Und im Hochgebirge?

Am Sonnblick, also sehr weit „oben“ für Österreichs Berge, gab es dieses Jahr 150cm Schnee am 3. Dezember. Das ist ein Wert, der in den letzten fast 90 Jahren (vorher gibt es keine Werte) zu 58% übertroffen wurde. Am wenigsten Schnee hatte es übrigens 2022, da waren es gerade einmal 25 cm.
Interessant ist auch, dass die Schneehöhe am 3. Dezember manchmal auch mit der des ganzen Kalenderjahres korreliert. 2014 etwa hatte es SEHR viel Schnee Anfang Dezember. Das war auch ein Jahr, in dem die durchschnittliche Schneehöhe übers Jahr eine sehr hohe war (also die der 11 Monate davor samt dem Rest des Dezembers).
150cm am Sonnblick im Dezember sind also ein durchaus leicht unterdurchschnittlicher Wert.

Entgegen so mancher Annahmen mache ich ja keine Grafiken, um etwas zu „beweisen“, sondern um die Zahlen, die vorhanden sind, darzustellen. Umso überraschter war ich, als ich auch noch die Temperaturen vom Sonnblick darstellen wollte: Weil es dort schon seit 1895 Reihen zu den Temperaturminima gibt, konnte ich diese verwenden:

Und siehe da: Nicht nur in Feldkirch war das Jahr 2023 am 3. Dezember das sechstkälteste der Messgeschichte. Auch am Sonnblick, wo es KEINE fehlenden Jahre gibt, war es am 3. Dezember nur fünf Mal kälter in den letzten 129 Jahren als im laufenden Jahr 2023! (Nur zur Klarstellung, für die „Ich will ja nicht, aber…“-Sager: NEIN, es geht dabei nicht ums Klima, sondern ums Wetter, um eine Tagestemperatur!).
Dass es am Sonnblick in den letzten 129 Jahren wärmer wurde, sehen wir an der dunkelblauen Linie: Die zeigt uns die Durchschnittstemperatur jedes Jahres seit 1895. Damals froren Menschen dort oben bei Temperaturminima von etwa -9 Grad Celsius im Jahresschnitt. Heutzutage liegt dieses zwischen -5 °C und -6 °C. Das wärmste Jahr in Sachen Tagestemperatur am 3. Dezember lag mit 0,6 Grad unter Null nur knapp unter dem Gefrierpunkt beim Tagesminimum: 1985 war es damals nie kälter als -0,6 °C auf über 3.000 Metern. Am zweitwärmsten war es 1948, als es in den 24 Stunden des 3. Dezember snie kälter als -2,4 Grad war.

Fazit

In den letzten 100 Jahren ist der 30-Jahres-Schnitt der Temperaturminima am Sonnblick von -8,5 auf -6,5 gestiegen. Das heißt, es wurde da oben in 100 Jahren um etwa 2 Grad wärmer im langjährigen Schnitt. Nichtsdestotrotz war 2023 eines der kältesten Jahre seit Messbeginn am 3. Dezember, dem Höhepunkt der Kältewelle, die dafür sorgte, dass in München einen Tag lang gar nichts mehr ging, weil sie auch noch Schnee mit sich brachte bis ins Flachland.
Am Sonnblick sind die dort gemessenen 150cm für Anfang Dezember nichts besonderes, sondern eher leicht unterdurchschnittlich, wenn wir es mit den letzten 130 Jahren vergleichen. Die durchschnittliche Schneehöhe übers ganze Jahr gesehen liegt dort oben übrigens seit 1960 in etwa bei 150 bis 200cm – und eine Tendenz zu mehr oder weniger Schnee ist nicht wirklich erkennbar (hellblaue Linie in der ersten Grafik des Beitrags).