Mein Senf zur Wurstlerei
Quellen:
https://corona-ampel.gv.at/corona-kommission/empfehlungen-der-corona-kommission/
AGES (Downloadtabellen auf der Dashboard-Seite)
6 Empfehlungen der Corona Kommission
Ampelkommission: Einschätzung der epidemiologischen Lage in Österreich – Finale Fassung vom 30.09.2021
Die analysierten Daten zeigen für die vergangenen 13 Epidemietage (15.09.2021-27.09.2021) eine Änderungsrate von -2,34% (per 29.09.2021). Die 7-Tagesinzidenz ist in Österreich im Zeitraum 22.09.2021-28.09.2021 auf 137,1 pro 100.000 EW – im Vergleich zu einer 7-Tagesinzidenz von 143,9 /100.000 EW der Vorwoche – gesunken. Die effektive Reproduktionszahl (Reff) lag zuletzt bei 0,93 (per 27.09.2021).
Ampelkommission: Einschätzung der epidemiologischen Lage in Österreich – Finale Fassung vom 30.09.2021
Eine „Änderungsrate von -2,34%“ steht hier für den Zeitraum von 15.9. bis 27.9.
Wenn ich den Rückgang der im Bericht angegeben Inzidenz (VORSICHT, der ist für 6 Tage angegeben!) berechne, komme ich auf -4,73%. Das bedeutet, die „Änderungsrate“ muss etwas anderes sein. Nehmen wir also Werte aus der AGES Tabelle und schauen sie uns im Einzelnen an:
- die Inzidenz der AGES für den oben angegebenen Zeitraum in Österreich: Diese fiel von 163,1 auf 134,2 – das entspricht einem Rückgang von 17,71%.
- die Anzahl der Fälle sank von 2.317 auf 1.590 – da diese Zahlen tagesabhängig stark schwanken nehmen wir den 7-Tages-Schnitt: die Zahl sank von 2.081 auf 1.712 – das ist ebenfalls ein Rückgang von -17,71%
- was gestiegen ist, ist die Anzahl der Tests, die gemacht wurden – hier stieg der 7-Tages-Schnitt von 346.790 Tests pro Tag auf 358.774 – das ist eine Zunahme von 3,46%
Die Belastung des Gesundheitssystems steigt nach wie vor, wenn auch etwas langsamer, und lag per 28.09.2021 bei einer COVID-spezifischen Auslastung der Intensivstationen von 11,4% bezogen auf alle gemeldeten Erwachsenen-Intensivbetten Österreichs. Die Prognoserechnungen zeigen einen Anstieg der Auslastung von Intensivstationen auf ein Niveau von 12,3% bzw. 259 belegten ICU-Betten bis zum 13.10.2021 (COVID Prognose Konsortium). Damit erhöht sich das Systemrisiko auf „mittleres Risiko“. Ab einer Auslastungsgrenze von 10 % ist davon auszugehen, dass organisatorische Schutzmaßnahmen in den Spitälern, wie etwa das Verschieben von elektiven Eingriffen, durchgeführt wer-den müssen. Die Corona Kommission empfiehlt daher weiterhin allen betroffenen Ländern entsprechende Vorkehrungen in den Spitälern zu treffen.
Ampelkommission: Einschätzung der epidemiologischen Lage in Österreich – Finale Fassung vom 30.09.2021
Auch hier nehme ich wieder die Werte der AGES-Tabellen als Datengrundlage:
- ich schaue mir die Entwicklung der Belegung der Spitalsbetten (Normalbetten) an im Vergleich zum Wert vor 7 Tagen. am 15. September waren demnach 32% C19-Patienten MEHR in einem Normalbett untergebracht in einem österreichischen Spital als am 8. September. Diese „Entwicklung“ war am 27. September RÜCKLÄUFIG – sprich es waren um 2,41% WENIGER Patienten untergebracht als am 20. September.
- wenn ich hier den 7-Tages-Schnitt nehme, dann sehe ich, dass der Wert von 543 am 15. September kontinuierlich bis auf 650 am 24. September steigt, danach allerdings durchgehend sinkt.
- Bei den Intensivbetten in Österreich fällt mir bei den belegungszahlen gleich etwas auf: Die Ampelkommission tagt immer am Donnerstag. in den letzten 11 Wochen schwankte die Belegungszahl auf den ICUs durchaus immer wieder im Lauf einer Woche – teilweise sehr stark. in NEUN von 11 Wochen war sie seltsamerweise immer am MITTWOCH am höchsten…
- Das zweite, was mir sofort auffällt: Der Anteil der von allen in Österreich belegten C19-Intensivbetten, die in WIEN belegt sind (Wien hat 21,5% der EW Österreichs und etwa 23% aller Intensivbetten Österreichs) liegt im Schnitt bei 42,15%.
- Umso merkwürdiger ist es, dass – für den Befehl „suchen“ unauffindbar, da in einer Tabelle als Bild mit eingepflegt – im Bericht folgendes zu lesen ist (auf Seite 18):
1. (Intensivbetten): Da von Wien ausschließlich der COVID-19-Belag und für COVID-19-PateintInnen verfügbare Intensivbetten regelmäßig gemeldet werden, wurden folgende Annahmen getroffen:
– Die NON-Covid.19-Belegung ergibt sich aus der Differenz der gesamtintensivpflegebetten, dem Covid-19-Belag und der für Covid.19 PatientInnen verfügbaren Intensivpflegebetten.
– Bei den Gesamt-Intensivpflegebetten wurde die letztverfügbare Dateneinmeldung vom 27.10.2020 verwendet (489 Betten).
2. (Normalbetten): „Für Wien und Österreich wird kein Wert „frei gesamt (in%)“ ausgewiesen, da in der Datenübermittlung von Wien zur Bettenbelegung auf Normalpflegestationen nicht zwischen COVID-19 und NICHT-COVID-19 differenziert wird. - Wer bei mir mitliest, weiß, dass wir letztes Jahr bei Welle zwei (35%) und Welle 3 (30%) eine sehr viel höhere Intensivauslastung hatten als derzeit und auch als es für die einzelnen Warnstufen, die ja nun bei 10%, 15% und 20% liegen, braucht.
Zudem dürfen wir auch nicht vergessen, dass der Anteil der Vollgeimpften in Österreich ja bereits fast 70% (68,5%) aller Menschen über 12 Jahren beträgt. Da die Impfung ja sehr gut vor schweren Verläufen schützen soll und bei den Menschen über 35 bereits mehr als 75% und bei denen über 55 bereits mehr als 82% vollgeimpft sind, müsste das doch in eine Berechnung mit einfließen, oder?
Diese Werte werden von der Kommission sogar noch höher dargestellt (meine Infos stammen von der Seite https://www.data.gv.at auf die direkt von der Seite des Gesundheitsministeriums verwiesen wird).
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung lag der Anteil an Vollimmunisierten per 29.9.2021 bei 60,49 %. Die Durchimpfungsrate hat ein Niveau von rund 71,2 % der impfbaren Bevölkerung (ab 12 Jahre) erreicht und liegt in der Gruppe der über 65-Jährigen bei rund 87,2 % (mind. eine Dosis erhalten). Damit liegt Österreich im westeuropäischen Ver-gleich am unteren Ende der Skala bei der Durchimpfung. Fehlender Impffortschritt muss entsprechend mit stringenteren und zeitnahen Schutzmaßnahmen ausgeglichen wer-den, um ein Abflachen der vierten Welle bewirken zu können.
Ampelkommission: Einschätzung der epidemiologischen Lage in Österreich – Finale Fassung vom 30.09.2021
Ich halte es für unlauter, Prozentwerte auf eine Gesamtbevölkerung anzugeben, von der Teile die gar nicht geimpft werden dürfen. Wenn – wie es zur Zeit oft passiert, diese Werte dann auch noch mit Werten verglichen werden, wo dies korrekterweise NICHT so angegeben wird, wird es sehr „unsauber“ (siehe Dänemark, wo immer alle von „über 80%“ sprechen und damit nicht den Wert für die Gesamtbevölkerung nehmen, der laut www.ourworldindata.org derzeit bei 75,2% liegt.
Auch dass Vergleiche mit anderen Ländern immer nur dann herangezogen werden, wenn sie ins Narrativ passen, stößt mir sauer auf.
Wieso wird zum Beispiel bei der Impfquote immer von „Westeuropa“ gesprochen und nicht von unseren Nachbarstaaten? Österreich und seine Nachbarn sind 9 Staaten – nur zwei davon (Italien und Deutschland) haben eine höhere Durchimpfungsrate, eines liegt gleichauf (Liechtenstein) und alle anderen haben niedrigere Quoten.
Was die „stringenten und zeitnahen Schutzmaßnahmen“ betrifft, finde ich die im Bericht eingebaute Grafik mit den „Maßnahmen“ schon fast abenteuerlich. Da wird bei Dänemark und Österreich nämlich überall dasselbe grüne Feld für „weitgehende Öffnung“ herangezogen wie bei den meisten anderen auch. Dass jedoch in kaum einem Land weltweit so restriktiv die Gruppe der Kinder und Jugendlichen getestet wird und inzwischen auch die in der Gruppe Geimpften „belohnt“, das wird nicht berücksichtigt.
Zum Thema „Abflachen der vierten Welle“: Diese ist nicht – wie 2020 einfach „abgeflacht“, sondern wirklich zurück gegangen. Wie auch in vielen anderen Ländern weltweit – so zum Beispiel bei unseren Nachbarn in der Schweiz, wo die Auslastung der Intensivstationen laut Bulletin des BAG derzeit bei für Österreich unvorstellbaren 34% liegt und vor zwei Wochen sogar bei 43% lag. Die 34% sind jedoch – bei fast gleich großer Bevölkerung wie Österreich – gerade einmal 229 PatientInnen im Schnitt der Woche – bei uns sind es derzeit 224 – was bedeutet, dass die Schweiz wohl nur etwa ein Drittel der Intensivbetten zur Verfügung hat wie Österreich. Wie schaffen die Schweizer das, ohne dass das Gesundheitssystem kollabiert und es weltweite Schlagzeilen dazu gibt?
JETZT KOMMT DER TEIL der Empfehlungen, den ich für den absolut wichtigsten und besten halte. WARUM bitte wird das in Österreich nicht gemacht? Und – bange Frage für die Zukunft: WAS wird dann mit dem Ergebnis gemacht? Was, wenn sich zB herausstellt, dass viel mehr Menschen bereits Antikörper haben als angenommen? Wir wissen das ja – im Gegensatz zu anderen Ländern – gar nicht…
Die Corona-Kommission begrüßt die vorgesehene Durchführung einer breit angelegten repräsentativen Seroprävalenzstudie unter Inklusion von Kindern und Jugendlichen, mit der Zielsetzung die aktuelle Seroprävalenz von SARS-CoV-2 in Österreich zu ermitteln.
Ampelkommission: Einschätzung der epidemiologischen Lage in Österreich – Finale Fassung vom 30.09.2021
Darum – siehe oben: JA – BITTE MACHEN – so schnell und umfangreich wie möglich! Diese Ergebnisse sollten dann auch genutzt werden, um das Risiko anders einzuschätzen und Maßnahmen anders zu setzen!
Die Corona-Kommission bewertet die aktuelle Phase als instabil. Im Oktober/November 2020 erhöhte sich beispielsweise die Verdoppelungszeit von etwa 20 Tagen Mitte Oktober auf etwa 7 Tage Ende Oktober. Insbesondere vor dem Hintergrund des bereits in einigen Bundesländern erhöhten ICU-Belags und dem erwarteten Einsetzen saisonaler Effekte ist das aktuelle Infektionsgeschehen engmaschig zu beobachten, um rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können.
Ampelkommission: Einschätzung der epidemiologischen Lage in Österreich – Finale Fassung vom 30.09.2021
Folgende Anmerkungen meinerseits dazu:
1. WARUM wird schon wieder auf das Vorjahr hingewiesen, als – es noch keine Impfung gab, keine Antigentests zur Verfügung standen, und offensichtlich die Vorbereitung auf die kalte und dunkle Jahreszeit nicht so ablief, wie sie hätte sein sollen?
2. Der „erhöhte ICU-Belag“ in „einigen Bundesländern“ beschränkt sich ja derzeit auf OÖ und Wien. Ersteres hat seit September immer wieder Werte knapp über 10%. In Wien sieht die Sache nicht nach „bereits erhöhten“ Werten im Herbst aus, denn Wien liegt nicht nur seit Anfang September DURCHGEHEND über 10%, sondern hat (siehe oben) viel mehr C19-Intensibvpatienten als jedes andere Bundesland. Beachten wir jetzt noch die Tatsache, dass die Wiener keine genauen Zahlen liefern, was die Unterscheidung C19 und NICHT-C19 betrifft, so müssen sie sich, solange sie das nicht ändern, den Vorwurf gefallen lassen, dass sie das machen, damit die Zahlen nicht wirklich „kontrolliert“ werden können.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Corona-Kommission zur Gewährleistung eines möglichst sicheren Schulbetriebs und angesichts der regionalen Schülermobilität zwischen den Bundesländern all jenen Ländern, in denen kommende Woche die dreiwöchige Sicherheitsphase im Schulbereich beendet wird, zumindest für eine Woche weiterhin die Regeln der Risikostufe II anzuwenden und somit ungeimpfte Schülerinnen und Schüler weiterhin verpflichtend drei Mal wöchentlich zu testen.
Ampelkommission: Einschätzung der epidemiologischen Lage in Österreich – Finale Fassung vom 30.09.2021
Hier stören mich mehrere Sachen:
1. Wien hat auch hier den Großteil aller bisher positiven gefundenen SchülerInnen und es wird offen darüber gesprochen, dass dies auch darum so ist, weil in Wien ct-Werte, die sonst (und auch international) nicht als ausreichend für eine Bewertung einer Person als „ansteckend“ gelten, zur Absonderung von SchülerInnen führen. Selbst unter Berücksichtigung der Wiener Zahlen ist der Anteil der „Entdeckten“ so gering, dass das Geld viel besser für andere Maßnahmen im Gesundheitsbereich oder noch besser verstärkt im Schulbereich eingesetzt werden könnte.
2. „Die regionale Schülermobilität zwischen den Bundesländern zeigt auch wieder, wie weit der Horizont von Wien aus reicht. Gerade Vorarlberg ist wohl das Beispiel dafür, dass das sicher nicht auf alle Bundesländer zutrifft. Aber wie bei den C19-Maßnahmen und vielen Dingen im Schulbereich gilt: Was für Wien gut ist, muss auch für den Rest von Österreich stimmig sein.
3. Da steht jetzt ein wichtiges Wort: „ZUMINDEST“ für eine weitere Woche – wenn wir aber den letzten Absatz durchlesen, wird dieses Wort ad absurdum geführt!
Für die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland ergibt sich aufgrund der Verweildauerregel keine Änderung und diese verbleiben in Risikostufe II. Die erstmalige Einschätzung der Risikostufe in den Bundesländern Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich, Kärnten und Steiermark ergibt daher aus den oben genannten Gründen ebenfalls Risikostufe II.
Ampelkommission: Einschätzung der epidemiologischen Lage in Österreich – Finale Fassung vom 30.09.2021
Hier steht nämlich das Wort „VERWEILDAUER“! Das bedeutet: Einmal in der Stufe 2 (oder auch 1 und 3), bleibt diese Stufe weiterhin MINDESTENS für 3 Wochen so hoch – erst dann kann es wieder retour gehen. Sprich: Die sagen uns jetzt: machen wir es doch einmal für eine Woche so – und dann heißt es in der Woche darauf (auch im Burgenland mit den besten Werten von ganz Österreich): Na ja, das bleibt jetzt aber sicher 3 Wochen so, weil so steht’s ja in der Verordnung…
Wenn die Masse nicht aus ihrer Komfortzone kommt, wird sich an dem Maßnahmenzirkus nichts ändern.
Bin ich froh, dass ich dich auch außerhalb von Facebook verfolgen kann. ♥️
Vielen lieben Dank für die Arbeit.
Freut mich, wenn du dich freust!
Und heute ist eh nix mit FB… 😉
Lieber Oliver, du darfst dich schon nicht wunder, dass du gesperrt, zensiert, gelöscht, geblockt und und und wirst. Wenn du so ehrliche, aufdeckende, einfach erklärte Zahlen und Fakten lieferst.
Ich für mich sagen viiiiiiiielen liiiiiiiiiiiiiiieben Dank 🙇🏼♀️
Das wird immer noch undurchsichtiger. F……
Ich habe so viele Ninja Sticker, dass ich locker bis zum Semester damit auskomme. Ampelkommission hin oder her…. das Argument „wir machen weiter weil es ja so gut funktioniert“ sticht offensichtlich jede andere Empfehlung …
Ich glaube wir brauchen hier noch Smileys… vor allem traurige und wütende… 🙁
Dass ständig 2021 mit 2020 verglichen wird ärgert mich auch extrem. Man könnte denken, im Gesundheitsministerium sitzen nur Halbbelichtete.
Eveline: Mach bitte aus „man“ ein „ich“, dann ist es erstens ohne das „man“-Wort, das ich nicht mag und zweitens insofern „respektvoller“ als dass aus einer Behauptung einer Meinung wird… 🙂