Wenn es im Winter zu schneien beginnt und erst wenig Schnee liegt, dann ist der „Anstieg“ der Schneedecke zuerst sehr groß. Umgekehrt ist es im Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt. Zuerst geht es sehr rasch, dann nimmt der „Rückgang“ natürlich ab, weil nur noch wenige Zentimeter da sind.
Ähnlich ist es bei den Inzidenzen und Fallzahlen. von 4.000 auf 3.000 – das sieht nach sehr viel aus. Allerdings: Von 400 auf 300 ist – prozentuell gesehen – genau gleich viel „Rückgang“.
Um das einmal bildlich darzustellen, habe ich – für Vorarlberg und Österreich – zwei Grafiken gemacht, die die Veränderung der Inzidenz in Prozent zeigen. Die höchsten Abweichungen im Vergleich zum Vortag gibt es im Sommer 2021, als es kaum Fälle gab. Theoretisch wäre die Abweichung am höchsten, wenn wir an einem der Tage die Inzidenz NULL haben. Gab es jedoch nie – schon gar nicht seit wir Test-Vizeweltmeister (nach Zypern) sind.
Das Ländle
Zuerst Vorarlberg: Die größte Veränderung gab es prozentuell gesehen am 10. Juli 2021 – ein Plus von 58,33% bedeutet in dem Fall, dass wir von Inzidenz 3 am 9. Juli auf 4,7 am 10. Juli kamen.
Worum es mir jedoch geht, sind nicht die Einzel-Werte aus dem Sommer, sondern die Trends, die sich zeigen. Seit dem 16. März gab es demnach nur 5 Tage, an denen es einen Anstieg gab. Dass die Kurve der Inzidenz selbst (dunkelblau) immer flacher wird in ihrem Abstieg, ergibt sich daraus, dass die Zahl geringer wird – würden wir heute noch einen oder zwei Tage haben wie im März oder April, wo die Inzidenz teilweise mehr als 150 gesunken ist, dann hätten wir eine – rechnerisch unmögliche – MINUS-Inzidenz.
Und auch wenn die Veränderung in Prozenten weniger wird, so ist immer noch klar erkennbar, dass wir eine Abwärtstendenz haben – eine, die es in der Form so lange nur letztes Frühjahr in ähnlicher Form gab – damals gab es jedoch auch Unterbrüche, die länger als einen Tag gedauert haben. Aber auch das ist klar, wenn es von weit oben nach unten geht. Jeder, der bereits einmal zu Fuß von einem hohen Berg ins Tal gelaufen ist, weiß, dass es länger dauert, unten anzukommen, wenn der Berg viel höher als das Tal ist… 😉 Und um bei dem Vergleich zu bleiben: Oft ist das Gefälle dann unten im Tal weniger steil – aber es geht trotzdem weiter abwärts (außer es kommt eine Stelle mit einem See… 🙂 ).
Österreich
Die Kurve von Österreich ist etwas anders als die von Vorarlberg. Vor allem fehlen die extremen Spitzen und auch Veränderungen, weil durch die größere Anzahl an Bundesländern und darin lebenden Menschen die Spitzen oft weg fallen. Bemerkenswert ist, dass der höchste Anstieg von einem Tag auf den nächsten in Österreich während der Omikron welle war: Vom 3. auf den 4. Jänner nahm die Inzidenz um 28,28% zu.
FAZIT
Ich bin nicht Mitglied einer Kommission oder eines „Prognoskonsortiums“. Ich schaue auch so gut wie nie in die Zukunft und mache Prognosen. Ich stelle dar, was laut offiziellen Zahlen zu sehen ist.
Es ist logisch und liegt in der Natur der Sache, dass der Rückgang (siehe Vergleich mit dem hohen Berg oben) irgendwann weniger werden muss.
Und solange wir unsere Viel-Testerei nicht aufgeben (bei der Wien auch darum so „gut“ abschneidet, weil sie als einzige die verpflichtenden Schultests als „ihre Tests“ einmelden), werden wir auch nicht ganz nach unten kommen können. Ich blicke ja gerne in die Schweiz, weil dort die öffentliche Zahlendarstellung deutlich transparenter und auch sachlicher ist. Derzeit sind dort ca. 20% aller gemachten Tests positiv. Es liegt in der Natur der Sache, dass die falsch positiven Ergebnisse mehr ins Gewicht fallen, wenn es weniger wirklich Erkrankte gibt. Es liegt auch in der Natur der Sache, dass mehr Tests auch mehr falsch Positive erzeugen.
Wenn dann trotzdem die am meisten getestete Altersgruppe (die SchülerInnen) NICHT die höchste Inzidenz hat, dann sollte das allen, die weiter darauf bestehen oder es gut finden, dass die Kinder und Jugendlichen in den Schulen getestet werden, zu denken geben. Ganz abgesehen davon, dass wir derzeit wohl überhaupt keine Not-Situation mehr in den Spitälern haben, wo zudem 80% der C19-Fälle nur mit Nebendiagnose Covid dort untergebracht sind.