Hitzewellen-Ende-Sommerbilanz mit einem Schuss Tropennächte

Der August hat uns bis dato ja doch noch „Sommer“ beschert – zumindest mehr als die Zeit bis Mitte Juli. Hier eine erste Bilanz des Jahres – rechtzeitig vor dem Ende der „Hitzewelle“. Zudem gab es heute Nacht wohl eine Premiere in Feldkirch: Zum ersten Mal in diesem Jahr dürfte die Temperatur nicht unter 20 Grad gefallen sein in diesem Jahr – das wird dann eine „Tropennacht“ genannt.

Tropennächte

Wer öfter bei mir mitliest, weiß, dass ich 15 Mess-Stationen aus ganz Österreich von Feldkirch bis Wien und von Zwettl bis Bad Bleiburg ausgewählt habe. Nicht, weil ich diese besonders toll finde, oder weil sie Daten liefern, die ein gewisses Narrativ zulassen, sondern nur darum, weil sie zu den Stationen gehören, die seit langer Zeit bis heute kontinuierlich Daten liefern.

Die Tropenversager

Unter diesen Stationen gibt es drei Totalversager: Neben dem Sonnblick, wo es in über 3.000m Seehöhe logischerweise nie Nächte gibt, in denen die Temperaturen über 20 Grad bleiben, sind das auch Rauris und Zwettl. Für den Sonnblick habe ich extra eine andere Grafik erstellt, auf dem wir sehen, wie oft es Nächte gab und gibt, in denen die Temperatur nicht unter Null Grad absinkt – also „eisfreie Tage“:

1898 gab es nur 2 Tage, an denen es bis 16. August keine Minusgrade hatte am Sonnblick – das ist der „Kälterekord“ in Sachen eisfreie Tage. Am meisten waren es im heißesten Sommer der Messgeschichte in Österreich: 2003 gab es gleich 68 Tage ohne eisige Temperaturen. 2024 ist mit 63 Tagen nahe an den rekord herangekommen – nur 2018, 1029 und 2022 liegen fast ebenso hoch mit 59 solcher Tage.

Weiters gibt es unter den 15 Mess-Stationen, deren Daten ich immer wieder verwende, einige, in denen es kaum einmal Tropennächte gegeben hat:

  • In Reichenau an der Rax waren es 12 seit 1942, eine davon in diesem Jahr – nur zweimal gab es derer zwei in einem Jahr bis zum 16. August.
  • In Lienz gab es überhaupt nur einmal – im Jahr 2005 eine Tropennacht bis Mitte August.
  • Nur in den Jahren 1988, 1998, 2010 und 2012 gab es jeweils einmal einen Nacht, in der es nicht kühler als 20 Grad wurde in Freistadt im Norden Oberösterreichs.
  • In Bruck an der Mur gab es nur 1998 und 2022 einmal eine Tropennacht vor dem 16. August.
  • In Bad Bleiberg gibt es wie in Lienz nur einmal ein Jahr mit einer einzigen Tropennacht – es war 2012.

Je östlicher desto mehr?

Angeblich soll es in Bad Gleichenberg einmal ein jahr mit 22 Tropennächten vor dem 16. August gegeben haben:

Ich gehe eher davon aus, dass die Daten von 1947 nicht ganz realistisch sind. Ohne diesen unrealistischen Rekord ist das laufende Jahr das mit den meisten Tropennächten im Dreiländereck Österreich, Ungarn und Slowenien: Schon sieben Mal kühlte es auch nachts nicht unter 20 Grad ab. Das ist deutlich mehr als 2023 und 2015, wo es vier Tropennächte gab.

Auch in Wörterberg im Burgenland gab es fast einen Rekord: Nur im Jahr 2015 gab es mit 10 warmen Nächten bis Mitte August noch mehr Tropennächte. Auch 2013 und 2022 liegen mit acht Nächsten nahe am Wert des laufenden Jahres. Die erste Tropennacht wurde in Wörterberg im Jahr 1950 gemessen – damals waren es bis Mitte August gleich drei davon.

Auch in Kremsmünster nahe Linz gab es schon 4 Tropennächte in diesem Jahr. Das sind allerdings zwei weniger als 2015 und 2017 – auch 2018 hatte es mehr.

Im Jahr 2017 gab es in Feldkirch bis Mitte August schon sieben Tropennächte. Auch 2015 und 2022 waren es schon sechs. Dieses Jahr gibt es nur eine, und die ist noch nicht offiziell bestätigt. Wahrscheinlich reichte es heute Nacht gerade noch, damit die Temperatur nicht unter 20 Grad sank – allerdings werden die Minimaltemperaturen immer von 7 Uhr abends bis 7 Uhr am nächsten Abend gemessen – daher fehlt dieser Wert noch für den 16. August…

In Innsbruck gab es laut den offiziellen Daten noch gar keine Tropennacht dieses Jahr. Damit bleiben 2010, 2015 und 2019 mit 3 solcher Nächte weiterhin einsame Spitze in Sachen „warme Nächte“.

Auch in Salzburg reichte es noch nicht für eine Tropennacht. Hier stechen die Werte von 1905 und 1911 heraus mit 8 solcher wamren Nächte. Sollten diese Daten nicht stimmen, dann gab es nur in den Jahren 2013 und 1994 drei Tropennächte, sonst nie mehr als zwei.

Und wo könnte es mehr Tropennächte geben als in einer Großstadt auf der Seite von Österreich, die dieses Jahr generell die wärmere Seite des Landes zu sein scheint?

In Wien gab es bisher schon 21 Tropennächte laut den Daten der Hohen Warte. Zum Rekord aus dem Jahr 2015 fehlten damit nur zwei solcher warmen Nächte. Damit gab es in Wien gleich viele Tropennächte wie in allen anderen 14 Stationen zusammen!

Fazit

Wien ist nicht anders, Wien ist vor allem auch wärmer in der Nacht als alle anderen Mess-Stationen, die ich ausgewählt habe. 21 Mal schon war es in der Bundeshauptstadt in der Nacht nicht kühler als 20 Grad. Gute Tipps, wie damit umzugehen ist, könnten vielleicht die Menschen aus Messina in Sizilien liefern:

Dort liegt die Temperatur normalerweise von Mitte Juli bis Ende August so gut wie NIE unter 20 Grad (Quelle der Grafik: weatherspark.com).

Aber auch am Flughafen von Peking sind Minimaltemperaturen von über 20 Grad scheinbar nicht selten. Vergleichen wir dieselbe Quelle mit dem Flughafen von Wien:

Hier liegen die 20 Grad in dem Bereich, der außerhalb der 10%-Wahrscheinlichkeit liegt – allerdings nach OBEN. Anders gesagt: In Messina und auch in Peking – wo doch recht viele Menschen leben – muss es entweder extrem gefährlich sein für Menschen im Sommer, oder sie wissen, wie mit warmen oder auch heißen Temperaturen umzugehen ist. Fragt sich nur, ob ihnen das permanent jemand erklärt und sagt, oder ob sie noch selbst wissen (dürfen).