Eine vorläufige Bilanz nach einem Jahr
Heute Morgen habe ich mir vorgenommen, mir einmal die Schultests genauer anzuschauen. Immerhin habe ich nun genau seit einem Jahr Daten dazu. Leider trifft das nicht für ganz Österreich zu – das beginnt damit, dass die Wiener mit ihrer Kooperation mit den Herstellern und Auswertern der Gurgeltests schon früh eigene Wege gingen und endet damit, dass seit Schuljahresbeginn 2021 die Darstellungsformen zuerst immer wieder geändert und seit dem laufenden Jahr immer weniger detailreich wurden. So gab es etwa im Jahr 2022 keine Woche mehr, in der es Daten zu allen Bundesländern (außer Wien) in Sachen PCR-Tests mehr gab. Auch die Unterscheidung der Schultypen wurde unter dem neuen Bildungsminister entfernt.
Daher habe ich mich auf das Bundesland konzentriert, von dem ich alle Daten habe – das ist Vorarlberg. Das Gute daran ist, dass ich hier sogar weiß, wie viele der vorerst Positiven bei den Antigentests schlussendlich mittels PCR bestätigt wurden. Die falsch Positiven sind hier also gar nicht miterfasst.
Die Quellen meiner Zahlen sind in dem Fall viele. Einerseits habe ich Daten vom Land Vorarlberg (Auswertung der positiven Antigentests), dazu kommen die Daten des Bundesministeriums über die Schul-PCR-Testungen, weiters sind die Daten der AGES enthalten (Abgesonderte nach Altersgruppen) und auch Daten der Statistik Austria. Letztere brauchte ich dafür, dass ich bei der Altersgruppe der 5 bis 14 Jahre alten die 5-Jährigen herausrechnen konnte (das sind 10%) und bei den 15-24 Jahre alten Menschen brauchte ich Daten dazu, welche davon in der Schule sind. Es sind 41% (Zahlen aus dem letzten Schuljahr), die von allen Menschen von 15 bis 24 in Vorarlberg eine Schule besuchen. Die anderen 59% sind genauso heraus gerechnet (aber in der Grafik als „gepunktete Säulen“ dargestellt) wie die 10% der fünfjährigen (die habe ich in den Grafiken nicht dargestellt).
Darum kann ich sagen, dass die Werte in Sachen Prozent der Gefundenen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu HOCH liegen, weil es sicherlich so ist, dass die Personen unter den 15 bis 24 Jahre alten Menschen in Vorarlberg, die NICHT mehr eine Schule besuchen, weniger oft getestet wurden als ihre Alterskollegen, die noch die Schulbank drücken und darum mehrmals in der Woche testen MÜSSEN.
Erklärung zu den Grafiken
Ich habe die Daten pro Kalenderwoche erfasst. Einerseits sieht man (die Säulen) die neu positiv Getesteten pro Woche – dabei ist (siehe oben) ein Anteil von 10% bei den 5-14 Jahre alten Personen heraus gerechnet. Bei den 15-24 Jahre alten Menschen habe ich zur Veranschaulichung die (theoretischen) 59%, die nicht in eine Schule gehen, mit gepunkteten Säulen dargestellt.
Die orange Linie zeigt die Zahl der in Vorarlberg pro Woche bei den Schultestungen „gefundenen“ Positiven, und zwar die Summe der PCR-Tests UND der Antigentests (von denen, da ich die Daten habe, die falsch Positiven bereits abgezogen sind).
Die rote gestrichelte Linie zeigt den Prozentanteil der Positiven, die bei den Schultests entdeckt wurden. Um die Werte vor Ende Oktober 2021 sichtbar zu machen, musste ich zwei Grafiken machen – eine bis vor der „Delta-Welle“ und eine zweite ab den Herbstferien. Ansonsten wäre vorher praktisch nichts zu sehen gewesen, weil die Zahlen danach „explodiert“ sind im Vergleich zu vorher.
Wichtig ist bei der Betrachtung der Grafiken auch noch, dass wir berücksichtigen, dass bis zu den Sommerferien 2021 KEINE PCR-Testungen an den Schulen gemacht wurden. Diese starteten im Schuljahr 2021/22!
Die Grafiken
Dass während der Ferien keine Positiven an den Schulen gefunden werden können, ist hoffentlich jedem klar.
Auffallend ist bis zu den Sommerferien 2021, dass die Woche mit dem höchsten Anteil die allererste war, wo 21,1% aller damals Positiven in der Schule entdeckt wurden. Nur in der KW 13, quasi zu Beginn der „Welle 3“ waren es annähernd viele. Ebenfalls auffallend ist der Anstieg in KW 24, wo es noch einmal fast 14% waren – damals gab es allerdings keine 10 positiven Tests bei allen 6- bis 20-Jährigen im Land!
Das heißt: mit den Antigentests vom letzten Schuljahr wurde in Vorarlberg nie mehr als EINER VON FÜNF der innerhalb einer Woche positiv Getesteten in der Schule gefunden. Im Schnitt aller Wochen waren es genau 10%. Anders ausgedrückt: Mit 1.895.905 Antigentests an den Schulen wurden insgesamt 132 positive SchülerInnen entdeckt. Die Kosten dafür lagen bei ca. 5 Millionen Euro ohne die Logistik und die danach zur Abklärung nötigen PCR-Tests mit einzurechnen. Das ergibt pro positivem Test einen Wert von fast 14.400 Euro für etwas, wo im Schnitt 90% der Positiven NICHT im Rahmen dieser Testungen entdeckt worden sind.
Interessant ist, dass im neuen Schuljahr mit den PCR-Tests der Anteil offenbar größer wurde. Wenn wir die Woche 40 einmal außen vor lassen, die der absolute Ausreißer ist bis heute, dann lag der Anteil der in der Schule entdeckten Tests bei maximal 33%. Das gilt auch für die Wochen nach den Herbstferien.
Das bedeutet, dass mit den PCR-Tests an den Schulen MAXIMAL jeder Dritte Positive der Woche in der Schule entdeckt worden ist. Ausnahme ist wie schon oben erwähnt die KW 40, interessanterweise wie auch im Frühjahr eine Woche die VOR dem Auftreten der „Welle“ (in dem Fall die vierte).
Im Schnitt wurden mit der „neuen Test-Strategie“ vor den Herbstferien 23,9%, zwischen den Herbst- und den Weihnachtsferien 25,4% und im neuen Jahr 23,7% aller Positiven in den Schultestungen gefunden.
Das heißt, im Vergleich zu den Testungen im vergangenen Schuljahr, wo wir nur Antigentests an den Schulen hatten, hat sich der Anteil der gefundenen Positiven an den Schulen in etwa um den Faktor 2,5 erhöht. Es ist jedoch immer noch so, dass im Schnitt nur einer von 4 Positiven in dieser Altersgruppe bei den Schultests gefunden wurde.
In Vorarlberg gab es laut Angaben bisher 517.003 PCR-Tests und 1.308.380 AG Tests bei SchülerInnen an den Schulen. Das bedeutet, dass für 3.924 an den Schulen gefundene Positive unter den SchülerInnen bisher fast 6 Millionen Euro ausgegeben wurden. Macht pro positivem Test fast 1.500 Euro für etwas wo im Schnitt 75% aller Positiven NICHT in der Schule entdeckt worden sind!
Warum ich das jetzt poste?
- Weil es genau ein Jahr her ist, dass mit den Schultestungen begonnen wurde.
- Weil ich davon ausgehe, dass auch weiterhin getestet wird. Meine Oma hätte gesagt: „Wenn der Kühlschrank voll ist mit Joghurt, dann muss das auch gegessen werden!“
- Weil zwar darüber gesprochen wird, dass die Tests jetzt nur mehr bei symptomatischen und im Umfeld von vulnerablen Gruppen weitergeführt werden sollen, die Millionen, die dafür aber österreichweit jede Woche an den Schulen weiterhin ausgegeben werden, nicht zur Diskussion stehen.
- Weil Nachbarländer wie die Schweiz oder auch die skandinavischen Länder uns zeigen, dass es auch ohne mehrmalige Tests in den Schulen geht und gegangen ist. Im Gegensatz zu „alle anderen werden uns das noch nachmachen“ Ankündigungen ist so etwas wie die Testungen an den Schulen nämlich sonst nirgends auch nur annährend so passiert wie bei uns in Österreich.
- Weil ich finde, dass es hoch an der Zeit ist, die Kinder in Ruhe zu lassen! Zwei Jahre lang leben wir nun schon in einem angstbesetzten Szenario. Das ist für jemanden wie mich wenig – für ein Kind im Alter von 8 Jahren ist das jedoch ein Viertel seines Lebens!
Dass die Schultests offensichtlich nicht der „Gamechanger“ waren, sehen wir an den Zahlen oben und den Vergleichen mit anderen Ländern, die nicht so agiert haben.