Vorarlbergs Wetter & Klima

Aus aktuellem Anlass (siehe hier) habe ich mir die Daten aus der westlichsten Stadt Vorarlbergs Feldkirch, die ich ja schon aufbereitet habe, genauer angeschaut:

Temperaturen

Noch nie war es in Vorarlberg im Mittel wärmer als im Vorjahr.

siehe hier

Bei den Jahresdurchschnittstemperaturen der täglichen Messungen von 14 Uhr bei der Messstation in Feldkirch war 2022 das wärmste Jahr – um 0,1 Gard über dem bisherigen Spitzenreiter 2018. Das so errechnete Mittel von 15,9 Grad liegt um 5,5 Grad höher als 1940, das kälteste Jahr der Aufzeichnungen. Vor 1994 gab es ein einziges Jahr, in dem es im Jahres-Mittel wärmer als 14 Grad war – das war 1961. Seit 2007 gab es nur mehr 5 Jahre, die unter diesem Wert liegen.

Diese Grafik zeigt das 20-Jahres-Mittel aller Jahre seit 1915 aus Feldkirch. Das heißt, die 14,1 Grad sind der Schnitt der Jahre 2003 bis 2022.

So sieht das Ganze aus, wenn wir das Monatsmittel jedes einzelnen Monats betrachten. Rot beschriftet sind die drei heißesten Monate der Messgeschichte (jeweils um 14 Uhr gemessene Temperatur) in Feldkirch zu sehen: Im Juli 2008 hatte es 27,9 Grad, im Juli 1983 waren es 27,7 und der Juni 2003 war der drittheißeste Monat mit 27,4 Grad.
Auffallend ist, dass diese Extremwerte nicht aus den letzten Jahren stammen, welche jedoch dadurch auffallen, dass oft ZWEI Monate in einem Jahr über 25 Grad liegen. Solche Monatsmittel gab es vor 1992 nur ganz selten.

Eine Überraschung gibt es, wenn wir die einzelnen TAGES-Temperaturen von 14 Uhr anschauen: Der allerwärmste gemessene Wert stammt vom 2. September 1903 – damals hatte es in Feldkirch 39,4 Grad! Mit 37,4 und 36,9 Grad waren die nächsten beiden „Hitzetage“ vom 11. Juli 1984 und 28. Juli 2013 schon um einiges „kühler“. Sieben Tage gab es in Feldkirch an dieser Mess-Station, an denen es um 14 Uhr mehr als 35 Grad hatte – 4 davon waren erst nach 2003.

Zum Schluss noch ein Blick auf die Temperaturen im August. Wieder stammen die Daten von den 14-Uhr-Messungen und stellen in dem Fall den Schnitt der Augustwerte dar.
Die kältesteten beiden Sommermonate waren 1912 und 2006 mit 17,9 Grad im Schnitt. Am heißesten war es 2003 und 1992 mit jeweils 27 Grad. Bis 1993 gab es nur 1947 einmal im August im Mittel 25 Grad, seit 1992 waren es sechs Jahre, in denen der Monatsschnitt für 14 Uhr ÜBER diesem Wert lag.

Niederschlag

„Noch nie hat es an einem Tag so viel geregnet wie am 19. August 2022, als in Bregenz 212 mm und in Feldkirch 167 mm Niederschlag fielen.“

siehe hier

Fangen wir also mit den Tageswerten an beim Niederschlag – nur ZWEI Mal lag der Tageswert. über 100 Liter. Einmal mit 121,5 war das im Juni 1910 der Fall und das andere war der in der Aussendung des Landes erwähnte 19. August 2022 mit 167,1 Litern. In der Grafik sind alle Tage mit mehr als 95 Litern angezeigt. Von den 7 Tagen sind 4 aus den Jahren 2005 bis 2022.

Wenn wir die MONATS-Summen heranziehen, sieht das Ganze freilich anders aus: Sieben Monate gab es in Feldkirch, in denen es mehr als 295 mm pro Quadratmeter an Niederschlägen gab, was im bei Regen Liter pro Quadratmeter bedeutet. Der höchste Wert stammt aus dem Juli 2021 mit 348 Litern – das heißt, die MONATSSUMME des stärksten Monats liegt nur etwa doppelt so hoch wie die des stärksten Tages! Auffallend ist auch der Dezember 1981, weil er als einziger starker nicht in den Monaten von Mai bis September liegt.

Zuletzt noch ein Blick auf die Niederschlagsmengen im August: Das Jahr 2022 ist zwar unter den 7 Jahren, in denen es mehr als 250 Liter an Niederschlag gab, allerdings gab es 2010 und 2020 DEUTLICH mehr Regen in Summe als letztes Jahr.

Diese Grafik habe ich vor einigen Wochen schon einmal verwendet, sie zeigt die Jahressummen bei den Niederschlägen aus Feldkirch. 2022 war ein Jahr, das unter dem Schnitt der letzten 20 Jahre lag.

Wenn ich mir das 20-Jahres-Mittel der einzelnen Monate (ohne Grafiken, die Daten dazu habe ich) ansehe, dann fällt auf, dass es große Unterschiede gibt:
Während der November seit 2002 immer trockener wird, wird es im Oktober seit etwa 1970 immer nasser. Der Februar wird immer trockener, der Mai und der August feuchter. Der Jänner wurde in den letzten 10 Jahren immer nasser, der März und der April seit 20 Jahren trockener. Weniger Veränderungen gab es beim Juni, Juli und September. Der Dezember wurde von 1960 bis 2000 immer feuchter und bleibt seither auf einem hohen Niveau, was die Niederschläge betrifft.

FAZIT

Ja, es wird wärmer und es gibt auch mehr Einzeltage mit Startkniederschlägen. Dass solche Einzeltage nicht immer der einzige Auslöser für Naturkatastrophen sind, zeigen die Überschwemmungen vom August 2005: Auch damals gab es starke Niederschläge im Land, allerdings lagen die Werte – zumindest in Feldkirch – WEIT unter denen vom vergangenen Jahr.

Dass also das WETTER extremer wird, zeigen die Zahlen. Jetzt stellt sich die Frage, was als „KLIMA“ bezeichnet wird. Denn dass es in Österreich vor 1870 auch Warmphasen gab, zeigen die Daten der einzigen Messstelle, an der bereits von 1775 weg gemessen wurde:

Auch hier stiegen die Temperaturen in den letzten 70 -100 Jahren an, allerdings zeigen die Werte für die Zeit vor 1890, dass es damals über lange Strecken nur um ca. 1 Grad kälter war als heute. Und was davor war, das können wir leider nicht aus Temperaturmessdaten ablesen.

Zur Klarstellung: NATÜRLICH sollen wir ressourcenschonender leben. Ob allerdings damals ebenfalls wie heute die CO2-Werte schuld an den höheren Temperaturen waren?

Im zitierten Bericht des Landes wird übrigens nicht mehr von ErderWÄRMUNG gesprochen, sondern von ErderHITZUNG. Und es geht nicht mehr um eine sinnvolle Reduktion bei den fossilen Energieträgern, sondern um einen schnellen Ausstieg. Soll das heißen, dass alle, die in den letzten Jahren technisch ausgereifte Heizungen zB auf Basis von Erdgas installiert haben, jetzt gut daran tun, wenn sie – derzeit wohl kaum vorhandenes – Geld ausgeben, um funktionierende Systeme durch andere zu ersetzen? Ist es egal, wenn das durch Systeme passiert, die sehr viel Strom brauchen? Und „verschwinden“ die Kosten dadurch, dass dies alles zum Teil hoch gefördert wird?

Mir persönlich war der Reparaturbonus da sympathischer – der gilt jedoch nicht für Gasheizungen oder Verbrennermotoren. Und ob der Satz

„…wir müssen aber so rasch wie möglich aufhören, fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas zu verbrennen, und uns gleichzeitig an die Veränderungen aufgrund der Klimakrise anpassen“

siehe hier

eher motivierend oder als Drohung empfunden wird, liegt wohl im Auge des Betrachters.

Zum Schluss noch ein Detail aus dem Bericht: „… der März 2022 war so regenarm wie kaum ein März seit 1945…“. Stimmt, allerdings ist das im März offensichtlich sehr unterschiedlich:

Und zum Glück war der März 2023 schon wieder nahe beim Schnitt der letzten 10 Jahre! Ein März macht also noch kein trockenes Frühjahrsklima, wie das Sprichwort sagt…
Und wie sich der Mai 2023 in den Daten zeigen wird, wage ich jetzt schon zu behaupten: Er wird wohl einer der nassesten werden seit Aufzeichnungsbeginn!