Vorbemerkung
750 Updates gab es von mir seit März 2020 – davon waren sieben Wochen-Updates, die anderen alle zum jeweiligen Tag. Zeit für einen „Rückblick“…
Die Datenquellen sind immer bei den Grafiken angegeben!
Die Todesfälle
An oder mit? Das wissen wir nicht, wenn es um die offiziellen C19-Todesfälle geht. Auf der Seite des BM für Gesundheit ist immer noch zu lesen:
In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.
BM für Gesundheit
Sicher ist das auch nicht immer einfach zu erfassen – und wahrscheinlich gibt es auch Menschen, die an den Folgen einer Covid-Erkrankung verstarben und gar nicht als C19-Todesfall erfasst wurden. Ich komme heute das eine oder andere Mal auf unser Nachbarland Schweiz zu sprechen, wo die Zahlenaufbereitung um Welten besser ist als bei uns. Dort wird zB aufgelistet, wie viele Menschen mit einer oder mehreren Vorerkrankungen im Krankenhaus lagen als Covid-PatientInnen: Nur 16% aller Hospitalisierten hatten keine relevanten Vorerkrankungen.
Die einzige Zahl, die mir aus Österreich dazu vorliegt, ist die aus den Krankenhäusern in Vorarlberg, wo seit Wochen zu lesen ist:
Rund 80% der COVID-19-Patienten werden derzeit wegen einer anderen Erkrankung in den Spitälern behandelt, die Corona-Erkrankung ist die Nebendiagnose.
Vorarlberger Krankenanstalten GesmbH
Ich vermute, dass das auch auf viele Todesfälle zutrifft. Für mich den sprichwörtlichen Vogel abgeschossen hat Österreich am 20. April 2022, wo es – mit dem Hinweis, es handle sich um eine „routinemäßige Abgleichung der Daten“, welche jährlich passiere – auf einen Schlag in etwa 20% mehr an C19-Todesfällen gab. Bei genauem Hinsehen stellte sich heraus, dass die Fälle alle aus den Jahren 2020 und 2021 stammten – die ersten waren aus den ersten Wochen der Pandemie im März 2020!
Interessanterweise wurden diese Fälle immer noch nicht bei den offiziellen Zahlen des BM für Gesundheit oder etwa dem Dashboard Vorarlbergs aufgenommen/geändert. Auch wäre mir nicht bekannt, dass die Statistik Austria inzwischen ihre Todesursachenstatistik für das Jahr 2021 (vorläufig) oder etwa die für 2020 geändert hat. Das kann ja nur so erfolgen, dass bei anderen Todesursachen Fälle wegkommen und zur Ursache C19 „verschoben“ werden. Es handelte sich ja nicht um die Entdeckung eines bis dato unbekannten Massengrabes, sondern um eine Umetikettierung von Todesfällen.
Hier also eine Grafik zu den Todesfällen:
Hier sind alle einzelnen Tage (NACH der Umetikettierung!) angeführt in allen Bundesländern und natürlich immer pro 100.000 EW gerechnet. Wir erkennen die erste Welle (fast bis 1 Todesfall pro 100.000 EW am Tag in manchen BL) und vor allem auch die zweite Welle im Herbst 2020 mit bis zu 4 Todesfällen in Kärnten. Die dritte Welle im Frühjahr 2021 sieht eher wie das Ende von Welle 2 aus – mit Ausnahme des Burgenlandes. Die Deltawelle im Herbst 2021 brachte in Vorarlberg noch einen Tag mit 2,5 Verstorbenen pro 100.000 Menschen, war sonst in etwa halb so hoch wie die des Vorjahres und etwa doppelt so hoch wie die erste. Die Omikron-Welle entspricht in der Höhe in etwa den Zahlen der allerersten Welle – allerdings mit ganz anderen Voraussetzungen – siehe nächste Grafik unten!
Ebenfalls interessant: in ALLEN Bundesländern gab es die höchsten Zahlen im Jahr 2020 (im November und Dezember) – in Vorarlberg und NÖ gab es jedoch im Dezember 2021 einen Tag, an dem gleich viele C19-Verstorbene gemeldet wurden.
Die positiv Getesteten
Auch wenn es vielerorts als „laborbestätigte Infektionen“ bezeichnet wird oder auch „Infizierte“ oder „Fälle“ benenne ich es am liebsten als das, was es wirklich sind: Menschen, die einen positiven (PCR)-Test auf das C19-Virus hatten.
Hier sehen wir die Kurven wie vorher bei den Todesfällen. Allerdings mit anderem Verlauf und anderen Zahlen. Am Tag mit den meisten Fällen gab es in der Steiermark mit mehr als 800 Fällen pro 100.000 EW mehr als 200 Mal so hohe Zahlen wie bei dem Tag mit den meisten Todesfällen! Damals gab es bei der zweiten Welle nie mehr als 202 Positive pro Tag und 100.000 EW – und 17 Tage später dann mit 3,7 Todesfällen den höchsten Wert bei den Verstorbenen an und mit C19.
Bei Omikron waren die Zahlen vier Mal höher bei den positiven Tests, die Sterbezahlen allerdings mehr als dreimal niedriger. Auch bei Delta war das Verhältnis bereits deutlich weniger gefährlich in Sachen Verstorbene: Fast zweimal mehr positiv Getestete zogen etwa halb so hohe Sterbezahlen nach sich. In der ersten Welle war es noch so, dass – an den Höchstwerten gemessen – etwa jeder 16. bis 20. positiv Getestete verstarb. Bei Omikron war es noch in etwa jeder 800. „Fall“.
Gibt es solche Zufälle?
Bei den positiv Getesteten fällt noch etwas extrem auf: Wer sich wie ich die Mühe macht, nachzuschauen, an welchem einzelnen Tag die Zahlen am höchsten waren, dem fällt ein Tag auf: der 15. März 2022. Dort wurde nämlich nicht nur in der Steiermark der höchste Wert Österreichs mit 800,67 Positiven pro 100.000 EW gemeldet (das ist immerhin ungefähr jeder 125. Steirer/jede 125. Steirerin), es war auch in sechs anderen Bundesländern der Tag mit den höchsten Werten.
Da mir das seltsam vorkam, habe ich wieder die Schweiz als Vergleich bemüht: Dort gibt es 26 Kantone – von denen hatten 10 am gleichen Tag den höchsten Stand gemeldet. Das sind 38% – in Österreich waren es fast 78%!
Die zwei Bundesländer, in denen nicht der 15. März der „Spitzentag“ war in Sachen positive Tests, waren das Burgenland, wo es genau eine Woche später den Höchststand gab, und Tirol, wo der Spitzenwert schon am 31. Jänner erreicht worden ist. Tirol ist außerdem das EINZIGE Bundesland, in dem die zweite Omikronwelle weniger stark war als die erste. Böse Zungen behaupten, dass das Virus offensichtlich die Gemeindesratswahlen Ende Februar und die Stichwahlen danach nicht zu stark beeinträchtigen wollte…
Chronologisch ist auch folgendes noch interessant:
- 16. Februar: BM Mückstein kündigt an, dass am 5. März die Maskenpflicht fallen wird in weiten Bereichen und 3G ebenfalls beendet wird (damals hatte die Schweiz das bereits umgesetzt, obwohl die Zahlen dort nur unwesentlich niedriger waren als bei uns)
- 3. März: Mückstein kündigt seinen Rücktritt an, sein Nachfolger wird Rauch
- 5. März: die Maskenpflicht wird gelockert, die 3G-Regelung fällt
- 10. März: die Ampelkommission verlangt eine Verschärfung der Maßnahmen, weil die Zahlen steigen (in der Schweiz antworten hohe Beamte oder Politiker bei der Frage auf die steigenden Zahlen mit „wir warten einmal ab, wie sich die Lage entwickelt“ oder „wir haben die letzte Welle überstanden, wir werden auch diese Welle überstehen“)
- 15. März: Höchststand der Zahlen in sieben Bundesländern
- 18. März: BM Rauch kündigt Rückkehr zur Maskenpflicht an – für den 24. März
- 24. März: Die Maskenpflicht wird wieder eingeführt in vielen Bereichen – die Zahl der positiv Getesteten reagiert SOFORT und ohne Verzögerung und sinkt, es gibt danach in KEINEM Bundesland mehr Werte, die unter die 10 höchsten Tage fallen!
Die Genesenen
In Österreich galt jemand bis vor wenigen Wochen als genesen, wenn er/sie 10 Tage abgesondert war und zweitweise zusätzlich einen negativen Test vorweisen konnte. Daher wäre es logisch, wenn die Tage mit den höchsten Genesenenzahlen am 25. März liegen würden in sieben Bundesländern – oder zumindest nahe dran, weil es ja keinen Tag gab, an dem es mehr neue Positive gab als am 15. März.
Im Burgenland stimmt das nicht, da war ja auch der Höchststand sieben Tage später. Die Genesungen brauchen im östlichsten Bundesland offensichtlich auch ein wenig länger, denn der Höchststand war nicht 10, sondern erst 14 Tage danach erreicht. Umgekehrt war es in der Steiermark, wo zwischen den beiden Höchst-Ständen nur sieben Tage vergingen (15. März bis 22. März).
In Tirol waren es 9 Tage (31. Jänner bis 9. Februar). Sonst stimmt die Annahme mit dem 25. März – AUSSER in zwei Bundesländern:
In Vorarlberg dauerte es 15 Tage (15. März bis 30. März) und in Wien lag der Tag mit den meisten Genesungen genau einen Monat VOR dem Tag mit den meisten positiven Tests. Außerdem war die Zahl dort die bei WEITEM höchste: 1.039,5 neue Genesene pro 100.000 EW bedeuten, dass in Wien am 15. Februar (dem Tag vor der Ankündigung der Lockerungen!) mehr als 1% aller EinwohnerInnen den Genesenenstatus erhalten haben! Das sind in Wien immerhin fast 20.000 Menschen an diesem einen Tag!
Die Grafik-Parade der Bundesländer
Hier findet ihr noch die Grafiken der Bundesländer zu den gemeldeten Zahlen.
FAZIT
Wenn eine weltweite Pandemie in Wellen durch Länder und Kontinente zieht: Wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass an EINEM EINZIGEN TAG in sieben von neun Bundesländern, in denen 88% der Menschen leben, die meisten positiven Tests gemeldet werden?
Ich halte sie für sehr gering, wenn korrekt gearbeitet wird und das Testen und Einmelden der Testergebnisse in geordneten Bahnen verläuft.
Vielleicht mache ich mir irgendwann die Arbeit, und vergleich diese Tabellen und Zahlen mit denen von vor der „Um-Etikettierung“ am 20. April 2022? Für heute lassen wir es gut sein!