Effektivität beim Testen

Vorbemerkung

Die Wiener haben nur darum so eine hohe Inzidenz – wird überall geschrieben – weil sie so viel, viel mehr testen als die anderen Bundesländer.

Das musste ich mir genauer anschauen und habe dazu einige Grafiken erstellt – wie immer sind die Quellen der Daten in den Grafiken angegeben.

Die Effektivität

Früher einmal, bevor die Pandemiezeit kam, wurden Tests wie der Antigen- oder der PCR-Test von ÄrztInnen benutzt. Sie haben damit nach einer Erstdiagnose überprüft, ob der Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung richtig war.

Heutzutage werden PCR-Tests und Antigentests inflationär eingesetzt und vor allem bei uns in Österreich und in Zypern, dem Heimatland der EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Das hat mich zu der Fragestellung gebracht: Wie viele Tests werden denn in Österreich gebraucht, um EINE positiv getestete Person zu finden? Dass diese deswegen weder symptomatisch noch krank sein muss und schon gar kein Fall für das Spital oder gar vom Tode bedroht, sei jetzt einmal dahingestellt.

Das ist die Kurve aller Bundesländer und Österreichs als gesamtes. Gezeigt wird von Beginn der Pandemie an für jeden einzelnen Tag, wie viele Tests (Antigentests und PCR-Tests, allerdings OHNE die Schultests!) es pro Bundesland bzw. in Österreich gebraucht hat, um EINEN positiven Test zu liefern.

Wir sehen, dass es zum Jahreswechsel 2020/2021 einen Zeitpunkt gab, wo es weniger als 20 Tests waren. DAVOR wurde vor allem in Kärnten viel (=ineffektiv) getestet, auch das Burgenland und Vorarlberg waren unter den Top-3 in Sachen viele Tests pro positivem Ergebnis.

Praktisch mit dem Jahresbeginn 2021 steigen die Zahlen rasant an – und sie tun das bis in den Oktober 2021. Dann bringt die Delta-Welle mit vielen neuen Positiven den Wert wieder nach unten bis Dezember 2021.

AUSSER IN WIEN – dort geht der Anstieg weiter bis zum Jahreswechsel.

Omikron bringt dann mit extrem vielen Fällen wieder alle Kurven zum Sinken. Bis zum 1. April 2022 – von dort gibt es kaum noch ein Absinken. Dass das Absinken immer zu Zeiten mit vielen neuen Fällen passiert ist an der weißen Linie aus Punkten zu erkennen – sobald diese wieder sinken, stoppt das Absinken der Effektivität.

Seit Mitte März ist . auf den ganzen Zeitraum der Pandemie in Österreich gerechnet – NÖ nach WIEN, das unangefochten die Nummer eins ist, am zweiten Platz zu finden. Ganz unten liegen Tirol und Kärnten, danach folgen mit Abstand OÖ und Vorarlberg.

Die Kosten

Die Quelle für diese Grafik stammt von einer für mich sehr unüblichen Stelle – vom ADAC:

Dieser hat seine Mitglieder über Testkosten informiert (2022). Dabei liegt Österreich, was die Kosten betrifft, im Mittelfeld. Ein PCR-Test kostet 70 Euro, ein Antigentest 25. Ich gehe jetzt einfach einmal von diesen Zahlen aus, denn ich glaube nicht, dass die öffentliche Hand so extrem gut verhandelt hat, dass die Kosten (incl. Testbeschaffung, Logistik und Auswertung, ev. aber noch ohne Personalkosten oder Räumlichkeiten) viel niedriger liegen. Laut BM für Gesundheit sind die fast 200 Millionen Tests (ohne Apotheken- Betriebs- und Schultest) in etwas 50:50 auf PCR und Antigen verteilt. Das ergibt dann einen Durchschnittsprei von 47,5 Euro pro Test.

Umgelegt auf die obere Grafik bedeutet das, dass wir in Österreich bis dato pro positivem Test fast 2.000 Euro ausgegeben haben. In Wien waren es etwa 3.150 Euro, in Tirol etwa 1.115 Euro.

Der 7-Tages-Schnitt

Wie sieht das Ganze aus, wenn wir nicht die Gesamtsummen der Tests und der Positiven heranziehen, sondern die einzelnen 7-Tages-Schnitt-Werte?

Wir erkennen: Das sieht KOMPLETT anders aus! Hier gibt es schon im Sommer 2020, vor allem jedoch im Sommer 2021 Wochen, wo das Testen EXTREM ineffektiv war. Der Spitzenwert stammt aus Vorarlberg und liegt bei über 20.000 Tests für einen einzigen positiven Test. Damals wurden laut offiziellen Zahlen der AGES in einer Woche knapp über 500.000 Tests in Vorarlberg gemacht und „gefunden“ wurden lediglich 25 Positive!

Ob diese Zahlen alle so stimmen, kann und mag ich nicht beurteilen, sie stammen aus offiziellen Daten der AGES, heruntergeladen am 13. Juli 2022, also mehr als ein Jahr danach – Zeit genug, Fehler auszuschließen.

Das würde dann heißen, dass damals in Vorarlberg für einen einzigen positiven Test knapp über 950.000 Euro ausgegeben worden sind!

Lassen wir diese Extremwerte aus dem Sommer 2021 weg und schauen auf die Zahlen am Anfang September 2021:

Der Spitzenwert stammt hier aus NÖ, wo am 21.12.2021 ein Siebentages-Schnitt von 810 Tests für ein positives Ergebniserrechnet werden kann. Das wären dann immer noch satte 38.475 Euro für ein positives Ergebnis.

Dem Fass den Boden ausgeschlagen hat ein anderes Bundesland – im wahrsten Sinne des Wortes! Im Burgenland kommt es am 30. Mai dieses Jahres zu einem MINUSWERT! Durch eine Datenkorrektur bei den Test-Zahlen wären dort 121,5 Tests NICHT GEMACHT worden, damit ein positives Ergebnis vorhanden war. Das bedeutet, dass das Burgenland in dieser Zeit pro positivem Test fast 5.800 Euro VERDIENT hätte, weil KEINE Tests gemacht wurden, sondern sogar negative Zahlen geschrieben wurden!

Lassen wir also auch diese Werte weg und nehmen die Zahlen vom 3. Juni 2022 weg:

Wir sehen trotzdem zwei Auffälligkeiten: einen „Spitz“ in NÖ am 8. Juni (ein Mittwoch) und ein „Plateau“ in OÖ vom 14. Bis zum 20. Juni (da tippe ich auf eine „Nachmeldung“ von Fällen).

Ansonsten stellt auch diese Grafik der 7-Tages-Schnitt-Werte der letzten verfügbaren 35 Tage Wien ein schlechtes Zeugnis aus: Zwischen 17 und 35 Tests für ein positives Ergebnis bedeutet, dass zwischen 800 und 1.660 Euro pro positivem Test ausgegeben wurden in Wien.
Ganz anders Vorarlberg: Dort waren es durchgehend etwa 5 Tests für einen positiven Test. Das sind dann Kosten von etwa 240 Euro. Dasselbe gilt für Tirol und Salzburg. Österreichweit lag der Schnitt bei etwa doppelt so viel.

Dass die „Effektivität“ in den ganz unten liegenden Bundesländern NICHT noch besser wurde während dem Anstieg der „Sommerwelle“ (gepunktete Linie), liegt daran, dass deswegen wohl in allen diesen Bundesländern die Testanzahl ERHÖHT wurde.

FAZIT

Viel Testen ist auf jeden Fall eines nicht: effektiv. Denn wenn es so wäre, dass in Wien etwa gleich viele Tests für ein positives Ergebnis gebraucht würden, dann wäre der Spruch: „Wien hat drum die höchste Inzidenz, weil so viel getestet wird“ noch nachvollziehbar.
Da dort jedoch in etwa 3 bis 6 Mal so viele Tests negativ ausfallen, scheint nur mehr ins Blaue getestet zu werden und nicht an Effektivität gedacht.

Einen Gewinner gibt es auf jeden Fall: All jene Menschen und Firmen, die für die Abwicklung der Tests zuständig sind! Und da scheinen in Vorarlberg, Tirol und Salzburg mehr alemannische Tugenden vorhanden zu sein als im Rest von Österreich. Und nirgends lebt es sich so gut als Test-Hersteller, Test-Durchführer und Test-Auswerter wie in Wien…

P.S.: Wenn wir jetzt noch die Schultests und die Betriebstestungen und die Apothekentests dazu zählen würden… dann würden die Kosten EXTREM nach oben gehen, denn die positiven Ergebnisse daraus sind schon in den offiziellen Zahlen enthalten, die Tests aber größtenteils nicht!