Heute habe ich etwas Neues versucht. Mich hat ja schon länger gestört, dass in der Metereologie immer nur mit einem „Vergleichzeitraum“ gearbeitet wird und nicht mit einem fixen Schnitt einer gewissen Anzahl an Jahren vor dem Jahr X.
Soll heißen: Es wird nicht immer mit den 30 Jahren davor verglichen, sondern zum Beispiel alle Jahre mit dem Zeitraum 1961 bis 1990. Ich habe das heute am Beispiel Feldkirch anders gemacht und die Temperaturabweichungen des Tages-Mittels dafür herangezogen. Das heißt, ich vergleich den 10. August 2003 mit dem Mittel der Jahre 1973 bis 2002. Den 10. August 2015 vergleich ich nicht mit dem gleichen Zeitraum, sondern mit dem Mittel der Jahre 1986 bis 2014. Damit vergleiche ich jeden einzelnen Tag der dargestellten Jahre (2003 bis 2023) mit exakt den gleichen Tagen aus den 30 Jahren davor.
Abweichungen pro Tag
Zur Erklärung vorne weg ein Beispiel nur mit der Kurve des laufenden Jahres:
Wir erkennen sofort: 2023 startete EXTREM warm (nie gab es eine größere Abweichung (der graue Bereich zeigt die Extremwerte aus den letzten 21 Jahren). Von Mitte Jänner bis Mitte Februar war es – verglichen mit den letzten 30 Jahren – eher zu kalt. Dann folgte mit Ausnahme der ersten Märzhälfte eine Zeit, in der es eher zu warm war bis Ende März. Von April bis Mitte Juli war es eigentlich meistens zu kühl, nur Mitte Juni war es kurz für etwas mehr als eine Woche zu warm. Richtig warm wurde es in Feldkirch dann Anfang Juli, allerdings folgte dann schon wieder eine deutlich zu kühle Phase bis etwa vor 5 Tagen, seither wird es wieder warm.
Wenn wir ALLE Jahre seit 2003 ansehen, sieht das so aus:
Das ergibt dann dieses bunte Kunstwerk. Einzelne Jahre habe ich farblich hervorgehoben. Die SCHWARZE Linie stellt den Schnitt aller Abweichungen seit 2003 dar.
Trotzdem fallen manche Details auf:
Die sehr warmen Jahre 2014, 2018 und 2022 waren vor allem im Herbst alle zu warm. Die beiden „Pandemiejahre“ 2020 und 2021 hingegen waren im Herbst eher auf der kühlen Seite , vor allem Anfang Oktober und Mitte November. Und der jahreswechsel von 2022 auf 2023 war einer der WÄRMSTEN überhaupt.
Um die Entwicklung der einzelnen jahre besser darstellen zu können, habe ich noch eine andere Darstellung gewählt: Hier sind alle Temperaturabweichungen eines Jahres jeweils von Jahresbeginn bis zum Jahresende addiert:
Dadurch sehen wir, welche Jahre in SUMME die wärmsten waren in Feldkirch, wenn wir sie mit den 30 Jahren davor vergleichen:
- Kein Jahr kommt an 2018 heran, das ab September immer ganz oben liegt, davor aber weniger auffällig war.
- Das Jahr 2014 liegt an zweiter Stelle – vor allem auch wegen einem sehr warmen Frühjahr und dann wieder warmen Temperaturen im Herbst.
- 2022 liegt an dritter Stelle, was vor allem einem warmen Sommer und der Zeit ab Oktober zu verdanken ist.
- Bis zum September war kein Jahr in Summe wärmer als 2007 – danach folgte jedoch ein kühler Herbst und Winterbeginn.
- Das Jahr 2006 war bis in den Juli das kühlste aller Jahre seit 2003.
- In Summe am kühlsten war das Jahr 2010.
- Das zweite Pandemiejahr (2021) fällt durch eine durchgehend tief liegende Linie auf – es war also insgesamt eher ein kühles Jahr in Feldkirch, wenn wir es mit den 30 Jahren davor vergleichen.
- Und das laufende Jahr 2023 fällt bis dato nicht wirklich auf, wenn wir es mit den 30 Jahren davor vergleichen.
FAZIT
Der 5. Februar 2012 war – verglichen mit 30 Tagen des gleichen Datums aus den 30 Jahren davor – der Tag mit der größten Abweichung nach unten in Feldkirch: er war um über 15 Grad zu kalt. Umgekehrt war der 16.12.2019 fast 17 Grad wärmer als der 30-Jahres-Schnitt. Auch das ist Rekord. Die Schwankungsbreite ist von mai bis September nie mehr als +/- 10 Grad Celsius, in den anderen Monaten gibt es „Ausreißer“ bis über +/- 15 Grad.
Interessant finde ich, dass die beiden „Herbstwellen“ 2020 und 2021 von sehr kühlen Phasen im Herbst der beiden Jahre begleitet wurden. Die extrem hohe Sterblichkeit zum Jahreswechsel 2022 auf 2023 hingegen fällt auf eine Warmphase mit extremen Abweichungen nach oben.
Das warme Jahr 2015 (in anderen Teilen Österreichs) sieht in Feldkirch weniger auffällig aus – der grund zeigt sich, wenn wir es gesondert betrachten: Es gab immer wieder einen Wechsel zwischen warmen und kühlen Phasen:
Auch hier fällt übrigens die hohe Sterblichkeit dieses Jahres zusammen mit der kühlen Wetterphase von Mitte Jänner bis Ende März – und nicht etwa mit den heißen Tagen im Juni/Juli.