Heute ist es wieder passiert. Jemand, der mich schon länger kennt und schätzt, der mir auf Facebook seit Jahren folgt, hat mich woanders im so „sozialen Medium“ erwähnt: Marcus Wadsak – Metereologe und allseits bekannt – postete eine Meldung zum heutigen Temperaturrekord von Salzburg. Und es STIMMT, es war ein Temperaturrekord. Ralf, Berufskollege als Fotograf in Kärnten, hat dazu kommentiert:
Meine erste Stellungnahme ist Ralfs Kommentar gewidmet: Die Meldung von Herrn Wadsak stimmt. Sie ist auch nicht „reißerisch“ und erzeugt meiner Wahrnehmung nach auch keine Panik. Sie ist ein Fakt, den ich auch gerne belege mit dieser Grafik, bei der ich die Daten des Salzburger Flughafens verwendet habe, weil es da Daten bis zurück ins Jahr 1874 gibt – und ich mag Statistiken, die weit zurückreichen, wenn es ums Wetter geht:
Fakt ist, der bisherige Rekord – er stammte vom 15. Oktober 1987 – lag bei 28,2 Grad. Die heutige Temperatur ist da noch nicht dabei, weil die immer erst nach Tagesende eingetragen werden kann. Darum war es – wenn die Angabe von Marcus Wadsak stimmt – wovon ich ausgehe – heute um 0,1 °C wärmer als am bisher wärmsten Tag. Nur an 8 der 31 Tage im Oktober war es übrigens am Flughafen in Salzburg bisher jemals wärmer als 27 Grad im Oktober. Und alle dieser Tage liegen in der ersten Monatshälfte. Der 4. Oktober lag bis heute sogar weit niedriger mit dem Maximum als viele andere – demnach war es heute um 2,3 Grad wärmer als es bisher jemals an diesem Tag war.
Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht Zahlen bearbeite und darstelle, um eine vorgefasste Meinung oder Tatsache zu untermauern oder darzustellen, sondern unvoreigenommen darauf zugehe. Was mich bei den ganzen Rekordwerten der einzelnen Oktobertage überrascht hat, war, dass es nur 7 Mal Tage waren, die ab dem Jahr 2000 als höchster Wert seit 1874 eingetragen waren. 13 Mal stammen die Werte aus den 25 Jahren vor der Jahrtausendwende und sechs Mal aus den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts.
DAS ALLES ändert nichts an der Tatsache, dass es in den letzten 40 Jahren einen starken Anstieg der Temperaturen auch in Salzburg gab!
Zurück zu Facebook: Richtigerweise fragt zuerst jemand nach, warum es sich hier um Panikmache handeln soll. Denn – ganz meine Meinung: Es war nur ein Fakt, den Herr Wadsak hier genannt hat.
Dann aber entgleist das Ganze – wie so oft. Ein „Chen Zao Wei“ – er gibt an, einen Doktortitel in Mathematik zu haben – mischt sich in die Diskussion ein. Seine Frage „Wer redet von punktuellen Ausreißern“ würd eich sachlich mit: „Marcus Wadsak“ beantworten. Der hat einen Tag als Rekord angeführt – was ich jedoch nicht als schlimm erachte – und es stimmt ja auch alles.
Dann behauptet er, dass der GESAMTE September über dem „langjährigen Durchschnitt“ lag. Da in der Klimaforschung meistens 30-Jahres-Zeiträume verwendet werden, habe ich hier die 30 Jahre vor 2023 dargestellt, um das zu verifizieren:
Er hat FAST recht – denn an 28 der 30 Tage war der September tatsächlich wärmer als der 30-Jahres-Schnitt von 1993 bis 2022. Was mir auffällt: Nur DREI Tage im September waren wärmer als die von Herrn Wadsak für heute angeführten 28,3 Grad! Das heißt, der heutige Tag war WIRKLICH AUSSERGEWÖHNLICH warm. Trotzdem war der September in Summe wohl auch in Salzburg 2023 der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen.
Wie er auf die Idee kommt, zu behaupten, ich würde solche Tage „nur als Ausreißer“ bezeichnen, weiß ich nicht. Allerdings sind einzelne Tage eben genau das, nämlich Werte eines Tages. Und „über 29 Grad“ gab es zum Beispiel in Feldkirch im Oktober schon öfter – nur das habe ich ausgeführt mit meinen Beobachtungen und das Ganze stütz sich auf Daten der ZAMG, also gehe ich davon aus, dass die stimmen.
Weiters führt er an, dass es „heute“ (das ist bereits gestern, da wir bereits nach Mitternacht haben jetzt) in ganz Österreich ein Sommertag gewesen sei, ist mir nicht ganz klar. Wenn er damit die Landeshauptstädte meint, hat er wieder „fast“ ganz recht:
Die ZAMG gibt nämlich außer für Klagenfurt überall einen Wert von mehr als 25 Grad an – also einen Sommertag. Aber das ist jetzt für manche wirklich „Erbsenzählerei“. Fakt ist, der 3. Oktober wird wohl als einer der wärmsten Oktobertage in ganz Österreich in die Geschichte eingehen… Beachtlich ist auch der Tagesgang der Temperaturen, der an den meisten Stationen zwischen 15 und 20 Grad betragen hat vom Minimum zum Maximum!
Die dann folgende Frage ist eine entweder oder Frage – wer soll also jemandem wie mir glauben, einem an Statistik interessierten Fotografen? Darum geht es mir allerdings nicht. Am liebsten wäre mir sogar, wenn die Menschen selbst einfach vieles nachprüfen. Die Aussage von Marcus Wadsak muss niemand nachprüfen, die stimmt. Es war der wärmste Oktobertag seit Aufzeichnungsbeginn in Salzburg.
Als dann Ralf den Fehler macht, den Diskurs weiter zu befeuern, wird es persönlich. Ein ehemaliger Pflichtschullehrer war es… dann folgt ein Vergleich zwischen einem interessierten Amatuer und einem Arzt. Und dann – mit Hinweis auf den Doktortitel in Mathematik – ein „die Interpretationen als fragwürdig“-Hinstellen. Dabei geht es mir fast nie um „Interpretationen“. Ich stelle nur die Zahlen und Fakten, die ich finden kann, dar. „Interpretieren“ tun das dann meist andere – aus beiden Richtungen der Meinungsvielfalt.
Noch etwas zum Schluss: Wie unterschiedlich Daten dargestellt werden können, zeigen diese Grafiken. Die erste habe ich oben schon einmal verwendet:
Wenn ich nämlich einen 5-Jahres-Schnitt als „langjährigen Durchschnitt“ heranziehe, dann habe ich je nach Vergleichzeitraum 5 Tage (2018-2022) oder auch 7 Tage (1983-1987), die im September 2023 unter dem langjährigen Durchschnitt liegen.
Und wenn ich – mit demselben Recht, mit dem Herr „Wei“ den wärmsten Monat des Jahres (verglichen mit dem langjährigen Schnitt) nun den kühlsten Monat des Jahres heranziehe, dann sieht das so aus:
Im April lagen nur drei Tage ÜBER dem langjährigen (30 Jahre) Schnitt. Und auch beim 5-Jahres-Schnitt mit denselben Zeiträumen wie oben sind es nicht mehr als 5 oder 6, verglichen mit den letzten 5 Jahren ist es sogar nur ein EINZIGER Tag, der über dem Mittel lag.
FAZIT
Es liegt immer vieles im Auge des Betrachters. Bitte lasst uns alle respektvoll bleiben und sachlich. „Interpretieren“ wir weniger, lassen wir andere Sichtweisen auch zu. Das wünsche ich mir auch von all jenen, die gerne bei mir mitlesen. Wir kommen nicht weiter, wenn beide Seiten des Grabens der anderen „Spaltung“ vorwerfen.
Und ja: der 3. Okober war ein extrem warmer Tag für einen Oktober. Die einen freuen sich darüber, dass sie nicht schon heizen müssen und genießen die warmen Sonnenstrahlen der immer kürzer scheinenden Sonne. Die anderen sehen es anders und als Zeichen dafür, dass alles immer mehr aus dem Lot gerät. In einem sind wir uns alle vielleicht einig: Wir haben nur diese eine Erde, um auf ihr zu leben – und die sollten wir gut behandeln und ihr mehr Respekt zukommen lassen, als wir uns gegenseitig oft in den „asozialen Medien“ zukommen lassen – oder?
P.S.: Es kann sein, dass meine „Maximalwertetabelle“ um einen Tag verrutscht ist, habe ich gerade gemerkt. Das heißt, wo bei mir 15 steht, sollte 16 sein. Ich bin jetzt aber zu müde, um das zu ändern und am Gesamtergebnis ändern die falschen Zahlen unten nichts, denn die sind auch bei den anderen Werten gleich „verschoben“… 🙂
Ich muss jetzt ins Bett – gute Nacht allerseits!