Kärntenwahl, die zweite

Wieder steht es allerorts zu lesen: vor allem die Ungeimpften wählen FPÖ.

https://orf.at/stories/3307746/

Wie immer wollte ich es genau wissen und habe mir die Daten angeschaut. Folgendes konnte ich dazu herausfinden und habe dazu einerseits die aktuellsten Impfdaten des BM für Gesundheit angesehen und andererseits die Stimmenanteile (dabei habe ich mir erlaubt, auch die UNGÜLTIGEN Stimmen mitzuzählen):

FPÖ

  • Mühldorf ist die Gemeinde, in der die FPÖ die allermeisten Stimmanteile bekommen hat – 55,47% der abgegebenen Stimmen. Mühldorf ist bei keiner Impfdosis unter den zehn Gemeinden mit meisten oder den wenigsten Impfungen in Kärnten. Während das Ergebnis der SPÖ „unauffällig“ ist, gab es für die ÖVP landesweit eines der zehn schlechtesten Ergebnisse. Die Liste Köfer hat dort sogar das allerschlechteste Ergebnis.
  • Mit 53,47% aller abgegebenen Stimmen liegt Stall an zweiter Stelle bei der FPÖ. Stall hat kärntenweit die wenigsten Geimpften bei ALLEN Impfdosen (1, 2, 3 oder 4+). Die SPÖ hat dort eines der zehn schlechtesten Ergebnisse eingefahren, dasselbe gilt für die Grünen und VÖ (Vision Österreich). Ebenfalls interessant: mit nur 0,6% an ungültigen Stimmen gab es hier eines der zehn niedrigsten Ergebnisse in diesem Bereich.
  • An dritter Stelle bei den Stimmenanteilen der FPÖ folgt Rangersdorf, allerdings mit „nur mehr“ 48,12% aller abgegebenen Stimmen. Diese Ortschaft gehört zu den zehn Gemeinden mit den niedrigsten Impfquoten – bei allen Dosen. Besonders schlecht schnitten dort die Liste Köfer, die Grünen und VÖ ab.
  • Von Platz 4 bis Platz 10 folgen drei Gemeinden, in denen die Impfquoten zu den zehn niedrigsten im Land zählen und vier Gemeinden, bei denen dies nicht der Fall ist. Eine der zwei Gemeinden mit wenig Impfungen ist das nur bis zur Dosis 3, bei der 4+-Angabe liegt Arriach nicht mehr unter den niedrigsten zehn im Land.
  • Auf Platz 11 für die FPÖ folgt mit Gurk eine Gemeinde, die die HÖCHSTE Impfquote bei der ersten und zweiten Dosis im Land hat und eine der zehn höchsten bei der Dosis 3 und 4+.

SPÖ

  • Zell ist die einzige Gemeinde kärntenweit, in der die SPÖ mehr als 50% erhielt von allen abgegeben Stimmen. Interessanterweise hatten dort die Grünen mit 13,91% ebenfalls ihr bestes Ergebnis. Die FPÖ mit 5,04% fuhr dort das landesweit schlechteste Ergebnis ein. Bei den Impfungen ist die 591-EW-Gemeinde bei keiner Dosis unter den Top 10 von oben oder unten.
  • Auch in ALLEN anderen zehn Gemeinden mit den höchsten Stimmanteilen der SPÖ gibt es keine einzige, die zu denen mit den zehn höchsten oder niedrigsten Impfquoten zählt.
  • Weitere zwei Mal hat die FPÖ in den Top zehn der SPÖ eines der schlechtesten Ergebnisse eingefahren, die ÖVP hat ebenfalls 3 Mal eines der schlechtesten zehn Ergebnisse dort. Die Liste Köfer hat nur einmal eines der schlechtesten 10 Ergebnisse in einer Hochburg der SPÖ.
  • Die Grünen haben noch zweimal dort eines der besten Ergebnisse, wo auch die SPÖ ihre besten Ergebnisse eingefahren hat, auch VÖ hat dreimal eines der Bestresultate in den zehn Gemeinden mit dem höchsten SPÖ-Stimmenanteil.

ÖVP

  • Mit 45,93% gab es in Lesachtal die höchsten Stimmenanteile für die ÖVP. Mit 2.39% war dort der Anteil an ungültigen Stimmen einer der höchsten zehn im Land und die FPÖ und die Liste Köfer fuhren dort eines der zehn schlechtesten Ergebnisse landesweit ein. Impfquotenmäßig fällt Lesachtal nirgends auf.
  • An zweiter Stelle für die ÖVP folgt Heiligenblut – das ist einer der zehn Orte in Kärnten mit der niedrigsten Impfquote bei den 4 und mehr als 4 Mal Geimpften. Weißensee (an der dritten Stelle mit 40,04%) hingegen hat bei den Dritt- und Viertimpfungen eine der zehn höchsten Impfquoten.
  • Bemerkenswert ist vielleicht noch Glödnitz: KEINE der 817 abgegeben Stimmen der an siebter Stelle der Stimmenanteile für die ÖVP liegenden Stimmen war ungültig! Und dort sind die Impfquoten sowohl für die Dosis 1, als auch 2 und 3 unter den höchsten zehn im Land.
  • An zehnter Stelle bei der ÖVP folgt Großkirchheim, eine Gemeinde, die bei den Dritt- und Viertimpfungen zu den zehn mit der niedrigsten Impfquote im Land gehören.

KÖFER

  • Bei der Liste Köfer gabe es mit 27,04% der Stimmen in St. Georgen im Lavanttal und 23,7% in Spittal an der Drau zwei Gemeinden, die weit vor allen anderen liegen.
    In ersterer hatten die Grünen und NEOS eines der zehn schlechtesten Ergebnisse, in zweiterer die ÖVP.
  • Nur bei der an siebter Stelle liegenden Gemeinde Fresach (13,39% für Köfer) gibt es in Sachen Impfquote eine Auffälligkeit: sie gehört zu denen mit einer der zehn niedrigsten Impfquoten bei den Dosen ab dem vierten Stich.

GRÜNE

  • Wir wissen ja schon dass die Grünen im gleichen Ort ihr bestes Ergebnis erreicht habe wie die SPÖ (siehe oben).
  • An zweiter Stelle mit 8,37% (das sind mehr als 5,5% weniger als in Zell!) folgt Ludmannsdorf. Beide Gemeinden haben keine Auffälligkeiten bei den Impfquoten.
  • Erst bei den an dritter Stelle für die Grünen folgenden Einwohnern in Krumpendort (Dosis 3 und 4+) und den Menschen in Pörtschach (Dosis 4+) folgen zwei gemeinden mit hohen Impfquoten.
  • Die gemeinde Maria Saal – an achter Stelle der „Grünen-Rangliste“ – ist die einzige bei den Grünen, wo es bei ALLEN Impfdosen noch einmal Top-10-Werte gibt. In allen anderen Gemeinden unter den Top 10 gibt es keine Auffälligkeiten mehr.

NEOS

  • 8,13% erreichten die NEOS in Krumpendorf, das (siehe oben bei den Grünen) ab der dritten Dosis zu den zehn Gemeinden mit den höchsten Impfquoten Kärntens gehört.
  • Dann folgt Pörtschach (siehe wieder oben bei den Grünen).
  • In Weißensee und Maria Saal (6. und 7. bei den NEOS) gibt es ebenfalls hohe Impfquoten.
  • An achter Stelle folgt mit Maria Wörth die Gemeinde, in der es die höchste Impfquote bei der Dosis 4+ gibt. Alle anderen Gemeinden sind unauffällig.

Vision Österreich

  • Ähnlich wie bei der SPÖ gibt es bei VÖ keine Gemeinde unter den zehn mit dem höchsten Anteil an Stimmen, wo es eine Auffälligkeit bei der Impfquote gibt.
  • Mit 5,08% erreichte VÖ in Maria Rain den höchsten Stimmenanteil.

STARK

  • Die Liste STARK schaffte es in Fresach sogar auf 5,9% aller Stimmen, alle anderen Gemeinden lagen jedoch unter 0,8%.
  • Fresach und auch die an zweiter Stelle zu findende Gemeinde Heiligenblut haben bei der Dosis 4+ eine der zehn niedrigsten Impfquoten des Landes.
  • Auch bei Stockenboi (Nr 7 bei STARK) gibt es (dieses Mal bei ALLEN Imfdosen) eine der niedrigsten zehn Impfquoten im Land.

BFK

  • Das „Bündnis für Kärnten“ erreichte in Grafenstein 5,71% aller Stimmen und in Diex 2,88%.
  • Nur das an neunter Stelle auftauchende Stockenboi (siehe STARK) hat überall auffällig niedrige Impfquoten, alle anderen Gemeinden fallen nirgends auf.

Reihung nach Impfquoten

Drehen wir das ganze doch noch um und schauen uns die Impfquoten genauer an:

  • Bei der Dosis 4+ gibt es 14 Orte mit Quoten von mehr als 20%. Nur in Maria Wörth (NEOS) gibt es für eine der wahlwerbenden Parteien ein Spitzenergebnis. Am anderen Ende gibt es in acht Gemeinden eine Impfquote unter 10%. Wieder gibt es EINE Ortschaft mit einem Spitzenergebnis für eine der wahlwerbenden Parteien: Es ist jedoch NICHT die FPÖ, sondern die Liste STARK in Fresach.
  • Bei den dreifach geimpften Personen sind es wieder die NEOS, die als einzige in einem der Orte mit den höchsten Impfquoten ihr bestes Ergebnis eingefahren habe (Krumpendorf liegt an 6. Stelle der Impfquote mit 60,71%). Die höchste Impfquote hat hier Hüttenberg mit 62,8%.
    EINMAL taucht eine Gemeinde auf, bei der eine wahlwerbende Partei das schlechteste Ergebnis hat bei den zehn Gemeinden mit der niedrigsten Impfquote in Kärnten: In Mörtschach haben die Grünen nur 0,21% der Stimmen erhalten.
  • Gurk hat sowohl bei den einfach Geimpften (78,99% als auch den zweifach Geimpften (77,48%) die höchste Impfquote in Kärnten. Das einzige, was bei den Stimmanteilen auffällt ist, dass die NEOS eines der schlechtesten Ergebnisse hatten dort. Nur VÖ hat in einer der Gemeinden mit den zehn höchsten Impfquoten Kärntens bei Stich 1 und 2 das schlechteste Ergbnis landesweit mit 0,24%.
    Und bei den Gemeinden mit den zehn niedrigsten Impfquoten aller Ortschaften in Kärnten bei Dosis 1 und 2 gibt es nur ein Ergebnis, das heraus sticht: Wieder sind es die Grünen in Mörtschach mit dem landesweit schlechtesten Ergebnis von 0,21% (das ist sogar weniger als das schlechteste Ergebnis von VÖ in Feistritz an der Gail!).

FAZIT

Lest euch gerne noch einmal alles genau durch – ich habe ALLE Parteien engeführt mit ihren besten und schlechtesten Ergebnissen (außer STARK und BFK, die in den vielen Orten ohne Stimmen blieben, wo sie eventuell auch nicht angetreten sind?). Auch die Impfdosen habe ich nach oben und unten gereiht und angeschaut.

ICH kann es nicht erkennen, was so sehr ins Narrativ zu passen scheint, dass es – wie schon in NÖ – wiederholt wird und sicher auch weiter gebetsmühlenartig weitergesponnen bis zur Salzbug-Wahl. Für MICH gibt es keinen Zusammenhang zwischen einer Partei und den Impfquoten, der wirklich aussagekräftig wäre.

Eines habe ich jedoch entdeckt: Unter den ersten vier Gemeinden in Sachen „gültige Stimmen“ gibt es zwar mit Glödnitz zuerst eine Gemeinde mit hoher Impfquote (bis zur Dosis 3, dann nicht mehr), dann folgen jedoch drei Gemeinden mit sehr niedrigen Impfquoten, darunter auch die, mit den niedrigsten Werten überhaupt im Land.
Können wir jetzt daraus schlussfolgern, dass Ungeimpfte den Wahlzettel „richtiger“ ausfüllen können? NEIN, ich denke, dass das nicht so ist. Nicht einmal dann, wenn auch an sechster Stelle noch einmal eine Gemeinde mit niedriger Impfquote kommt!