Dieser Text beinhaltet zwar auch Zahlen – es geht aber auch viel um anderes. Daher unterscheidet er sich ein wenig von den gewohnten Texten hier…
Gestern habe ich die ZiB2 angeschaut. Unter anderem gab es einen Bericht über den Südsudan, der mich neugierig gemacht hat:
Hier steht laut Insert ein ZiB-Außerpolitik Reporter in einem Feld und sagt: „Wir befinden uns mitten in der Regenzeit, doch wie man sehen kann, sind die Böden hier völlig ausgetrocknet…“
Als ich gesehen habe, was er in der Hand hält und wie es am Feld und im Hintergrund aussieht, wurde ich stutzig. Ich habe mir daher einmal die Wetter- und Klima-Daten angesehen, die ich über Juba, die Hauptstadt des Südsudan finden konnte, angesehen.
Das ist laut weatherspark.com der durchschnittliche Regenfall im Sudan. Juba (blaue Linie) ist demnach mit deutlich mehr Regen gesegnet als die anderen Stationen und hat im August in Summe im Schnitt etwa 140 mm Regen im Monat.
Für aktuelle Daten musste ich lange suchen, fand dann aber dank wetter2.com doch noch eine Seite, auf der die Niederschläge für die bisherige erste Hälfte des Monats zu finden war. Ich gehe davon aus, dass die Daten stimmen. Bis zum 15. August sind demnach in der ersten Hälfte des Monats bereits 156,4mm an Niederschlägen gefallen!
Fassen wir zusammen: Ein Reporter steht auf einem frisch gepflügten Feld im Südsudan mit feuchter Erde in der Hand, im Hintergrund ist alles grün. Er spricht davon, dass alles total trocken ist (die letzten zwei Tage, also am 17. und 18. August hat es auch wirklich nur 2,9 und 1,8mm geregnet in Juba). Die Wetterdaten (laut wetter2.com) zeigen uns, dass in der ersten Hälfte des Augusts, der wirklich den Höhepunkt der „Regenzeit“ darstellt im Südsudan, bereits mehr Niederschlag gefallen ist, als es im langjährigen Durchschnitt im ganzen Monat sein sollten. Zwei Tage gab es übrigens im Monat August, an denen es NICHT geregnet hat – aber auch drei Tage mit mehr als 25mm Regen. Interessante Informationen zum Südsudan entnehmen wir auch einem Wikipedia-Eintrag:
„Seit Februar 2017 herrscht in dem Land eine von der UN als solche anerkannte Hungersnot, wonach mehr als 100.000 Menschen der Hungertod droht und ca. 4,9 Mio. Menschen, also mehr als 40 Prozent der Bevölkerung, auf Unterstützung mit Nahrungsmitteln angewiesen sind.[45][46] Als Ursache für die Krise wurde insbesondere die fragile Sicherheitslage im Land benannt, da die weitverbreitete und anhaltende Gewalt eine kontinuierliche Landwirtschaft verhindert.[47]“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdsudan
FAZIT
Der Südsudan ist ein arg gebeuteltes Land. Hungersnöte, Krieg und Überschwemmungen sorgen dafür, dass es zu großen Problemen kam und kommt. Was mich an dem Bericht der ZiB irritiert hat, war die Art, wie er gemacht war. Es ging um den bösen „Westen“, der an allem Schuld ist, es ging um eine nicht zu erkennende Trockenheit trotz Regenzeit und (Zitat Paul Huemer) „…der Südsudan gehört zu den Ländern auf der Welt, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind…“
Die letzte Aussage stimmt auch, wenn wir dem „Global Adaptation Index“ („GAIN-Index“) Glauben schenken. Allerdings unterscheidet der nicht zwischen dem Sudan, der deutlich trockener ist und dem Südsudan, der seit 2011 ein eigener Staat ist. Was im Bericht nicht erwähnt wird: Es gab von 2013 bis 2018 schwere Bürgerkriege, der „Staat“ wird von einer autoritären Regierung kontrolliert, und es kommt regelmäßig zu schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte. Der Südsudan ist eines der ärmsten Länder der Erde und trotzdem leben viele Flüchtlinge aus anderen Staaten rund um ihn in dem Land, und nicht alleine der Klimawandel ist an all dem Elend Schuld. Der Südsudan ist übrigens bei etwa gleich großer Bevölkerung ca. 8 Mal so groß wie Österreich. Auch dieser Absatz von Wikipedia wäre im Bericht eine Erwähnung wert gewesen, finde ich:
Im Dezember 2021 waren mehr als 800.000 Menschen von schweren Überschwemmungen betroffen, welche große Teile des Landes unter Wasser gesetzt und die Hungersnot im Südsudan weiter verstärkt haben. Es wird von den schlimmsten Überschwemmungen seit 60 Jahren gesprochen.[48]
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdsudan
Meiner Meinung nach ist dort Hilfe wirklich angebracht, derzeit soll es pro 100.000 Menschen nur 4 Ärzte geben. Alles nur auf den Klimawandel zu schieben, scheint mir allerdings zu einfach dargestellt …