Klarstellungen eine Arztes und Public Health Experten

Als ich heute bei Martin Sprenger diesen Text auf Facebook gelesen habe, musste ich ihn sofort fragen, ob ich das bei mir teilen darf. Dafür habe ich extra eine neue Kategorie bei mir eingeführt – die „Gastkommentare“. Martin erhält von mir dafür eine schöne Rose als Dankeschön!
Und natürlich stellen „Gast-Kommentare“ immer die persönliche Meinung des Schreibers/der Schreiberin dar – das nur zur Klarstellung generell – bei Fragen also immer bitte an die AutorInnen selbst wenden – danke!

Während in Österreich zu COVID-19 und Kindern ständig Anekdoten erzählt werden, ermöglicht das Register der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) eine faktenbasierte Betrachtung. Jakob Armann, Facharzt an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden erklärt in diesem Gespräch (Minute 4 bis 9) die Datenlage (Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=l0imtVSH_R8)

1. Mit keiner Variante von SARS-CoV-2, als weder mit Alpha noch mit Delta hat sich irgendetwas an der Wahrscheinlichkeit einer Krankenhausaufnahme, noch an der Schwere der Erkrankung bei Kindern geändert. Die in Österreich kolportierte Anekdote, dass die Deltavariante von SARS-CoV-2 für Kinder gefährlicher ist als die Alpha-Variante ist somit FALSCH.
2. Nur jedes fünfte Kind (1 von 5) das mit einem positiven Test auf SARS-CoV-2 in ein Krankenhaus aufgenommen wird, braucht auch eine spezifische Behandlung. Vier und fünf Kindern (4 von 5) liegen wegen einer ganz anderen Diagnose im Krankenhaus, COVID-19 ist in 8 von 10 Fällen (80%) nur eine Nebendiagnose. Die in Österreich kolportierte Anekdote, dass jedes Kind das mit einem positiven Test auf SARS-CoV-2 in ein Krankenhaus aufgenommen wird, dort auch wegen COVID-19 behandelt werden muss ist somit FALSCH.
3. Unter Berücksichtigung der Hauptdiagnose COVID-19 und unter Einbeziehung der Dunkelziffer, landet weniger als eines von tausend (<1 von 1.000) mit SARS-CoV-2 infizierten Kindern wegen COVID-19 im Krankenhaus. Die in Österreich kolportierte Anekdote, dass eines von hundert Kindern (1 von 100) wegen SARS-CoV-2 im Krankenhaus behandelt werden muss ist somit FALSCH.
4. Eines von zwanzig Kindern (1 von 20) oder 5% der Fälle die wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden müssen, landen auf der Intensivstation. Die in Österreich kolportierte Anekdote, dass hunderte von Kinder wegen COVID-19 auf der Intensivstation versorgt werden mussten ist somit FALSCH. In den letzten 19 Monaten mussten, wenn man die Zahlen aus Deutschland auf Österreich umlegt, zirka 20 bis 40 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren wegen COVID-19 intensivmedizinisch versorgt werden.
5. Fast die Hälfte dieser Kinder sind Säuglinge und fast die Hälfte der Kinder haben Vorerkrankungen. Die in Österreich kolportierte Anekdote, dass vor allem gesunde Kinder und Jugendliche wegen COVID-19 im Krankenhaus behandelt werden müssen ist somit FALSCH.
6. In Deutschland sind nur ganz wenig Kinder (n=17) wegen einer Infektion mit SARS-CoV-2 verstorben. Die Hälfte dieser Kinder waren Palliativfälle mit schwersten Grunderkrankungen. Bis heute ist in Deutschland noch kein einziges gesundes Kind oder gesunder Jugendlicher nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 verstorben. Die in Österreich kolportierte Anekdote, dass auch gesunde Kinder und Jugendliche nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 versterben ist somit FALSCH.

Es lohnt sich Jakob Armann auch beim Thema PIMS und Long COVID bei Kindern und Jugendlichen gut zuzuhören. Auch dazu werden in Österreich viel zu viele Anekdoten verbreitet.