Die Extremwetterereignisse nehmen zu und die Niederschläge werden immer weniger, das lesen wir derzeit oft in den Medien. Da ich die Daten für verschiedene Wetterstationen in Österreich bereits ausgewertet habe in den letzten Monaten, kann ich dazu schnell einige Daten liefern.
Schauen wir uns also an, wie viele Tage mit starken Niederschlägen es in verschiedenen Mess-Stationen in Österreich gegeben hat seit Messbeginn:
Reichenau an der Rax
In Reichenau an der Rax gab es seit 1895 genau 85 Tage, an denen mehr als 55 Liter Regen an einem Tag gefallen sind. Von diesen 85 Tagen waren 22 – das sind fast genau 25%, ab dem Jahr 2000 gewesen. Das heißt, dass in den letzten 23 Jahren – die entsprechen etwa 18% der Messdauer – mit einem Viertel deutlich mehr Tage mit viel Niederschlag verzeichnet wurden.
Nur vier Mal gab es mehr als 100 Lieter Regen pro Quadratmeter an einem Tag – davon waren zwei in den letzten 23 Jahren. Der Tag mit dem höchsten gemessenen Wert stammt aus dem Jahr 2020, als es mehr als 130 Liter waren. Interessanterweise war das allerdings kein Sommertag, sondern der 5. Dezember! Vier der sechs höchsten Messungen stammen aus den Monaten September bis Dezember.
Bad Gleichenberg
Auch in Bad Gleichenberg gibt es Aufzeichnungen bis 1895 zurück. An 69 Tagen gab es beid er Mess-Station im Südosten Österreichs mehr als 50 Liter Niederschlag. Davon fallen nur 9 Tage (13%) in die letzten 23 Jahre.
Kein einziger der sechs Tage mit den höchsten Messwerten stammt aus den letzten 23 Jahren, drei der höchsten Messungen stammen aus dem September, zwei aus dem August und eine aus dem Juli.
Der höchste Wert stammt aus dem August 1979 mit etwas mehr als 112 Litern.
Das Weinviertel
Wetteraufzeichnungen im Weinviertel haben noch keine so lange Tradition. Darum gibt es hier eine Kombination der Daten aus Wilfersdorf (ab 1936) und Laa an der Thaya (seit 1984).
Mehr als 77,2 Liter pro Quadratmeter fielen in dieser Gegend noch nie an einem Tag. Das war einer von vier Tagen (27%) mit mehr als 50 Litern Regen in der Region nach dem Millenium. Die sechs Tage mit den höchsten Werten verteilen sich auf die Monate Mai bis September.
Langen am Arlberg
Ganz im Westen, in Langen am Arlberg ist es deutlich feuchter – immer schon. 165 Tage mit mehr als 50 Litern pro Quadratmeter wurden hier seit 1895 verzeichnet. Davon waren nur 21 (13%) in den letzten 23 Jahren.
Vier der sechs Tage mit den höchsten Werten stammen aus dem August, einer aus dem Juli und einer aus dem Jänner 1914 – das war mit 120,2 Litern auch der Tag mit dem Topwert!
Sonnblick
Auf über 3.000 Metern Seehöhe gibt es vom Sonnblick Daten, die bis ins Jahr 1890 zurück reichen. Nur an 32 Tagen gab es dort mehr als 50 gemessene Liter pro Quadratmeter Niederschlag. Und sieben dieser Tage lagen nach dem 1.1.2000 – das sind 22%.
Von den sechs niederschlagsreichsten Tagen war keiner nach dem Mai 1962 – und alle bis auf einen lagen in den Monaten Jänner bis Mai. Am meisten Niederschlag fiel dort oben am 16. Mai 1935 mit 108,4 Litern.
Wien
In Wien gab es zwar seit 1795 Temperaturaufzeichnungen, die Messungen der Niederschläge gehen „nur“ bis 1852 zurück. In den letzten 171 Jahren gab es 53 Mal mehr als 50 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, davon lagen 9 (17%) in den letzten 23 Jahren (14% der Jahre seit 1852).
KEINER der sechs Tage mit den höchsten Messwerten stammt aus der Zeit nach 1951, alle dieser tage liegen in den Monaten Mai bis Juli und der Spitzewert stammt vom 15. Mai 1885 mit 139,3 Litern.
Fazit
Ich habe schon im vergangenen Winter Beiträge zu den Wetterdaten hier gepostet. Dabei konnte ich zeigen, dass zwar 2022 ein generell sehr trockenes Jahr war, aber die Niederschlagswerte in Österreich im Jahresschnitt NICHT gesunken sind. Wir haben eher eine leichte Zunahme der Niederschlagsmengen verzeichnet.
Nun wird ja derzeit viel darüber geschrieben, dass die Extremwetterereignisse zunehmen – auch bei den Niederschlägen. Nun, zumindest wenn ich die Daten der Mess-Stationen, die ich damals ausgewählt habe ansehe, kann ich das nicht bestätigen. Die Zahl der Tage mit Starkniederschlägen seit dem Jahr 2000 ist höchstens in Reichenau an der Rax auffällig hoch. Und auch die höchsten gemessenen Werte stammen oft aus Jahren lange vor dem Millenium.
Daher kann ich nur sagen, dass weder im Westen, noch im Nordosten, Südosten oder in Wien und auch nicht am Sonnblick in über 3.000 Metern Seehöhe in der Mitte Österreichs die Zahlen der ZAMG belegen können, dass Tage mit viel Niederschlag zugenommen haben.