Vorwort
Nein, wer jetzt erwartet, dass ich mich darüber auslasse, WORAN alle heute nachgemeldeten Todesfälle gestorben sind, den muss ich enttäuschen. Das kann und will ich gar nicht.
Was ich sehr wohl kann, ist die an diesem unsäglichen Datum nachgemeldeten Toten zuzuordnen. Eines vorne weg: JEDER Verstorbene ist ein Schicksal für sich, fast alle hinterlassen Verwandte, Freunde, Menschen, die trauern.
Das entschuldigt jedoch nicht den „österreichischen Umgang“ mit den Zahlen. Die Quelle all meiner Daten sind die Downloaddateien der AGES von gestern und heute. Damit kann ich sowohl die Anzahl genau ermitteln, als auch die Zuordnung zu den Bundesländern, den Altersgruppen und auch an welchem TAG die Menschen verstorben sind.
Der Zeitverlauf
Wer sich nach der gestrigen Ankündigung erwartet hat, dass es sich dabei um lauter Verstorbene aus dem Jahr 2021 handelt, den muss ich im wahrsten Sinne des Wortes enttäuschen: Es sind zwar heute nur 24 Todesfälle „nachgemeldet“ worden, die den letzten Tagen zugeordnet wurden und keiner davon verstarb zwischen dem 1. Jänner und dem 30. März 2022.
Bei den anderen 3075 „Nachmeldungen“ sieht das jedoch ganz anders aus:
Der allererste Fall – er stammt aus Wien – verstarb am 31. März – allerdings schon 2020! Er war damit einer der ersten 173 Menschen, die in Österreich an oder mit Covid verstorben sind. Um das noch einmal zu betonen: Dieser Mensch verstarb schon vor 750 Tagen!
Ein Einzelfall? Mitnichten! Außer dem Burgenland (3.5.2020), NÖ (6.5.2020) und Kärnten (14.7.2020) gab es ÜBERALL den ersten „nachgemeldeten Todesfall“ bereits im April 2020! Selbst der Fall in Kärnten ist bereits 645 Tage her!
Wenn wir nun auf der Grafik mit dem Zeitverlauf nachsehen, dann erkennen wir, dass die ersten 1.000 Todesfälle, die nachgemeldet wurden, ALLE vor Weihnachten 2020 passierten! Auch das zweite Drittel der Verstorbenen starb, bevor der März 2021 zu Ende war, also vor mehr als einem Jahr. Bis zum 19.12.2021 wurden dann weitere 1.000 Verstorbene „nachgemeldet“.
Und nur zur Klarstellung: Das waren keine „verschwundenen Leichen“ oder nicht erfasste Todesfälle, sondern alles Menschen, die zuerst NICHT als C19-Verstorbene gezählt wurden. Da die bei den Daten zu findende Zahl von 3075 (bis 31.12.2021) bzw. 3099 (mit den Fällen, die den letzten Tagen zugeordnet wurden) noch weniger sind als die gestern kolportierten 3.412 Fälle, kann es gut sein, dass morgen noch einmal weitere 300 Fälle dazu kommen. Oder die fehlenden Fälle sind nicht IN Österreich verstorben oder es waren Menschen, die keinem Bundesland zugeordnet werden, weil sie nicht in Österreich wohnhaft sind.
Die Aufteilung auf die Bundesländer
In welchem Bundesland wurden denn wie viele Fälle nachgemeldet? Dazu müssen wir die Daten natürlich – um sie vergleichen zu können – als Verstorbene pro 100.000 EW angeben.
Hier sehen wir in blau die Nachmeldungen von heute und in orange die Zahlen von gestern OHNE diese Nachmeldungen. Die Prozentangaben sagen uns, um wie viele Prozent dadurch die Todesfälle an und mit C19 gestiegen sind pro Bundesland – in Österreich waren es 19,43% mehr.
Am meisten kamen in Tirol dazu – dort stieg die Zahl um mehr als 29% an, das ist 10% mehr als im Bundesschnitt. Am wenigsten Nachmeldungen gab es in der Steiermark, wo „nur“ 15,5% dazu kamen – also fast halb so viele Nachmeldungen bezogen auf den Ausgangswert. Da die Steiermark bereits viel mehr Todesfälle gemeldet hat als Tirol, bleibt sie trotzdem hinter Kärnten das Bundesland mit den zweitmeisten C19-Verstorbenen pro 100.000 EW in Österreich. Nur Wien, OÖ und Vorarlberg haben ebenfalls weniger als 20% Zuwachs erhalten durch die Nachmeldungen.
Die Altersgruppen
Sehen wir uns das Ganze mit anderen AGES-Daten an, wo die Altersgruppen mit erfasst sind. Was als erstes auffällt, ist, dass die Altersverteilung der Nachmeldungen denen der gesamten Todesfällen sehr nahe kommt.
Rechts sehen wir die Altersverteilung aller Menschen, die seit Pandemiebeginn als Covid-Todesfälle gezählt wurden, links die Altersverteilung der Nachmeldungen.
Wenn wir die absoluten Zahlen der Nachmeldungen anschauen, dann gab es – wie auch sonst – vor allem männliche Todesfälle – außer bei der ältesten Gruppe, wo viel mehr Frauen leben als Männer. Auch bei den 35-44-Jährigen wurden mehr weibliche Verstorbene nachgemeldet als männliche. Insgesamt wurden 36 Menschen im Alter bis 45 Jahre nachgemeldet und 3072 im Alter ab 45 Jahren – davon waren 271 jünger als 65 Jahre.
Seltsam ist ein Todesfall aus NÖ, der ein Knabe im Alter von weniger als 5 Jahren betrifft – der einzige Todesfall unter 15 Jahren, der nachgemeldet wurde. Das ist der ERSTE Todesfall in dieser Altersgruppe, der Covid zugeordnet wird! Ich habe mir die Mühe gemacht, und dafür die Daten der Altersgruppen verglichen: Der Fall war KEINE Nachmeldung aus der Vergangenheit, sondern wird dem 22. Februar 2022 zugeordnet – was insofern spannend ist, als dass es bei der anderen AGES-Datei gar keine Zuordnung zu diesem Datum gibt, da ja der letzte nachgemeldete Fall im Jahr 2022 vom 31. März 2022 stammt…
Und jetzt wird es schräg: Drei Fälle sind laut Altersgruppen-Daten männlich und im Alter von 15-24 Jahre alt gewesen. Einer davon ist aus NÖ, zwei aus OÖ – und sie sind ALLE DREI am 20. Februar 2022 gemeldet! In einer Altersgruppe, in der bisher insgesamt vor der Nachmeldung 10 Personen an und mit Covid verstorben sind, werden EINEM TAG DREI FÄLLE zugeordnet? Und diese Daten können in der anderen Datei, welche die Tageszuordnungen OHNE Altersgruppen angibt, NICHT entdeckt werden?
Sollte es also so sein, wie ich vermute, dass da einfach jemand mit drei verschiedenen Definitionen, wann jemand ein C19-Todesfall ist, an einem PC sitzt, auf dem 17 Excel-Tabellen offen sind – dann kann ich verstehen, dass solche Fehler passieren. Was ich NICHT verstehe, ist die Tatsache, dass das niemand mehr kontrolliert und einfach erkennt, dass es schlichtweg so gut wie unmöglich ist, was da teilweise raus kommt.
Daher weiß ich nicht, ob es wirklich stimmt mit den prozentuellen Veränderungen der Zahlen von gestern auf heute – vielleicht merkt ja doch noch wer den Fehler und die Kinder „verschwinden“ wieder aus den Zahlen.
Die Bundesländer
Nachdem ich nun schon einige Stunden an diesen Daten sitze, erlaube ich mir, die Daten der einzelnen Bundesländer einfach „so“ zu posten. Wer sich die Erklärungen bei den Österreich-Zahlen durchgelesen hat, kann selbst „entdecken“, was in dem Bundesland, das ihn/sie interessiert, herausgekommen ist.
Wie auch oben gibt es einmal die Altersverteilung der Nachmeldungen (ohne die Altersverteilung ALLER Fälle), dann die einzelnen Altersgruppen nach Geschlecht getrennt in Sachen Nachmeldungen und zuletzt den Vergleich der Zahlen vom 19. April und vom 20. April mit der prozentuellen Veränderung (als roter Punkt, Werte von mehr als 100% habe ich auf 100% „gekürzt“).