Gehören Vulkane in die Kategorie „Wetter“? Als Naturphänomen eher nicht – ihre Auswirkungen jedoch sicher schon. Es gibt historische Vulkanausbrüche, denen werden diverse Wetterkapriolen zugeordnet.
So soll laut Wikipedia der Ausbruch des Okmok in Alaska (auf den Aleuten) im Jahr 43 vor Christus für ein Absinken der Temperaturen im Mittelmeerraum zwischen 3 und 7 Grad gesorgt haben. Durch die damit verbundenen Ernteausfälle soll es zu Millionen „indirekter Todesfälle“ gekommen sein nach dem Ausbruch, der bei der VEI-Skala gar nicht klassifiziert ist. Dieser Vulkanexplosivitätsindex teilt Vulkanausbrüche nach ihrem Schweregrad ein. Da dieser Index logarithmisch gestuft ist, nimmt die Stärke der Explosion zur nächshöheren Stufe exponentiell zu. Die Skala beim VEI endet bei 8. Es gab in den letzten 4000 Jahren KEINE Vulkanausbrüche, die als 8 eingestuft werden. Der letzte dieser Stärke war der Ausbruch des Oruanui vor 26.500 Jahren auf Neuseeland.
Ausbrüche mit der Stärke 7 gab es sehr wohl, allerdings auch nur vier in den letzten 4000 Jahren: Der Vulkan auf der griechischen Insel Santorin (ca. 1600 v.Chr.), der Ilopango in El Salvador (536 n. Chr.), der Samalas auf Indonesien (1257 n. Chr) und der Tambora, ebenfalls in Indonesien (1815 n. Chr.).
Was die historischen Ausbrüche gibt, so finden sich hauptsächlich die „großen Eruptionen“ in den Daten. Erst ab ca. 1500 finden sich auch „kleinere“ Vulkanausbrüche in den Daten bei Wikipedia. Das sieht, wenn wir alle erfassen, dann so aus:
Der weltbekannte Ausbruch des Vesuv in Italien etwa um 79 nach Christus gilt von der Stärke her „nur“ als 5.
Es gibt noch einen Wert, der entscheidend ist in Sachen „Gefährlichkeit“ und sicher auch in Sachen Einfluss aufs Klima hat: Die Menge an Asche, die ausgestoßen wird. Diese wird in Kubik-Kilometern angegeben. Zum Vergleich: Die Gesamte Wassermenge der Ostsee umfasst 20.000 km3. Wenn wir das mit dem letzten Ausbruch mit Stärke 8 laut VEI vergleichen, zeigt sich die Dimension so eines riesigen Ausbruchs: dort werden 1.170 km3 angegeben – das ist ein Zwanzigstel der gesamten Wassermenge der Ostsee!
Der Bodensee hat etwa 48 km3. Der Ausbruch des Tamboras im April 1815 brachte etwa 160km3 Asche in die Atmosphäre – das ist mehr als die dreifache Menge des Wassers des Bodensees! Das war der letzte mit Stärke 7 laut VEI.
Der Pinatubo auf den Philippinen hatte 1991 einen Ausbruch der Stärke 6 laut VEI und dabei 10 km3 Asche ausgeworfen. Das entspricht 5 Mal der Wassermenge des Chiemsees in Bayern oder einem guten Fünftel des Bodensees.
Werfen wir einen Blick auf die Ausbrüche seit 1510:
Wir sehen hier den Tambora und – laut Wikipedia – eines zweiten, unbekannten Vulkans etwa zur gleichen Zeit, die beide als einzige in den letzten 500 Jahren mit Stärke 7 eingestuft sind. Sechs Mal gab es Ausbrüch der Stärke 6.
Hier sind – mit Namen und Jahreszahl – alle Vulkanausbrüche ab der Stärke 5 angegeben – das entspricht in etwas dem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n.Chr., als Pompej unter Asche begraben wurde. Und spätestens jetzt muss jedem ein Vulkan auffallen, der in den Medien sehr „stiefmütterlich“ behandelt wird: Der „Hunga Tonga-Hunga Ha’apai“ im Staatsgebiet von Tonga liegt mitten im Pazifik. Er brach im Dezember 2021 aus und der Ausbruch gilt immer noch aktiv. Er wurde als Kategorie sechs eingestuft und hat mit einer Aschemenge von über 16 km3 den stärksten Ascheausstoß seit dem Ausbruch des Novarupta in Alaska im Jahr 1912 erzeugt.
Beim Hunga Tonga-Hunga Ha’apai handelt es sich um einen Unterwasservulkan. Das hat unter anderem auch zur Folge, dass sehr viel Wasserdampf in die Atmosphäre gelangt. Laut diesem Artikel auf Wikipedia war es sogar der stärkste Ausbruch seit dem des Krakatau im Jahr 1885!
Wie stark sich Vulkanausbrüche auch auf das Wetter auswirken könne, zeigt etwa der Ausbruch des Tambora im Jahr 1815 – auf diesen folgte in der Schweiz die letzte Hungersnot mit einem Sommer, in dem die Schneefallgrenze jeden Monat unter 2.000 Meter gelegen sein soll nach historischen Berichten. Wie sich der Vulkanausbruch des Hunga Tonga auf das Wettergeschehen auswirken wird, wird sich noch zeigen – sein Hauptausbruch war im Jänner 2022. Dabei gelangten laut Wikipedia Artikel 100 Millionen Tonnen Wasserdampf in die Atmosphäre! Insgesamt sollen durch die Eruption 146 Millionen Tonnen Wasserdampf ( das ist etwa 3 Mal der Bodensee!) in die Atmosphäre gelangt sein zusammen mit 420.000 Tonnen Schwefeldioxid. Beides zusammen soll dazu führen, dass die Temperaturen bis 2030 „vorübergehend um bis zu 1,5 Grad steigen können“, ist weiter zu lesen.
Zuletzt noch einmal zum Ascheauswurf: Der wird wie oben beschrieben mit 16,25 km3 angegeben. Das ist deutlich mehr als beim Pinatubo, aber weniger als etwa beim Ausbruch des Novarupta in Russland im jahr 1912. Der Krakatau, der im Jahr 1883 ausbrach, hat mit 20 ebenso wie der Santa Maria (Gautemal) mehr Asche ausgeworfen. Der die Hungersnot in Europa auslösende Tambora im Jahr 1815 warf mit 160 km3 noch deutlich mehr aus – auch der zweite, unbekannte Ausbruch im Jahr 1812 war mit 120 km3 einer der größten der letzten 4000 Jahre.
FAZIT
Offensichtlich war der Hunga Tonga nicht so viele Schlagzeilen wert, wie ihm aufgrund seines Ausbruchs eigentlich zustehen würden. Glücklicherweise sorgten weder sein Ausbruch noch der darauf folgende Tsunami für viele Todesopfer. Das liegt sicher auch an seiner Lage mitten im Pazifik.
Hoffen wir also auf zwei Sachen: Erstens, dass sich die „vorübergehende Erwärmung“ in Sachen Klima nach 2030 wieder reduziert (ohne dass sich irgendwer diesen „Erfolg“ auf seine Fahnen heftet) und zweitens dass es in nächster Zukunft nicht zu weiteren Ausbrüchen der Kategorie sechs oder gar sieben kommt. Denn die haben (wenn auch kruzfristig) sicher gewaltigen Einfluss auf die Temperaturen der Folgejahre!