, dass etwa 80% der C19-PatientInnen nicht WEGEN Covid aufgenommen wurden, wird österreichweit oft von „ca. 50% gesprochen. Diese Reduktion habe ich grafisch dargestellt fürs laufende Jahr. Dadurch wird ersichtlich, dass erst im Sommer 2022 die Zahlen über denen der Vorjahre (lila und roange Kurve) liegen. Im Gegensatz zu Vorarlberg liegen die Werte auch jetzt noch WEIT über denen der Vorjahre.

Das gleiche Spiel mit den Intensivbetten zeigt, dass wir hier 2022 bis Juli so gut wie NIE höhere Zahlen hatten als in den beiden Jahren zuvor. Und wenn wir berücksichtigen, dass ca. 50% aus anderen Gründen aufgenommen wurden, gab es nur in der zweiten Julihälfte höhere Zahlen als in den vorangegangenen Jahren. Selbst ohne die Reduktion um 50% liegen die Werte nie so hoch, dass sie als „extrem“ einzustufen wären, nie war es mehr als 1 Person pro 100.000 EW! Wir sehen auch, dass etwa vor Jahr mitten im Sommer die Zahlen stark angestiegen sind.

Noch einmal zurück zu den Normalbetten: Hier sehen wir, wie viele Prozent der aktiv Positiven im Spital liegen. Hier habe ich die Reduktion um 50% NICHT vorgenommen! Es fällt auf, dass in den letzten Wochen die Zahlen erstmals über den Werten des Vorjahrs liegen, allerdings weit unter denen des ersten Pandemiejahres.

Dasselbe bei den Intensivstationen: Nie lagen wie Werte auch nur ANNÄHERND über den Werten aus den beiden Vorjahren!

Und wenn wir auch noch betrachten, wie viele Prozent ALLER C19-HOSPITALISIERTEN auf der Intensivstation behandelt wurden, wird deutlich, dass die Zahlen immer DEUTLICH unter denen der beiden Vorjahre liegen. Im Gegenteil: Seit März 2022 lagen die Werte DURCHGEHEND niedriger als bei den absoluten Tiefstwerten der beiden Vorjahre!
Es waren auch nie mehr als 10 Prozent der positiv Getesteten unter den PatientInnen auf den Intensivstationen.

Die C19-Todesfälle

Bitte nie vergessen, wie das BM für Gesundheit die Todesfälle offiziell definiert:

In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.

https://info.gesundheitsministerium.gv.at/infektionslage

Das heißt, wir wissen nicht, wie viele dieser Personen wirklich WEGEN Covid verstorben sind und wie viele an einer vollkommen anderen Todesursache und dabei entweder gerade positiv getestet war, einige Zeit vorher positiv war oder von einem Arzt/Totenbeschauer ohne positiven Test als Covid-Todesfall eingestuft wurde.

Fakt ist: Es gab kein Pandemiejahr bisher – im Gegensatz zu Vorarlberg, wo es genau umgekehrt war – nie wirklich MEHR Covid-Todesfälle bis zum jetzigen Zeitpunkt als im laufenden Zeitraum seit März 2022 – allerdings näheren wir uns derzeit der Kurve vom Vorjahr an und liegen KLAR über der Zahl vom ersten Pandemiejahr!

Da eine kumulative Kurve uns nicht genau zeigt, WANN diese Fälle passiert sind, hier eine Grafik mit Wochen-Zeiträumen. Wir sehen, dass es nur einmal Ende März eine knapp erhöhte Sterblichkeit in Sachen C19 im Vergleich zu den gleichen Zeiträumen 2020 und 2021 gab. Allerdings haben wir seit Mitte Juni DURCHGEHEND MEHR C19-Todesfälle, als es in den beiden ersten Pandemiejahren waren. Das lässt die Frage zu, warum es in dieser Zeit, als wir sehr hohe Temperaturen hatten, so viele (im Vergleich zu den Vorjahren) Covid-Todesopfer hatten. Und auch, warum das nirgends thematisiert wird. Wobei „viele“ ein relativer Begriff ist – es handelt sich um nicht einmal 1 Person pro 100.000 EW innerhalb einer Woche. Das ist zehn Mal weniger als zum Höhepunkt der Herbstwelle 2020.

Werfen wir noch einen Blick auf die Altersverteilung der Fälle seit Pandemiebeginn:

Wenn wir berücksichtigen, wie viele Menschen in den einzelnen Altersgruppen leben, dann betrafen pro 100.000 Menschen fast 73% aller Todesälle Menschen über 84 Jahren. Zusammen mit den 75-84-Jähriegen waren es mehr als 90%. Und wenn wir die Menschen über 65 Jahren zusammenfassen, dann waren 97,2% aller C19-Todesfälle pro 100.000 EW der jeweiligen Altersgruppen mindestens 65 Jahre alt.

Wenn wir nur die Todesfälle der letzten 10 Tage anschauen und nicht berücksichtigen, dass es in den einzelnen Altersgruppen unterschiedlich viele Menschen gibt, sieht das Ganze im Vergleich zu 2021 so aus:

Waren österreichweit 2021 ein Drittel der an oder mit Covid Verstorbenen mindestens 85 Jahre alt, so waren es 2022 (bei weit höheren Zahlen) mehr als die Hälfte!

Die Altersverteilung

Zum Schluss noch ein paar Grafiken mit der Altersverteilung gesamt in verschiedenen Kategorien:

Bei den neuen positiven Fällen sehen wir eindeutig auch hier, dass der Anteil der jungen Menschen abnimmt seit Februar 2022. Damals waren noch etwa 50% (die gelbe Linie zeigt uns die 50%-Marke) unter 35 Jahren, jetzt sind es etwa 30%.

Bei den aktiv Positiven ist das Ganze ebenfalls gut zu sehen. Auch hier waren es zum Jahreswechsel mehr als 50%, die jünger als 35 waren.

Wenn wir die SUMME aller positiven Tests heranziehen, sieht das Ganze so aus: Nie waren mehr als 50% unter 35, die Tendenz ist hier deutlich sinkend, trotz der hohen Zahlen, welche bei Veränderungen nur „träge“ reagieren in der Gesamtsumme.

Bei den Todesfällen (hier ist die Summe von über 3.500 inklusive der Umetikettierungen vom 20. April, daher ist sie deutlich höher als die Zahl auf der Seite des BM für Gesundheit!) ist gut zu sehen, dass mindestens 20% aller Todesfälle älter als 85 Jahre war und ca. 12% unter 65 bzw. nie mehr als 3% unter 55 Jahren. Dramatische Veränderungen gab es seit März 2020 nicht mehr.

Die letzte Grafik zeigt die Altersverteilung der täglichen Todesfälle seit Februar 2020. Da amnchmal nur wenige Todesfälle pro Tag zu verzeichnen sind, ist die „Verteilung“ dort dann oft einfarbig. Auffallend sind daher oft die einzelnen Todesfälle unter 35 Jahren. Ansonsten überwiegt lila (Menschen ab 85) und dunkelrot (Menschen im Alter von 75-84 Jahren).
Nicht auf 100% dargestellt sieht das Ganze dann so aus:

Gut zu sehen ist hier, dass es quasi durchgehend offizielle C19-Sterbefälle über 84 Jahren gibt, aber nur selten welche unter 55 Jahren.

FAZIT

Was fällt in Österreich auf? Erstens wohl die „Verjüngung“ bei den positiv Getesteten. Diese ist einerseits sicher im Ende der verpflichtenden Schultests im Juni 2022 zu suchen, andererseits wohl auch darum zu erklären, weil es keine verpflichtenden Tests mehr für die ganz jungen Menschen gibt. Trotzdem ist es sicher so, dass in Pflegeberufen weiterhin manche testen müssen – und das wird wohl auch Menschen unter 35 Jahren betreffen, oder?

Und zweitens steigen zuletzt die Todesfälle an und mit Covid stark an. Wenn der Trend so weitergeht, haben wir bald mehr Todesfälle an oder wegen Covid als in den beiden vorangegangenen Pandemiejahren. Und das bringt mich wieder zu der (unerreichbaren) Forderung, dass zwischen „an“ und „mit“ auch hier unterschieden werden sollte. Denn obwohl im April 2022 3.500 zum Teil bis zu 750 Tage zurückliegende Todesfälle aus den Jahren 2020 und 2021 „umetikettiert“ werden konnten, ist es offensichtlich unmöglich, die Zählweise zu ändern. Oder auch nur nach Jahren zu trennen – denn im Gegensatz zu ALLEN anderen Todesursachen die ich kenne, wird hier nur weiter nach oben gezählt. Stellen wir uns das einmal bei den Verkehrstoten, den Herzinfarkten, den Unfällen oder den Selbstmorden vor…