Woche für Woche: Temperaturen und Sterbezahlen

In einem anderen Beitrag (siehe hier) habe ich über die alterstandardisierten Sterbezahlen in Österreich geschrieben. Dabei ist mir etwas aufgefallen, das mich zu einer viel tiefgreifenderen Analyse gebracht hat. Ich habe dabei die ASR-Zahlen mit den wöchentlichen Temperatur-Maxima und -Minima verglichen um nachzusehen, ob es sehr hohe Temperaturen im Sommer und sehr kalte im Winter mit dem auffällige Gemeinsamkeiten mit dem Sterbegeschehen aufweisen.
Logisch ist, dass genau das heraus kommt, wenn wir uns alle Jahre ansehen. Denn der Großteil des Sterbegeschehens bei uns spielt sich entweder bei besonders gefährdeten Personengruppen, wie etwa Menschen mit schweren Krankheiten ab, oder bei besonders alten Menschen. Bei beiden Personengruppen sind sowohl extreme Kälte im Winter als auch extreme Hitze im Sommer deutlich gefährlicher als bei anderen. Schauen wir also genau hin, was zu sehen ist.

Beispiel zur Erklärung: Winter 99/2000 und Sommer 2000

Anhand des ersten Jahres des Jahrtausends erkläre ich meine Vorgehensweise: ACHTUNG: Vom Winter des Jahres 1999/2000 fehlen alle Wochen vor der KW 1 des Jahres 2000 mangels Daten!

Das ist die alterstandardisierte Sterberate alle Menschen in Österreich, die Zahlen sind in Promille angegeben. Gleich in der 3. KW des Jahres 2000 gab es den allerhöchsten so ermittelten Wert „seit Aufzeichnungsbeginn“, welche mit der ersten Kalenderwoche des Jahres 2000 beginnt. Niemals danach starben mir als 0,33 Promille aller Menschen in einer Woche, also mehr als 33 pro 100.000 Einwohner. Das heißt, das bei so einer Sterberate und ohne Geburten oder Zuzug die gesamte Bevölkerung in gut 58 Jahren versterben würde. Im Jahr 2000 geht diese Sterberate nur einmal unter 0,2 Promille nach unten – in der KW36, das ist Anfang September.

Jetzt kommt eine zweite Linie dazu: Das Wochenmittel der täglichen Temperaturmaxima aus den 16 Stationen, die ich immer für meine Wetterdarstellungen verwende. Diese 16 Stationen sind über ganz Österreich verteilt von Feldkirch in Vorarlberg bis Wörterberg im Burgenland und von Freistadt im Noden von OÖ bis Bad Bleiberg in Südkärnten. Außerdem sind die Werte der einzigen Großstadt Österreichs Wien genauso enthalten wie die der Station am Sonnblick über 3.000 m Seehöhe.
Der Winter ab Jahresbeginn 2000 war nur 4 Wochen lang kalt (um 0°C, das ist die dunkelblaue Linie) und der Sommer kein besonders heißer bis auf eine Woche im August (KW33).

Eine dritte Linie hat noch gefehlt: Die gestrichelte Linie zeigt und das Wochenmittel der Tagesminima in Österreich. Alles andere, als dass diese in etwa der Linie der Maxima folgt, wäre eine große Überraschung. Trotzdem zeigen sich Unterschiede, wie etwa bei der KW 27, wo die Minima (=Nachttemperaturen) deutlich höher sind als in den Wochen davor, die Maxima (=Tagestemperaturen) vorher höher waren.

Am Schluss habe ich manchmal auch noch Besonderheiten aufgeschrieben oder markiert. Hier zum Beispiel sind es die relativ niederen Temperaturen Anfang des Jahrtausends, die zur Spitze der Sterblichkeit passen oder auch die eine Spitze bei den Sommer-Sterbezahlen, die genau in die gleiche Woche fällt wie die einzige sehr heiße Woche.

2000/01

Im Vergleich zum extrem hohen Wert und der starken „Welle“ an Todesfällen im Jänner 2000 verlief der Winter 00/01 deutlich ruhiger. Was vorher schon auffiel, ist auch dieses Mal zu sehen. Meistens folgen Wochen mit erhöhter Sterblichkeit erst eine oder zwei Wochen NACH bedonders kalten Wochen. Im Sommer ist das anders und die Wochen mit hohen Temperaturen sind dieselben wie die mit hohen Sterbezahlen.
Grundsätzlich ist der oben dargestellte Zeitraum einer, in dem zwar keine extremen Spitzen zu sehen sind, dafür aber durchgehend relativ viel Sterbegeschehen zu beobachten ist.

2001/02

Im Winter 01/02 gab es deutlich länger und mehr Todesfälle als im Jahr davor. Es gab parallel dazu auch eine längere Phase mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt rund um den Jahreswechsel. Interessant ist, dass es bei den Todesfällen zu dem Zeitpunkt, als die Temperaturen wieder deutlich anstiegen, trotzdem weiter noch viele Todesfälle gab.
Im SOMMER 2002 finden wir eine Besonderheit: Nie davor (seit 2000) und auch nie mehr danach gab es so viele Todesfälle in einer Woche wie in der KW 25. Der gesamte Sommer war auch hier nicht besonders heiß, allerdings gab es diese eine wirklich heiße Woche, in der es im Schnitt aller 16 Stationen (samt dem Sonnblick und drei weiteren Stationen, die im Bereich von 900 bis 1300 m Seehöhe liegen) an die 30 Grad hatte jeden Tag. Offensichtlich war dieser schnelle Wechsel von relativ kühlen Temperaturen zu einer sehr heißen Woche ausschlaggebend für die vielen Todesfälle – oder war es eine Sommergrippe?
Ganz am Ende ist noch zu sehen, dass ein sehr kühler Herbstbeginn auch mit einem Anstieg der Todesfälle einher geht damals.

2002/03

Das ist eine Grafik mit sehr vielen Besonderheiten: Erstens hatten wir im Winterhalbjahr sehr viele Todesfälle – die KW10 ist die zweithöchste Woche unter allen von 2000 bis 2024. Interessant dabei ist auch, dass diese „Welle“ erst ab Mitte Februar bis Ende März besonders hoch wurde, als die Temperaturen, die vorher zwischen -5°C und +5°C schwankten, bereits wieder im Steigen begriffen waren. Die kälteste dieser Wochen hatte dabei offensichtlich keinen EInfluss auf das Sterbegeschehen (rotes X).

Darauf folgte einer der wärmsten Sommer der Messgeschichte an vielen Mess-Stationen. in der KW 32 reichte es dabei sogar für einen Wert über 30 Grad – das ist der zweithöchste Wert aller Wochen, nur zweimal wurde „ex aequo“ ein höherer Wert erzielt. Das Sterbegeschehen folgt dabei in etwa den Temperaturen, ist aber nicht extrem hoch.

2003/04

Im Winter 03/04 gab es wieder eine langgezogene Periode mit vielen Sterbefällen, die recht gut zu den kalten Temperaturen passt. Der Sommer war deutlich weniger warm und hatte VIEL weniger Sterbefälle aufzuweisen als der im Jahr davor. Einmal passt eine der wärmeren Wochen gut zu den etwas erhöhten Sterbezahlen, der zweite „Peak“ zeigt sich bei den Todeszahlen nicht wirklich.

2004/05

Das Jahr 2005 ist eines mit vielen Sterbefällen in Österreich. Den Grund dafür sehen wir recht gut: Erst nach dem Jahreswechsel stiegen die Sterebzahlen stark an und blieben auch lange Zeit recht hoch. Genau gegengleich zur in der KW10 beginnenden wärmeren Phase in Sachen Temperaturen sinken dann auch die Todeszahlen ab. Sie bleiben dann in einem durchaus warmen Sommer eher um die 0,2 Promille – der höchste Punkt bei den Todesfällen im Sommer fällt auf die Woche mit den höchsten Temperaturen.

2005/06

Obwohl der Winter 05/06 besonders kalt war, gibt es kaum Wochen mit vielen Todesfällen. Erst im Mitte März wurde es langsam wärmer. Besonders heiß war es zwischen der KW24 und der KW30 – durchgehend lagen die Temperaturen sehr hoch. Trotzdem gab es in der Mitte dieser Hitzewelle einen auffallenden Rückgang bei den Sterbezahlen, die ansonsten zu den Temperaturen „passen“.

2006/07

Der Winter 07/07 war fast vollkommen unauffällig bei den Sterbezahlen. Der eine kleine Anstieg der Zahlen in KW8 passt nicht zu den Temperaturen, die auf nur wenige Eistage in diesem Winter schließen lassen. Auch der Sommer war nicht besonders heiß im Jahr 2007 – allerdings gab es eine Woche, in der die Sterbezahlen ungewöhnlich hoch waren. Und diese Woche ist genau die, in der die Temperaturen – zusammen mit einer anderen Woche – den Rekordwert von 30,2 bei den Tagesmaxima aller sieben Wochentage an allen 16 Stationen in Österreich erreichten. Es ist also davon auszugehen, dass das eine Woche war, in der es sehr viele „Hitzetage“ in Österreich gab.
Und wieder zeigt sich wie auch 2002, dass so eine isolierte Woche mit heißen Temperaturen offensichtlich mit mehr Todesfällen einhergeht als mehrere Wochen mit hohen Temperaturen am Stück.

2007/08

Eine kurze Phase mit erhöhter Zahl an Todesfällen im Winter 07/08 folgt genau den zwei kältesten Wochen dieses Winters. Im Sommer gab es auffallend wenig Sterbefälle, erstmals bleiben die Zahlen immer UNTER 0,2 Promille. Auch die wirklich warmen Wochen sind bei den Sterbezahlen nicht zu dentdecken und auch der Temperatursturz im September zeigt sich nicht bei den Sterbezahlen.

2008/09

Kurz vor dem Wechsel ins Jahr 2009 steigen in diesem Winter die Zahlen sehr stark an bei den Todesfällen. Auch als die Temperaturen sich Ende Jänner wieder auf knapp über 0°C einpendeln, bleibt das Sterbegeschehen auffällig hoch. Dafür sinkt es ab KW 10 auf ein sehr niedriges Niveau. Im Sommer bleiben die Zahlen bei den Todesfällen wieder durchgehend unter 0,2 Promille. Bei den Temperaturen fällt noch auf, dass der Herbst offenbar sehr mild begann.

2009/10

Nach dem milden Herbst folgte im Winter 09/10 ein sehr langer, kalter Winter – interessanterweise aber mit besonders niedrigen Zahlen bei den Sterbefällen. Der Wert von KW28 im Sommer 2009 war höher als alle Wochen im Winter!Wieder passt er genau mit der Woche mit den höchsten Temperaturen zusammen. Ein durchwegs kühler September sorgt zudem bereits Ende September dür einen Anstieg der Todeszahlen, die im Sommer erstmals seit einigen Jahren teilweise wieder über 0,2 Promille liegen.

2010/11

Offensichtlich eines der „normalsten“ Jahre waren der Winter 10/11 und der Sommer 2001. Es gab zwar Ende des Sommers eine besonders warme Woche, trotzdem blieben die Zahlen bei den Todesfällen wieder unt 0,2 Promille und im Winter ist die Woche mit den höchsten Sterbezahlen gleichzeitig auch die mit den kältesten Temperaturen.

2011/12

Keine Woche seit der KW1 im Jahr 2000 war bis heute kälter als die KW 6 im Jahr 2011. Die damals bei uns im Fahrradraum geplatzen Wasserleitungen (wegen der Kälte) können ein Lied davon singen. Dieser Kälteeinbruch führte auch in einem davor EXTREM unterdurchschnittlichen Winter, was die Sterbezahlen betrifft, zu einem mehröchigen Anstieg. Im Sommer fällt mir die KW 26 auf, die trotz gleichbleibend warmer Vor- und Nachfolgewoche deutlich weniger Sterbefälle aufweist.

2012/13

Kaum unter 0°C waren die Wochen im Winter 12/13 – auch das Sterbegeschehen war eher unterdurchschnittlich. Dann folgte eine heiße KW 25, gefolgt von einem Kälteeinbruch mitten im Sommer. In der KW 30gab es dann das zweite Mal unter allen Wochen seit dem Jahr 2000 ein Österreich-Maximal-Mittel „meiner“ 16 Stationen von 30,2 Grad! Interessanterweise gab es dieses Mal NICHT zur gleichen Zeit die meisten Todesfälle im Sommer, sondern erst in der Folgewoche.

2013/14

Der Winter 13/14 und der Sommer 2014 sind wahre „Musterknaben“. Erstens gab es sehr wenige Todesfälle, selbst im Winter gab es kaum einmal mehr als 0,2 Promille. Und zweitens verläuft auch die Temperaturkurve „mustergültig“: Im Winter kühler (aber nie unter 0°C beim Maximum-Mittel) und im Sommer mit einem frühen Anstieg im März durchgehend warm, aber nie extrem heiß. Selbst Ende September hatte es im Mittel der Maximaltemperaturen noch über 15°C.

2014/15

Ganz anders der Winter 14/15: Von Mitte Jänner bis Ende März gab es deutlich erhöhte Zahlen bei den Todesfällen – ohne wirkliche „Eistage“ bei den Temperaturen. Der Sommer 2015 zeichnet sich vor allem durch hohe Temperaturen und dann auch viele Temperaturwechsel aus – wer mitgelesen hat, vermutet erhöhte Sterbezahlen – das trifft aber nicht für alle heißen Wochen zu. Die heißeste Woche des Wommer (KW 32 mit fast 30°C im Mittel der Maxima) war in Sachen Todesfälle nicht wichtlich auffällig, die Woche danach hingegen schon.

2015/16

Es folgt wieder ein „Musterjahr“ mit einer unerklärlichen Woche (Fragezeichen) bei den Sterbezahlen, die nicht mit Temperaturenstürzen erklärbar ist im Winter 15/16. Im Sommer 2016 gab es so wenig Sterbfälle wie davor noch gar nie seit 2000.

2016/17

Und wieder folgt auf ein „Musterjahr“ eines mit Auffälligkeiten. Der Winter 16/17 ist mir auch darum noch in Erinnerung, weil der Pfarrer in meiner Heimatgemeinde meinte, er habe noch nie so viele Beerdigungen am Stück gehabt wie im Jänner 2017. Auffallend hier ist die Kälteperiode, die dieses Mal eigentlich eher „zu spät“ eintrifft, als dass sie der Grund für die Zahlen sein kann. Es gab damals eine vertiable Grippewelle, das weiß ich noch.
Im durchaus heißen Sommer 2017 gab es wieder wenige Sterbefälle, die Woche mit den meisten passt auf eine der vielen heißen Wochen.

2017/18

Der Winter 17/18 war ein milder, bis auf eine Woche (KW9). Es gab trotzdem ab dem Jahreswechsel etwas mehr Sterbefälle, am meisten in der Woche nach der einzigen, in der es wohl Dauerfrost hatte in Österreich.
Im Sommer 2018 gab es eine besonders heiße Woche mit fast 30 Grad im Mittel der Maxima aller 16 von mir verwendeten Stationen. Diese ist zwar bei den Sterbezahlen zu sehen, viele Todesfälle gab es trotzdem nicht.

2018/19

Ein „Musterjahr“ war der Winter 18/19 und der Sommer 2019. Nicht einmal die hohen Temperaturen mancher Wochen im Sommer sind zu sehen bei den Sterbezahlen und sogar im Winter gibt es nur vier Wochen mit knapp über 0,2 Promille – das sind Werte, die dem der Sommer aus den ersten Jahren des Jahrtausends entsprechen!

2019/20

Wer nun nach dem „Musterjahr“ ein Jahr mit Auffälligkeiten erwartet hat, den muss ich enttäuschen: Auch der Winter 19/20 und der Sommer 2020 waren sehr unterdurchschnittlich bei den Todeszahlen. Eine einzige Woche, fällt auf:

Und die liegt fast eineinhalb Monate VOR der Ausrufung der Pandemie durch die WHO. Allerdings fällt sie nur auf, weil sie als einzige in diesem Zeitraum über 0,2 Promille reicht – richtig kalt war es damals übrigens gar nie.

2020/21

Und da ist sie: Die „Welle“ nach zwei „Musterjahren“ – sie ist zwar niedriger als die höchsten Werte am Anfang des Jahrhunderts, aber trotzdem deutlich höher als die meisten Wellen der Vorjahre – ausgenommen die aus dem Jahr 2017. Ihren Höhepunkt hat sie kurz vor dem Jahreswechsel – danach bleiben die Werte ab KW5 auffallend niedrig und auch im Sommer ist wenig zu sehen und kaum ein Zusammenhang zu den heißen Wochen erkennbar.

2021/22

Im Winter 21/22 folgte die Ausrufung der Impfpflicht, die Prgung des Begriffes „Pandemie der Ungeimpften“ und – in Österreich und Deutschland – viele Schikanen für Schülerinnen, Kinder und Ungeimpfte. Wirklich hohe Sterbezahlen sind wenig zu sehen, am ehesten in einem Herbst, der Temperaturen über dem Gefrierpunkt als Maxima-Mittel und etwas unter dem Gefrierpunkt in der Nacht aufweist. Interessant ist, dass mit steigenden Temperaturen im Frühjahr die Zahlen ansteigen anstatt zurückzugehen und mir fällt besondern der starke Anstieg bei den Sterbezahlen ab Anfang September 2022 auf, der zwar in der KW 39 durch die unter 15°C sinkenden Temperaturen erklärbar sein könnte, davor aber nicht.

2022/23

Jetzt wird es untypisch: Die „Omikron-Welle“ im Winter 22/23 wird nicht nur begleitet von einem Temperaturanstieg (sonst ist es meist so, dass hohe Sterbezahlen zusammen mit gesunkenen Temperaturen auftreten), sondern sie ist auch bei den alterstandardisierten Werten der Statistik Austria HÖHER als die Welle vom Herbst 2021 (Delta). Und nach dem Jänner 2022, als zum Beispiel die Schweiz die Covid-Pandemie bereits für beendet erklärt hatte (was in Österreich erst fast eineinhalb Jahre später erfolgte!) liegen die Zahlen wieder durchgehend unter 0,2 Promille. Und das trotz eines sehr heißen Sommers mit mehreren Wochen nahe der 30-Grad Marke im Mittel aller Stationen. Ob das auch damit zusammenhängen kann, dass in den Jahren davor sehr viele ältere Menschen verstorben sind?

2023/24

Wir sind in der Gegenwart angelangt. Für ein reines „Musterjahr“ sind die sterbezahlen ab Oktober 23 etwas zu hoch, vor allem, da es nur eine Woche (KW2) gab, in der es Minuswerte gab beim Mittel der Stationen – außerdem zeigt sich diese kühlere Woche gar nicht bei den Sterbezahlen. Dass der Sommer im Mittel aller Stationen KEIN besonders heißer war bis zur KW 25 (Ende Juni), was die Maxima betraf, sehen wir an den Kurven. Was noch fehlt, sind die letzten drei Wochen des dann doch noch warmen Augusts – dafür gibt es noch keine alterstatndardisierten Daten der Statistik Austria.

Fazit

Nur sehr unlogisch denkende Menschen können es verneinen, dass sowohl Hitzewellen im Sommer als auch Kälteeinbrüche im Winter zu vermehrten Sterbefällen führen müssen. Was grundsätzlich auffällt: Im Winter dauert es meist ein bis zwei Wochen, bevor das bei den Todesfällen zu sehen ist, im Sommer geschieht das meist unmittelbar.
Trotzdem stimmt es nicht immer. Meine Theorie ist, dass vor allem starke Temperaturschwankungen zu vermehrten Sterbegeschehen führen. Und zwar nicht bei der Mehrheit der Menschen, sondern in den Gruppen, in denen die meisten Menschen sterben – bei den Vorerkrankten und den älteren Mitmenschen. Vorsicht scheint also am ehesten dann geboten, wenn auf eine kühlere Phase im Sommer eine besonders heiße Woche folgt. „Tropennächte“ für erhöhte Sterbezahlen verantwortlich zu machen, scheint mir wenn dann höchstens in überhitzten Innenstädten Sinn zu machen, in denen durch die Entfernung aller Pflanzen und städtebauliche Maßnahmen für manche die Nächte „ungesund“ werden.
Was ich mit der Tatsache anfangen soll, dass die Sterbezahlen offensichtlich in Österreich immer weiter zurückgehen, weiß ich noch nicht. Eines ist auf jeden Fall klar: Das wird sich dramatisch ändern! Spätestens in 20 Jahren, wenn wir „Babyboomer“ in das Alter kommen, in dem sehr viele sterben, werden diese Zahlen wieder – stark – ansteigen. Außer es gibt Menschen, die das zu relativieren wissen und in Bezug setzen. Andere werden es wohl für ihre Zwecke ausnutzen und versuchen, daraus im wahrsten Sinne des Wortes Kapital zu schlagen.