Alles auf einen Blick

Versuch einer eigenen Alterstandardisierung

Alle, die bei mir mitlesen und die meisten, die sich mit Zahlen rund ums Sterben beschäftigen wissen: Umso älter die Menschen, desto mehr sterben.

Wir sehen das gut in dieser Grafik, die uns die durchschnittliche Anzahl an Todesfällen pro 100.000 Menschen und Kalenderwoche in Österreich für den Zeitraum 2020 bis KW 45 im Jahr 2023 anzeigt. Während bei den Menschen ab 85 Jahren im Schnitt jede Woche 310 Menschen pro 100.000 versterben (das sind 0,31%), sind es bei den 5-9-Jährigen nur 0,13 pro 100.000 (also 0,00013%). Anders gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb einer Woche zu versterben, ist für eine Person, die mindestens 85 Jahre alt ist, um fast 2.400-mal höher als für ein Kind im Alter von 5 bis 9 Jahren.

Ich wollte das in einer Darstellung „herausfiltern“ und habe daher alle Todesfälle durch diese oben dargestellte Zahl dividiert – damit ist quasi bei allen das Sterberisiko gleich groß und Veränderungen innerhalb der einzelnen Gruppen, in denen weniger Menschen sterben, treten besser zutage als es sonst im Vergleich möglich wäre.

Das Ergebnis

Es gibt damit bei einer auf 100% berechneten Verteilung aller Todesfälle folgende Situation: Wenn es in allen Gruppen eine genau dem Schnitt entsprechende Zahl an Todesfällen geben würde, kommt eine vollkommen gleichmäßige Verteilung an Todesfällen heraus – das würde dann so ausschauen für alle Wochen:

Wir hätten in jeder der 18 Altersgruppen 5,55% aller Todesfälle – die 25% Linie würde mitten in der AG 20,24 Jahre liegen. 50% wären genau zwischen der Altersgruppe der 40-44-Jährigen und den 45-4-Jährigen. Und die 75% Linie würde genau in der Mitte der 65-69-Jährigen liegen.

Die Realität

Es folgen nun 4 Grafiken für die Jahre 2020, 2021, 2022 und 2023 (bis zur KW 45). Einerseits ist darauf dargestellt (oben), wann die Pandemie ausgerufen wurde und ab wann Vakzine verabreicht wurden (auch für Jugendliche und Kinder). Weiters ist (unten bei den Wochen) angegeben, wann es Lockdowns gab. Und in der Grafik selbst gibt es eine gelbe Linie, die die Gesamtsterblichkeit anzeigt (wann starben mehr/weniger Menschen, auch hier mit dem Schnitt von 19,19 Menschen pro 100.000 und Woche dividiert). Die farbigen Säulen zeigen die tatsächliche Verteilung der Todesfälle in jeder Kalenderwoche seit dem Jahresbeginn 2020.

Wenn wir für 2020 oben auf die weiße Linie achten, die bei 75% eingezogen ist, dann „sollte“ diese bei durchschnittlichem Sterbegeschehen im Bereich der dunkelroten Fläche der 65-69-Jährigen liegen. Das tut sie auch die meiste Zeit des Jahres. Auffallend anders ist es vor allem ab der KW 45, wo sie zumindest immer eine Altersgruppe darüber liegt. Das heißt: Ab KW 45 starben in Österreich eindeutig mehr alte Menschen als üblich. Ende des Jahres gab es dann die ersten Impfdosen. Öffentlichkeitswirksam wurde dabei in Altenheimen geimpft – wir wissen allerdings, dass damals zB in Vorarlberg der größere Anteil an Impfungen NICHT an die aktuell gefährdetsten Menschen in hohem Alter verimpft wurde.

Erst mit Absinken der Todesfallzahlen in KW 5 und mit Ende des ersten Lockdowns gibt es wieder einige Wochen, in denen die 75% Linie im dunkelroten Bereich liegt. Danach bleibt die Linie weiter bis Mitte April meist über dem roten Bereich, was bedeutet, dass weiterhin mehr ältere Menschen verstarben als im Mittel der letzten Jahre. Von KW 17 bis KW 40 ist dann alles „in der Norm“, danach sind etwa 50% der Wochen immer noch im Mittel, in den anderen verstarben mehr ältere Menschen als im Schnitt. Schauen wir einmal auf den unteren Bereich der Säulen, wo es – wegen der deutlich geringeren Sterbezahlen – generell mehr Schwankungen geben muss, dann fällt für 2021 auf, dass es mehrere Wochen gibt, in denen mehrere der hellgrünen Bereiche über der 25%-Linie liegen. Einmal ist das in der KW 5 der Fall, dann wieder in der KW 13 und 17. Am auffallendsten ist die KW 25 und auch die KW 28 – beide kurz nach dem Impfstart bei den 12-15-Jährigen. Außer der KW 45 fällt dann noch eine Woche auf, in der der 25% Bereich sogar in der Altersgruppe 5 bis 9 Jahre liegt – das ist die Woche, in der in Österreich offiziell mit den Impfungen bei 5-Jährigen begonnen wurde.
WICHTIG: Das kann alles auch Zufall sein, auffallend ist es allemal.

Im Jahr 2022 gibt es nur 8 Wochen, in denen die obere weiße Linie (75%) nicht im Bereich des dunkelroten Bereichs liegt. Eine davon weicht vollkommen von den anderen ab, weil sie sogar im Bereich des hellroten Bereichs liegt: In der KW 2 starben offensichtlich noch einmal sehr viele Kinder im Volksschulalter – das war genau 4 Wochen nach der auffälligen Woche im Jahr 2021. Noch viel extremer ist die KW 48 im Jahr 2022, da liegt – wie ungefähr ein Jahr früher – die 25%-Linie innerhalb der Altersgruppe 5-9 Jahre. Insgesamt gibt es im Jahr 2022 16 Wochen, in denen die weiße Linie so liegt, dass angezeigt wird, dass mehr Kinder und junge Menschen bis 20 Jahre verstarben als es im Schnitt der Fall sein sollte. 2020 waren es 12, 2021 sieben solcher Wochen.
Weiters fällt bei dieser Grafik auf (sie Skalierung bei allen Jahren ist dieselbe), dass die gelbe Linie zwar nie über der oberen weißen Linie liegt, jedoch auch nie unter der unteren. Es gab also einerseits keine „extremen“ Wochen mit vielen Sterbefällen wie 2020 und 2021, dafür jedoch mehr Wochen mit generell vielen Todesfällen und weniger Wochen, in denen es sehr geringe Zahlen gab bei den Verstorbenen.

Und wie sieht 2023 bis Mitte November aus (mehr Zahlen gibt es noch nicht)? Bleiben wir bei der gelben Linie: Die sinkt erstmals seit 2020 wieder klar unter die untere weiße Linie ab – was gut ist und „wenig Sterbefälle“ bedeutet. Andererseits war sie sehr lange sehr hoch im Frühjahr und verläuft dort praktisch waagrecht – das bedeutet, es gab eine lange Periode mit vielen Todesfällen.
In Sachen Altersverteilung sticht für mich der Bereich von KW 8 bis KW 10 heraus, in der offensichtlich drei Wochen lang unüblich viele Kinder im Alter von 5 bis 9 Jahren verstarben zwischen dem 20. Februar und dem 12. März 2023. In der Grafik, in der noch 7 Wochen fehlen, gibt es bereits 6 Wochen, in denen offensichtlich vermehrt Todesfälle bei älteren Menschen auftraten. Keine einzige dieser Wochen liegt im Sommer, die einzigen zwei aufeinanderfolgenden Wochen sind Anfang November zu finden.
Vielleicht auch interessant: die mittlere Linie sollte standardmäßig genau unter dem dunkelblauen Bereich liegen. Nur drei Mal liegt sie über dieser Altersgruppe (45-49 Jahre), oft jedoch klar darunter. Drei Mal liegen sogar 50% aller Sterbefälle bei dieser altersangepassten Darstellung bei den Menschen bis 30 Jahren. Auffallend ist hier zum Beispiel die Woche 29, das war eine der besonders heißen Wochen in Österreich. Damals starben jedoch nicht wie zu vermuten besonders viele ältere Menschen, sondern vor allem jüngere. Darum liegt zB die obere weiße Linie, die normalerweise bei den 65-69-Jährigen liegen sollte, in der Gruppe der 55-59-Jährigen.

FAZIT

Es kann Zufall sein – vielleicht habe ich auch einen Denkfehler bei meinen Berechnungen. Es ist jedenfalls sichtbar, dass es in Sachen Sterblichkeit auffällige Übereinstimmungen gibt zwischen den Sterbefällen und anderen, der Pandemie und oder den Maßnahmen zuzuordnenden Zeitpunkten gibt.

Dazu habe ich noch eine Grafik gemacht, auf der die Daten der einzelnen Altersgruppen altersstandardisiert auf den gesamten Zeitraum seit 2020 gesetzt sind:

Hier habe ich die jeweils jüngste(n) Altersgruppen mit einem roten Punkt markiert – seht selbst, was nach den ersten Impfungen in diesen Gruppen los war. Und für die, die meinen, dass am Anfang nur die Alten geimpft wurden: Ich habe die Daten für mein Buch analysiert, und da waren beileibe auch sehr viele junge Menschen von Anfang an mit dabei gleich zum Impfstart… aber wie gesagt – es ist nur eine auffällige Tatsache und keine belegte Ursache!

Falls jemand eine Idee hat, warum im Jahr 2023 Ende Februar und Anfang März so viele junge Menschen verstorben sind, freue ich mich über Rückmeldungen dazu!