Wie ein Trabrennpferd… die Winde

Kaum habe ich heute etwas fertig, kommen schon die nächsten mit einem meiner absoluten (Nicht-)Lieblingsworte: ABER – und halten mich damit auf Trab.

Manche glauben jetzt, dass es gar nicht um den Hagel geht, sondern um die Starkwinde. Nun, da ich die Daten bereits mit heruntergeladen habe, wollte ich es jetzt auch wissen. Wie sieht es denn aus mit den Windgeschwindigkeiten und auch den Tagen mit starkem Wind?

Wieder Feldkirch zum Auftakt

Gleich zu Beginn eine wichtige Vorbemerkung: Wie es wirklich FRÜHER war, kann ich nicht sagen, denn bis auf eine Station (siehe später) gibt es nirgends Daten, die weiter als 1984 zurück reichen. Das liegt wohl daran, dass Windmessungen mit Tagesmaxima nicht so einfach zu ermitteln waren und sind.
Die Grafiken sind ähnlich wie die vom Hagel: Die grauen Säulen stellen in dem Fall alle Tage dar, an denen das Maximum des Windes mehr als 20m/sec betragen hat. Diese Zahl ist wohl für die meisten von uns nur schwer greifbar: Das entspricht 72 km/h!
Die Punkte zeigen und, was das jeweils jährliche Maximum war. In Feldkirch sieht das dann so aus:

An der Mess-Station der ZAMG war das tägliche Maximum niemals höher als im Jahr 1996, als es einmal 28,4 m/sec waren, was knapp mehr als 102 km/h entspricht. Mehr als 72 km/h Wind gab es maximal an 4 Tagen (1990 und 2019) – eine Tendenz zu „mehr Wind“ kann ich in feldkirch nicht erkennen in den 40 Jahren Messgeschichte.

Andere Stationen

In Kremsmünster weht der Wind offensichtlich stärker als in Feldkirch. Das Maximum aller Tage seit 1984 wurde 1994 erreicht, als es fast 145 km/h an Windspitzen gab. Zweimal waren es mehr als 30 Tage, an denen die Windmaxima über 72 km/h lagen: 1986 und 2023. Eine wirkliche Häufung an Starkwindtagen gab es zwar nicht, alelrdings gab es in den letzten 6 Jahren immer mindestens 15 Tage mit starken Winden. Die Spitzengeschwindigkeiten wurden allerdings nicht in diesen Jahren erreicht, sondern eher früher.

Auch in Lienz liegen uns Daten aus 40 Jahren vor: Das Maximum stammt aus dem Jahr 2000 und es liegt mit 115,2 km/h deutlich niedriger als das von Kremsmünster. Die Jahresmaxima sind seit 1990 meist ungefähr im selben Bereich zwischen 20 und 28 m/sec. Die Tage mit mehr als 72 km/h sehen für mich „unauffällig“ auf bis auf die Jahre 2000 bis 2004.

Auch in Zwettel reichen die Werte bis 1984 zurück. Nur einmal gab es dort mehr als 3 Tage mit über 72 km/h Wind in einem Jahr: das war 1990. Auch der Spitzenwert stammt aus diesem Jahr uns liegt mit 95 km/h deutlich unter den anderen Stationen.

Das Hochgebirge

Weil es von vielen Stationen nur Daten aus den Jahren ab 2005 gibt, habe ich noch eine Station hinzugefügt: Den Sonnblick, wo seit langem vieles gemessen und festgehalten wird – die Windmaxima allerdings auch erst seit 1984.
Im jahr 1990 wurden dort an einem Tag im Jahr 180 km/h als stärkste gemessene Windböe seit Messbeginn festgehalten. Auch die Jahre 1992, 1997 und 2000 weisen ähnliche Maxima auf, danach gibt es nur mehr 2014 und 2023 relativ starke Spitzen.
Auffallend ist, dass die Zahl der Tage mit mehr als 72 km/h Wind seit dem Jahrtausendwechsel beständig ZURÜCK geht! Waren es 2001 und 2002 mehr als 250 Tage, so lagen diese Zahl in den letzten zehn Jahren bis auf einmal immer unter 150.

Kurz-Zeit-Winde

In Wörterberg, Weitra und Bad Gleichenberg gibt es nur Werte aus diesem Jahrhundert. Am ehesten nach „mehr windigen Tagen“ sieht es hier in Weitra aus. Die Spitzen deuten allerdings nicht auf eine Zunahme in Sachen Stürme, meist liegen die Spitzenwerte schon am Beginn des Jahrtausends.

Und Wien?

Erstens: In Wien weht der Wind offensichtlich stärker als in vielen anderen Orten des Landes.
Zweitens: In Wien gibt es Daten, die bis 1951 zurück gehen! Und die beiden Maximalwerte stammen auch aus der Zeit vor 1984. Natürlich muss das nicht auch für den Rest von Österreich gelten – wieso allerdings nur in Wien damals stärkere Winde wehten, kann ich nicht begründen.
Drittens: Die Tage mit mehr als 72 km/h Wind sind in Wien auch häufiger – allerdings NICHT mit zunehmender Tendenz, eher sogar umgekehrt. Nur die Jahre 2007 und 2008 machen eine Ausnahme, sonst scheinen die windstarken Tage weniger zu werden.

Fazit

Auch die Windstärken zeichnen ein klares Bild: Meistens sind weder die Windspitzen noch die Tage mit starkem Wind (ich habe mich für 20,/sec, das entspricht 72 km/h, entschieden) nehmen zuletzt zu. Und zwar unabhängig davon, ob die Mess-Station in einer Großstadt wie Wien steht oder auf über 3000m Seehöhe in den Alpen Österreichs.
Jetzt stelt sich doch immer mehr die Frage: Was ist es denn nun, was wirklich zugenommen hat an Extremem?
Ich habe in Geschichte maturiert und mag daher alte Chroniken gerne. Aus dem Montafon, wo ich aufgewachsen bin, gibt es eine ganz dicke aus den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, Darin ist zum Beispiel auch das zu lesen (ganz in der Nähe der Seite mit den extremen Dürren, die ebenfalls das Tal heimgesucht haben seit dem Jahr 1200).

Quelle: Montafoner Heimatbuch, 1970

Offensichtlich gab es immer wieder Katastrophen – und die sind immer dramatisch für die, die sie miterleben müssen und mussten. Und sie sind auch kein Beweis für oder gegen irgendwelche ohne Daten herbeikonstruierten Therorien, finde ich. Egal, ob diese von baldiger Unbewohnbarkeit oder von „es wurde gar nicht wärmer“ handeln…