Was Neues für den Samstag
Ich hab mir für den Samstag was überlegt: Warum nicht immer eine Art „Wochenrückblick“ – und zwar nicht nur für Vorarlberg, sondern gleich für ganz Österreich. Dazu nehme ich mir – wenn möglich jeden Samstag – einige Kennzahlen vor aus allen Bundesländern und vergleiche sie miteinander – natürlich immer als Prozentzahlen oder auch pro 100.000 EW, damit sie vergleichbar sind untereinander.
Die Tests
Zuerst ein Blick auf die Testungen – in dem Fall pro 100.000 EW, da ich ja nicht den Fehler aller „Unmathematiker“ machen will und verschieden große Bevölkerungsgruppen mit den absoluten Zahlen vergleichen. Da kommen dann Aussagen wie „die USA haben am meisten Todesfälle“ oder „Wien hat am meisten getestet“ heraus.
Letzteres stimmt sogar fast – was mich keineswegs überrascht. In einem Bundesland, wo sogar Kinder gezwungen werden zu testen, wenn sie zB ins Hallenbad gehen wollen, in einem Bundesland, wo die Gültigkeit der Tests früher abläuft als überall sonst, da MUSS mehr getestet werden als anderswo. Es gibt aber noch ein anderes Bundesland, das laut AGES-Zahlen NOCH MEHR getestet hat: Salzburg. Wäre jeder Test auch gleichzusetzen mit einer Person, dann hätten 36% aller SalzburgerInnen in den letzten 7 Tagen einen Test gemacht.
Am wenigsten waren es in den letzten 7 Tagen in Tirol – wo es ungefähr 4 Mal weniger Tests gab als in Salzburg.
Die Inzidenzen
Die Inzidenz ist ja nichts anderes, als die Zahl der Personen, die pro 100.000 EW in den letzten 7 Tagen positiv getestet wurden (NEIN, das sind KEINE Erkrankten, das sind nur positive Tests!) Daher passt diese Zahl nun nach den Tests gut ins Bild. Und gibt uns gleich Rätsel auf…
Am höchsten ist die Inzidenz derzeit in Oberösterreich. Wegen der Impfmuffel, meinte die nette Sprecherin in den Ö3-Nachrichten dazu (also sie sagte es anders: Dort sind am wenigsten Menschen geimpft). Um das jetzt jedoch zu einer treffenden Aussage zu machen, müssten wir wissen, wie viele unter den GESAMTEN Getesteten und auch unter den positive Tests jeweils vollgeimpft oder eben nur teil- noch nicht lange genug oder gar nicht geimpft waren. Wissen wir nicht – daher lassen wir die Spekulation lieber den NachrichtensprecherInnen…
Fakt ist, dass OÖ und Salzburg (beide auch mit hohen Testzahlen) die höchsten Inzidenzen haben. Interessant – ohne es erklären zu können – ist auch, dass die Tiroler mit den bei weitem am wenigsten Tests eine ähnliche Inzidenz haben wie die Steirer, die dreimal mehr testen.
Und wieder einmal machen uns die Wiener stutzig: Am zweitmeisten Tests, aber die niedrigste Inzidenz? Das wirft Fragen auf, zumal es ja als Erklärung für die am Schulanfang viel höheren Zahlen bei den Schulkindern hieß, dass eben die Tests in Wien „viel genauer“ seien als die anderen. Eine kleine Erklärung hätte ich vielleicht: Vor gar nicht allzu langer Zeit war Wien das Bundesland mit den höchsten Zahlen – und es war praktisch IMMER so, dass dort, wo es zuvor mehr Fälle gab, beim nächsten Anstieg zumindest anfangs weniger los war.
Die Inzidenzen der ältesten drei Gruppen
Es dürfte inzwischen allen bekannt sein, dass mehr als 90% aller C-19-Todesfälle Österreich auf die Altersgruppen über 65 Jahre fielen bisher. Das Durchschnittsalter der Todesfälle blieb auch zuletzt, als immer mehr von „den Jungen“ die Rede war, über 80 Jahre. Wie sieht es denn nun in den drei von der AGES so angeführten Altersgruppen aus?
Auf den ersten Blick zu sehen: Es gibt drei „Problem-Bundesländer“: In NÖ, OÖ und Salzburg liegen sämtliche Inzidenzen dieser Altersgruppen über 250. in allen anderen Bundesländern (Ausnahme sind die 65-74-Jährigen in Tirol) liegen sie UNTER dieser Marke.
Im Österreich-Schnitt liegt die Inzidenz bei den 65-74-Jährigen über der der 75-84-Jährigen und die wiederum über der der über 84-Jährigen.
Anders ist das (zu Ungunsten der ältesten Gruppe) in Salzburg, wo die Menschen ab 85 überhaupt die höchste Inzidenz hat, was für mich auf „Probleme“ in einigen Altenheimen hindeutet. Aber auch Wien hat bei den über 84-Jährigen eine höhere Inzidenz als bei den Menschen von 75-84 Jahre.
Die einzige Inzidenz unter 100 stammt hier aus dem Burgenland. Was wir hier leider wieder nicht wissen: Wie viel wurden denn diese Altersgruppen überhaupt getestet? Da hier in GANZ Österreich mehr als 80% Vollgeimpfte leben, gibt es keinen „Test-Zwang“ für die meisten dieser Menschen. Das könnte zu trügerischer Sicherheit führen und verhindern, dass etwaige Cluster in Heimen schnell entdeckt werden.
Und zur Relativierung: Eine „Inzidenz von 300“ bedeutet, dass 3 von 1.000 Menschen in diesen Gruppen innerhalb einer Woche positiv getestet worden sind (=0,3%).
Die Intensiv-Stationen und ihre Auslastung
Auf die Inzidenzen – so sagt man uns – wird ja nicht mehr geachtet (sie tauchen nur trotzdem immer in den Medien auf, und auch über die „neuen Fälle“ – die ja nichts anderes sind als die Inzidenzen wird täglich berichtet, vor allem dann, wenn die Zahlen steigen.
Wichtig, so heißt es dann weiter, sei die Situation auf den Intensivstationen. Diese bestimmen – so war die Ankündigung und der Plan – welch der tollen „Stufen“ in Österreich wirksam sind. Genau 7 Tage nach erreichen der Schwellen von 10%, 15% oder 20% (inzwischen auch 25% und 30%) sollen die Beschränkungen gelten, hieß es. Dass zB in Vorarlberg die Stufe 1 schon seit September gilt, obwohl wir – außer von 8. bis 14. September IMMER unter 10% Auslastung lagen, ist nicht entscheidend. Weil es geht um die Zahlen aus GANZ Österreich. Darum schauen wir uns die doch einmal an:
Ja, Österreich liegt darüber. Und jetzt wird’s spannend: Das Bundesland mit der niedrigsten Inzidenz hat die HÖCHSTE Auslastung der Intensivstationen. Und weil die anderen beiden, die eigentlich auch schon „Stufe 2“ überschritten haben, AUCH über eine Million EW haben, liegt eben Österreich auch so hoch (13,36%).
Vorarlberg und das Burgenland sind derzeit noch WEIT von den 10% Grenze entfernt und auch Salzburg (zur Erinnerung: am meisten Tests, zweithöchste Inzidenz!) liegt UNTER 10%. Kärnten, die Steiermark und Kärnten liegen ganz knapp über 10%.
Die Corona-Todesfälle
Wie schon oben geschrieben –das durchschnittliche Sterbealter aller Coronatoten liegt weiter über 80. Ganz genau kann das (wer wird denn gleich genau Zahlen haben wollen?) niemand sagen, außer vielleicht ein paar Eingeweihten aus dem „inneren Kreis“. 😉
Wir schauen jetzt auch nicht auf das Alter, sondern darauf, wie viele Menschen in den letzten 7 Tagen in den Bundesländern pro 100.000 Menschen zu der Gruppe gehören, die vom Ministerium offiziell so benannt wird: „In diese Statistik können Personen, die direkt an den Folgen der Viruserkrankung selbst oder „mit dem Virus“ (an einer potentiell anderen Todesursache) verstorben sind, fallen.“
SALZBURG (wir erinnern uns, das Bundesland mit den höchsten Inzidenzen bei den allerältesten Mitmenschen) liegt hier „vorne“ im negativen Sinne. Interessanterweise folgt dann die Steiermark. Und „positives Schlusslicht“ ist hier Tirol, mit etwa 5,5 Mal WENIGER Todesfällen an/mit C19 als die SalzburgerInnen.
Im Schnitt starben in Österreich in den letzten 7 Tagen PRO 100.000 Menschen 0,87 Personen als C19. Todesfälle. Zum Vergleich: in den letzten 20 Jahren verstarben in der Kalenderwoche 43 immer zwischen 16,5 und 20 Menschen pro 100.000 EW in Österreich.
Und wieder kommt dasselbe wie die Tage zuvor: Solange wir nicht wissen, wie viele der der Getesteten insgesamt, der positiv Getesteten, der Hospitalisierten, der Menschen auf der Intensivstation und auch der Todesfälle Vollgeimpfte sind, fehlt uns eine ganz wichtige Info, die ich nicht mit Spekulationen füllen möchte. DAS zu wissen, diese Zahlen zu veröffentlichen, das könnte WIRKLICH ein „Gamechanger“ sein – in die eine oder andere Richtung!
Aber NEIN, wir wissen es nicht.
Meine Standard-Erinnerung: BITTE bleiben wir alle respektvoll – keine parteipolitischen Aussagen, keine Diffamierungen, kein Lagerdenken, kein „aber die anderen machen das auch“, keine (Ab-)Wertungen und bitte auch keine Video-Links und Texte mit roten Rufzeichen bei mir – ich werde Kommentare zulassen, allerdings nur durch Freigabe meinerseits und für Leute, die ich schon freigegeben habe (spätere Rücknahme der Freigabe bei Respektlosigkeit nicht ausgeschlossen).
DANKE!
Positive News des Tages
Good news 1: Heute gab es – den dritten Tag in Folge – keinen Todesfall einer unlängst positiv auf C19 getesteten Person in Vorarlberg. Diese Meldung ist umso erfreulicher, als wir doch immer mehr Positive haben und dadurch die Möglichkeit, dass es tage ohne Todesfälle gibt, die unter die (siehe oben) C19-Todesfalls-Definition fallen, immer geringer wird.
Good news 2: Die Zahl der C19-IntensivpatientInnen bleibt bei zwei PatientInnen. Damit sind wir immer noch bei einer 3,8%igen Auslastung der Intensivbetten in Vorarlberg.
Good news 3: In elf (+4) Gemeinden sinken derzeit die Zahlen, wenn es um die Abgesonderten geht: Bludenz (den zweiten Tag in Folge), Eichenberg, Fußach, Gaschurn, Klösterle, Riefensberg, Röthis (-50%!), Sonntag, St. Gallenkirch, Thüringen und Zwischenwasser.
Good news 4: Es gibt immer noch 7 (+/-0) Gemeinden, die keinen einzigen Fall im Ort haben: Au, Bildstein, Damüls, Dünserberg, Schröcken, St. Gerold, und Warth.
Good news 5: FÜNF dieser sieben Orte haben bereits seit mindestens 40 Tagen keinen positiven Fall mehr beheimatet: Dünserberg (324), Warth (190), Schröcken (129), St. Gerold (83) und Bildstein (40).
Good news 6: Der Walgau und das Große Walsertal (die zwei Regionen, in denen es vor 14 Tagen recht rasch begann mit den ansteigenden Zahlen) haben heute beide SINKENDE Werte bei den Inzidenzen.
Noch ein paar Zahlen:
+ 11,46% aller Gemeinden in Vorarlberg haben eine Inzidenz von Null.
+ 11,46% aller Orte in Vorarlberg haben eine Inzidenz unter 50. – das heißt es gibt KEINE anderen „grünen“ Ortschaften zur Zeit außer den dunkelgrünen coronafreien!
+ Der Bezirk Bludenz hat eine Inzidenz von 374,53 (+15,48) – das entspricht 242 Fällen in den letzten sieben Tagen. Morgen fallen 39 Fälle aus den Zahlen heraus.
+ Der Bezirk Dornbirn hat eine Inzidenz von 280,72 (+33,03) – das entspricht 255 Fällen in den letzten 7 Tagen. Morgen fallen 13 Fälle aus den Zahlen heraus.
+ Der Bezirk Feldkirch hat eine Inzidenz von 423,93 (+37,38) – das entspricht 465 Fällen in den letzten 7 Tagen. Morgen fallen 34 Fälle aus den Zahlen heraus.
+ Der Bezirk Bregenz hat eine Inzidenz von 300,70 (+28,67) – das entspricht 409 Fällen in den letzten 7 Tagen. Morgen fallen 26 Fälle aus den Zahlen heraus.
+ Heute sind es 1.873 Menschen, die sich in Vorarlberg nach einem positiven C19-Test in Absonderung befinden. 122 (6,5%) davon sind theoretisch schon länger als 10 Tage in Isolation.
Die Fakten aus Vorarlberg:
– Testanzahl heute:1.039 PCR-Tests bzw. 13.975 Tests (ohne Wohnzimmer- und Schultests).
– Neue aktiv Positive: 252, das sind im Vergleich zu gestern -9 und im Vergleich zum 7-Tages-Schnitt +52.
– Neue Genesene: 93, das ist eine Veränderung um +27 im Vergleich zu gestern und +34 im Vergleich zum Wochenschnitt.
– Abgesonderte gesamt: 1.873 laut Land, das sind +159 seit gestern. (AGES-Zahl von gestern:1.792)
– Es liegen heute 28 (+0) Personen in einem Normalbett und 2 (0) Personen auf der Intensivstation.
– 0,47 % der – oder eine(r) von 214 – in Vorarlberg lebenden Menschen sind derzeit in Absonderung
Für die Tagesupdates bleibt’s bei Gadsenkinder-Bildern.
Hallo Oliver, können Sie mir das mit Gaißau bitte erklären? Wir sind dunkelgrün auf der Statistik, haben aber 2 positive Fälle. Bedeutet das, dass in den letzten 7 Tagen kein neuer dazugekommen ist? Weil laut Ages hatten wir am 8.10 2 Positive und 218 Genesene. Heute sind es 2 Positive und 219 Genesene. Ich notiere mir die Zahlen nicht täglich, darum weiß ich nicht, wann es den Wechsel gegeben hat. Aber für mich hieße das, dass eine Person seit mind. 8.10 positiv ist. Sehe ich das richtig? Schöne Grüße
Hallo Andrea!
Danke fürs Nachfragen! Gaißau hatte laut Landesdashboard den letzten positiven Fall am 16. Oktober. Der vorletzte war am 2. Oktober. Da ist es schon interessant,d ass derzeit zwei aktive Fälle angegeben sind. Demnach müsste hioer eine Person bereits seit 29 Tagen positiv sein. Der letzte Genesene stammt vom 13. Oktober… seither sind es 219.
Also entweder gibt’s da jemand, den man austzutragen vergessen hat, oder es gibt einen fall, der schon so lange positiv ist – auch der „jüngste Fall“ ist ja schon seit 15 Tagen aktiv positiv…
Sollte es sich dabeium eine Person handeln, die derzeit intensivmedizinisch betreut werden muss, dann könnte das eine Erklärung sein, denn solange diese personen im Krankenhaus bleiben, werden sie als coronapositiv gezählt…
Hoffe, ich konnte helfen!
Sg
Oliver Lerch
👏danke Oliver für deine informative Arbeit!👍
Bitte gerne, Stefan!
Steiermark hat desshalb so viele Tote, weil es in der Steiermark sehr viele alte Menschen gibt. Viele davon leben in Pflegeheimen…In der Steiermark werden lt. Gesundheit Steiermark mehr als 12 tausend Menschen in ca 210 Pflegeeinrichtungen stationär gepflegt. https://www.meinbezirk.at/graz-umgebung/c-regionauten-community/dramatische-zahlen-in-der-steiermark-und-in-pflegeheimen_a4428396 Obwohl in der Steiermark nur ein Bruchteil der älteren Bevölkerung in den Pflege- und Pensionistenheimen wohnen, gibt es dort ungefähr 45% der zugeordneten Corona Todesfälle und auch ungefähr 45% der zusätzlichen Todesfälle insgesamt.
In den steirischen Pflegeheimen wohnen im Jahresdurchschnitt 12.990 Heimbewohner, in der Steiermark leben über 255.000 Menschen die 65 Jahre und älter sind. 131.252 sind bereits 75 und älter.
Danke für die Arbeit, die Sie sich hier antun. Hervorragend!
Sensationell relativiernde Vergleiche 🙏….danke Oliver. Du bist so oft Lichtblick damit 🌞👏